Salvatore, R.A. - Todfeind2
der hoch aufragenden Gletscherwand emporschaute, wusste er, dass der Liegende dort mit Sicherheit tot war.
Die schwarze Kleidung des Mannes machte ihn sogar noch neugieriger, und als Cormack ihn erreichte, musste er sich angesichts der Feinheit und des geringen Gewichts des Stoffes am Kopf kratzen, da ihm dieses Material völlig fremd war.
Cormack sprang beinahe aus seinen Schuhen, als der Mann sich rührte.
»Yach, das ist aber ein zäher Bursche«, meinte Mcwigik, während er hinter Cormack auftauchte.
Nachdem sich der Schock ein wenig gelegt hatte, kümmerte sich Cormack sofort wieder um den Mann und brachte sein Ohr dicht genug an den Mund des Abgestürzten, um festzustellen, ob er irgendwelche Atemgeräusche hören konnte.
»Er lebt«, verkündete Cormack.
»Aber nicht mehr lange«, gluckste Mcwigik vor Vergnügen. »War besser für ihn gewesen, wenn ihm der Sturz für immer das Licht ausgeblasen hätte.«
»Aye, das hat wirklich wehgetan«, meinte Ruggirs abermals.
Cormack fuhr fort, den Mann zu untersuchen, und versuchte den Umfang seiner Verletzungen einzuschätzen. In Wahrheit dachte er, das Barmherzigste wäre wohl, wenn er diesen armen Kerl sterben ließe, um seine Schmerzen zu beenden, aber je genauer er ihn betrachtete, desto weniger ernst erschienen seine Verletzungen. Er nahm die Pauri-Kappe ab und stülpte sie dem Mann auf den Kopf.
»Dazu dürfte wohl etwas mehr nötig sein«, brummte Mcwigik, aber Cormack beachtete ihn gar nicht und fuhr stattdessen fort, den abgestürzten Mann zu bewegen, ein Bein oder einen Arm, oder indem er ihn zu einer halb sitzenden Haltung aufrichtete. Während der gesamten Prozedur gab der verletzte Mann keinen einzigen Laut von sich.
»Ich glaube nicht, dass er den ganzen Weg gestürzt ist«, sagte Cormack.
»Yach, aber er hat sich halb in den Schlamm eingegraben!«, hielt Mcwigik dem entgegen.
»Er könnte am Leben bleiben«, erwiderte Cormack. »Seine Verletzungen sind nicht so schlimm, wie wir zunächst erwartet haben.«
»Das kannst du gar nicht wissen.«
»Und du kannst nicht wissen, ob ich mich irre«, schoss Cormack zurück. »Dieser Mann kann am Leben bleiben. Wenn wir nur irgendwelche Edelsteine … Wir müssen ihn nach Yossunfier bringen. Helft mir, wir dürfen nicht warten.« Die Pauris sahen Cormack ungläubig an, und keiner rührte sich.
»Wir können ihn doch nicht so einfach sterben lassen!«, brüllte Cormack sie an, und alle vier brachen in schallendes Gelächter aus.
Cormack holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Die Pauris anzuschreien hätte wahrscheinlich zur Folge, dass er hier strandete, und das würde dem armen Kerl nicht im Mindesten helfen. »Bitte«, sagte er ruhig. »Es besteht die Chance, dass ich ihn retten kann. Wir Menschen graben keine Herzen ein und springen anschließend wieder aus der Erde.«
»Du solltest lieber vorsichtig sein, was du sagst«, warnte Pergwick, aber Cormack brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte er. »Doch es ist wichtig, dass ich ihn zu retten versuche.«
»Kennst du ihn?«, fragte Mcwigik.
»Nein, natürlich nicht.«
»Warum ist es dir dann so wichtig?«
»Weil es mir wichtig ist, einfach so«, entgegnete der zunehmend ungeduldige Cormack. »Bitte bringt mich nach Yossunfier, damit ich wenigstens versuchen kann, ihn zu retten.«
»Yach, aber du willst doch nur wieder deine Freundin mitnehmen«, hielt ihm Mcwigik vor.
»Sie kommt doch auf Grund unserer Vereinbarung mit uns.«
»Dann willst du nur, dass sie schon früher zu uns kommt, und wir haben dir bereits erklärt …«
»Sie wird uns eine große Hilfe sein«, gab Cormack zu. »Das werden alle ihre Leute. Rettet diesen Mann, und ihr helft euch selbst, sage ich.«
»Sobald wir nach Yossunfier kommen, sehen wir den Himmel voller Speere der Barbaren«, knurrte Mcwigik. »Du denkst, das ist alles so einfach, aber du bist ein blinder Narr. Wenn diese Barbaren uns kommen sehen, dann sind wir alle tot, ehe wir auch nur ihren Strand betreten. Meinst du etwa, das wäre für deinen platten Freund ’ne schöne Sache?«
Cormack holte ein weiteres Mal tief Luft und sah sich um. Es kam ihm so vor, als läge die Antwort unmittelbar vor ihm und als wartete sie nur darauf, enthüllt zu werden.
Dann lächelte er. »Vielleicht gibt es auch noch einen anderen Weg.«
»Du fragst dich sicher, warum ich dir erlaubt habe, so lange am Leben zu bleiben«, sagte Altvater Badden zu Bruder Jond, nachdem er den Mönch
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