Salvatore, R.A. - Todfeind2
Mcwigik.
»Yach, aber du schenkst ihm jetzt sein Leben«, gab einer der Zwerge hinter Pragganag zu bedenken. »Ist das nicht genug?«
»Aye, das ist genug«, sagte ein anderer.
»Nee«, brüllte Mcwigik und wedelte mit der freien Hand herum. »Wir machen es interessanter. Wenn dieser magere Mensch gewinnt, geben wir ihm Pragganags Kappe.«
»Aye!«, sagte Bikelbrin und sah, wie sich alle Gesichter ringsum – außer Pragganags natürlich – aufhellten.
»Dich hat wohl der Dämon geküsst!«, schimpfte Pragganag.
Aber Mcwigik hatte schon eine Antwort parat. »Willst du etwa sagen, du kannst es Mann gegen Mann nicht mit einem klapperdürren Menschen aufnehmen?«
»Yach!«, protestierte Pragganag, fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und entfernte sich.
»Hast du gehört, mein Junge?«, wollte Mcwigik von Cormack wissen, der ihn verblüfft ansah. »Das nächste Mal, wenn Sheila nicht zu sehen ist. Hast einen Monat Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. Du kommst raus, und du kommst allein.«
Die Welt drehte sich noch immer um ihn, und Cormack bekam von allem kaum etwas mit. Aber er brachte immerhin ein Kopfnicken zustande.
Mcwigik und Bikelbrin betteten ihn wieder in den Sand, und Cormacks Gedanken lösten sich in einem schwarzen Nebel auf.
Beobachter, die der schamanistischen Eigenheiten unkundig waren, hätten es wahrscheinlich für einen Tanz gehalten, allerdings für einen sehr schönen. Milkeilas nackte Füße führen durch den Sand und zeichneten in einem vorgeschriebenen Muster Linien, während sie sich drehte und wiegte und leise dazu sang. Sie führte den rechten Fuß über ihren linken, setzte ihn dann mit der Ferse auf, knickte auf anmutige Weise ihr Fußgelenk ab, um die Ferse aus dem Sand zu heben und dafür den großen Zeh hineinzubohren. Sie verlagerte ihr Gewicht auf den Ballen des anderen Fußes und drehte eine langsame Pirouette.
Es war der Kreis der Kraft.
Milkeilas Hände streckten sich parallel etwa ein Fuß weit nach links. Ihr Gesang wurde lauter, und sie wühlte den großen Zeh tiefer in den Sand und schuf eine Verbindung zu der Energie in der Erde unter sich. Dann drehte sie die Handflächen nach oben, streckte die Hände zum Himmel und zog diese Kraft durch ihre Geste höher. Dann sanken ihre Hände in einem graziösen Bogen vor ihr herab, und sie wiederholte diese Bewegung auf der rechten Seite.
Die Energie stieg diesmal viel leichter, geradezu bereitwilliger auf, wie sie in ihrer Seele spüren konnte. Daher – als ihre Hände sich zum Himmel streckten – machte sie eine weitere Drehung und wandte sich mit ihrem Gesang an den Gott des Windes. Gleichzeitig drehte sie die Handflächen, wobei sie auf eine genaue Symmetrie ihrer Gesten achtete. Sie spürte, wie sich der Wind in ihren Händen sammelte, deshalb ließ sie sie wieder sinken, bis sie an ihren Seiten herabhingen. Ihre Daumen klopften auf die Hüften und wanderten weiter hinab, um ihre nackten Beine unterhalb des Saums ihres kurzen Rocks zu streicheln. Dann drückten sie gegen die Außenseiten der Knie und anschließend gegen die Schienbeine, während sie sich so tief zusammenkauerte, dass ihre Hände flach auf dem Erdboden lagen.
Die Schamanin presste die Kraft des Windes ins Erdreich und fachte das Feuer der Lava an, die sie aus der Tiefe heraufgelockt hatte. Der Erdboden um sie herum – innerhalb ihres gezeichneten Kreises – begann zu dampfen und zu blubbern. Trotz der Konzentration, die sie für diese Zeremonie aufbringen musste, konnte Milkeila der Versuchung nicht wiederstehen, mit ihren Gedanken in den Rubin einzutauchen, der an der Edelsteinhalskette hing. Sie spürte die Kraft, die in ihm steckte und von der er vibrierte, und leitete auch sie in die Erde.
Ein winziger Krater öffnete sich und schleuderte heißen Dampf mehrere Fuß hoch in die Luft, begleitet vom beifälligen Nicken der versammelten Clansmänner und Clansfrauen. Mehrere von ihnen ergriffen ihre mit Fischen gefüllten Eimer, da sie wussten, dass der Kochkreis kurz vor seiner Vollendung stand.
Milkeila spürte die Wärme unter ihren nackten Füßen und wusste, dass sie ihre Sache gut gemacht hatte. Doch als ihr Mentor, Toniquay, sie mit einem lauten Ruf permid ashaman yut nannte, empfand sie eher Schuld als Stolz. Denn das war ihr Titel, Erste Schamanin von Youth, die vielversprechendste Priesterin ihrer Generation. Sie wusste, sie hatte sich diese Ehre redlich verdient und war längst für den Ritterschlag ausersehen, ehe die
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