Salvatore, R.A. - Todfeind2

sehr zum Missfallen der gefährlichen und mächtigen Samhaistaner, die aus ihrem Zorn darüber am Ende keinen Hehl mehr machten.
    »Ihr habt Euch verliebt«, sagte Dawson zu ihr.
    »Eine Narrheit. Ich habe mein Herz über meine Verantwortung gestellt, und nun leidet das ganze Land darunter.«
    »Diese Kirchen hätten den Kampf ohnehin begonnen, ob mit oder ohne Eure Taten«, hielt Dawson ihr entgegen. »So wie sie in den Lehen im Süden einen Stellvertreterkrieg führen, in dessen Vorlauf, wie es heißt, jeden Tag dreihundert Männer sterben.«
    Lady Gwydre nickte und konnte die Wahrheit in Dawsons Argumenten nicht leugnen, denn der gleiche Kampf um die religiöse Vorherrschaft über das Volk von Honce fand auch in den Lehen von Honce statt. Dort lief die Auseinandersetzung zwischen Abellikanern und Samhaistanern getarnt hinter der Fassade der kriegführenden Fürsten Delaval und Ethelbert ab. Doch war sie keinen Deut weniger heftig.
    Im Süden waren die Abellikaner siegreich, denn ihre Edelsteinmagie – sowohl deren heilenden als auch zerstörerischen Kräfte – wurde von den zahlreichen Fürsten, die um die Vorherrschaft stritten, begehrt. Im ruhigeren Norden, wo nur wenige Abellikaner und noch weniger Edelsteine im Land herumspukten, hatten die Samhaistaner Zuflucht gefunden. Das hatten sie jedenfalls geglaubt. Durch weise und alte Traditionen mit den Jahreszeiten und kleinem und großem Getier verbunden, war das samhaistanische Wissen den Männern von Vanguard von großem Nutzen gewesen.
    Aber dann hatte sich Lady Gwydre in einen abellikanischen Bruder verliebt.
    »Es wird weitere Tethmawles geben«, prophezeite Lady Gwydre ernst. »Eine Gemeinde nach der anderen wird geplündert werden.«
    »Ich bitte Euch, dies nicht Euren Untertanen zu offenbaren, Milady.«
    Gwydre schüttelte den Kopf, um ihr Missfallen über Dawsons unverblümte Empfehlung auszudrücken. Und diese Reaktion machte Dawson klar, dass sie nicht melodramatisch war. Sie wusste, dass sie im Begriff war, die Horden aus dem Norden – die Legionen Altvater Baddens – zu verlieren.
    »Meine Beratungen mit Häuptling Danamarga sind nicht sehr gut verlaufen«, gestand Gwydre. Sie sprach von dem mächtigen Anführer eines befreundeten alpinadorischen Stammes, mit dem die Männer von Vanguard häufig Handel trieben. Er hatte Gwydres Tafel in der Burg Pellinor oftmals mit seiner Anwesenheit beehrt. »Höchstwahrscheinlich wird er seinen Clan aus den Kämpfen heraushalten.«
    »Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Dawson. »Seine Krieger sind stark.«
    »Aber er wird auch nicht zu unseren Gunsten auf die anderen Stämme einwirken.«
    »Der samhaistanische Einfluss unter den Alpinadoranern ist groß. Aber ist er auch groß genug, um sie mit den hässlichen Kobolden und den hellhäutigen Trollen ein Bündnis eingehen zu lassen?«
    Lady Gwydre zuckte die Achseln und ließ den Blick wieder über das ausgebrannte Dorf schweifen. »Wir verlieren, und Danamarga ist ein praktischer Mann. Wenn Vanguard von den Siegern aufgeteilt wird, würde er seinem Clan einen schlechten Dienst erweisen, falls er freiwillig auf diesen Bodengewinn verzichtete.«
    »Vanguard ist vorwiegend Land. Ohne uns ist es leeres Land«, argumentierte Dawson. »Welchen Nutzen würde es den Alpinadoranern also bringen? Welchen Sinn hat dieser Krieg?«
    Gwydre nickte verstehend. Die Samhaistaner, so glaubten sie, stachelten die Monster und die Barbaren an, doch die tiefere Logik sagte Gwydre und ihren Beratern, dass Altvater Badden im Grunde gar nicht die Absicht hatte, die Vanguard-Männer aus dieser Region zu vertreiben und Flüchtlinge über den Golf von Korona zurückzujagen.
    »Altvater Badden und seine Jünger wollen den Kobolden und den Trollen keinesfalls behilflich sein«, sagte Dawson. »Ebenso wenig den Barbaren von Alpinador, die treu zu ihren eigenen Göttern stehen.«
    »Göttern, die den samhaistanischen Gottheiten gar nicht so fern sind«, gab Dawson zu bedenken.
    »Das stimmt schon, aber würdet Ihr erwarten, dass Danamarga und die anderen Häuptlinge ihre Macht und ihren Einfluss Baddens armseligen Priestern überlassen? Das werden sie natürlich nicht tun.«
    »Dann findet dieser Krieg statt, um mir eine Lektion zu erteilen«, sagte Gwydre.
    Dawson zuckte die Achseln, denn dem konnte er nicht widersprechen. »Er soll die Abellikaner über das Wasser zurücktreiben und Vanguard für die Samhaistaner sichern«, fügte er hinzu. »Wir alle – sogar Lady Gwydre – stehen in