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Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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beständiges Grollen, das wie ein rollendes »R« klang. Schließlich brach es und wiederholte sich in seiner Klangfarbe wie eine Welle, die dicht am Ufer über sich selbst hinwegspült.
    Es nahm wieder an Lautstärke zu, füllte Cormack mit seinem düsteren Schwingen und lockte ihn tiefer in die Dunkelheit. Er folgte ihm, eine rein instinkthafte und gedankenlose Reaktion. Er wusste weder, ob ihn der Klang aus dem Abgrund holte, noch, gefangen in einem Zustand nahezu vollkommener Leere, ob er die Dunkelheit überhaupt verlassen wollte.
    In diesem Augenblick wollte Cormack überhaupt nichts mehr. Wenn überhaupt etwas, dann war er bloß da. Ein Zustand reiner Existenz oder reinen Nichtseins, er konnte sich nicht entscheiden, was es war. Aber das rollende »r« zog ihn weiter, als führte es ihn an den Rand einer Klippe. Er machte einen Schritt vorwärts und stürzte in die Schwärze. Seine Augen öffneten sich, und kristallines Leuchten blendete ihn. Empfindungen kehrten zurück und mit ihnen sein Bewusstsein.
    Das Licht war die Sonne, die vom Wasser funkelnd gespiegelt wurde. Der Geschmack in seinem Mund war Sand, denn er lag bäuchlings am Strand. Der Klang war ein Lied, ein Pauri-Gesang.
    Mit großer Mühe drehte Cormack den Kopf zur Seite. Die Zwerge drängten sich mit ihren Blutkappen in einem Kreis, die Arme hatten sie einander über die Schultern gelegt. Sie drehten ihr lebendes Rad in einem vollendeten Rhythmus, ein paar Schritte nach links, ein paar Schritte zurück nach rechts, während sie sangen:
     
    Legt mich tief in die Erde so kalt
     Ich bin tot, aber noch gar nicht so alt
    Hab gekämpft für der Kappe Schein
    Hab jetzt Zeit für n langes Nickerlein
    Weinet nicht und grabt mich ein – so brav
    Will keinen Lärm in meinem ew'gen Schlaf
    Stand meinen Mann und war nicht dumm
    Doch der andre gewann und haut' mich um
    Legt mich tief in die Erde so kalt
    Ich bin tot, aber noch gar nicht so alt
    Weinet nicht und grabt mich ein – so brav
    Will keinen Lärm in meinem ew'gen Schlaf
     
    Cormack versuchte den Kopf zu heben, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, und erst jetzt begriff der Mönch, dass er gefesselt war, die Hände schmerzhaft auf dem Rücken hochgezerrt, während die rauen Pflanzenranken tief in seine Handgelenke schnitten. Schlimmer noch als diese Fesseln war der Schmerz, der durch seinen Kopf schoss. Sobald Cormack sein Kinn aus dem Sand hob, sackte er wieder zurück und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als heißes Feuer in seinem Hinterkopf aufloderte.
    Er schloss die Augen, schmeckte den Sand und versuchte grollend, der brennenden Qual Herr zu werden. Er wollte die Hände heben und die Stelle berühren, aber seine Hände konnte er nicht befreien.
    Nach und nach verebbte der Schmerz, der Pauri-Gesang setzte sich fort und ihr Kreis drehte sich nicht weit vom Strand nach links und nach rechts. Diesmal wälzte Cormack seinen ganzen Körper herum, anstatt zu versuchen, nur den Kopf zu heben. Und er brachte es fertig, einen besseren Blick auf den Tanz der Pauris zu erhaschen. Er erkannte jedoch nur, dass die Pauris einen bestimmten Punkt umkreisten, etwas ganz Bestimmtes. Während er den Worten ihres kleinen Liedes folgte, löste er das Rätsel.
    Cormack schwieg, da er die friedliche Zeremonie nicht unterbrechen wollte. Es ging für eine Weile weiter, bis sich der Ring der Zwerge schließlich öffnete und ein Steinhaufen zu sehen war. Immer noch singend und sich rhythmisch bewegend, machten die Zwerge gleichzeitig kehrt, sodass sie nicht mehr Schulter an Schulter standen, sondern stattdessen eine Schlange bildeten, während sie herummarschierten und sich dann vom Grab ihres gefallenen Gefährten entfernten.
    »Bist du endlich wach?«, fragte der führende Zwerg, als sie den Strand erreichten und sich zerstreuten. »Dachte schon, du würdest den ganzen Tag verschlafen.«
    »Wäre besser für ihn, wenn er es täte, nicht wahr?«, fügte der zweite Zwerg mit düsterer Stimme hinzu. »Wäre für ihn besser gewesen, auf seine Freunde zu hören und in ihr Heim aus Stein zurückzukehren.«
    »Bedeutet aber mehr Spaß für uns, dass er es nicht getan hat«, meinte ein anderer, verließ die Schlange und riss sich die rote Kappe von seinem haarigen Schädel. Gleichzeitig zog der Zwerg ein gekrümmtes Messer mit gezackter Klinge hervor, die bereits mit Blut beschmiert war, und Cormack wusste, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Pauris – die man auch als Blutkappen kannte –

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