Salvatore, R.A. - Todfeind2
»Ich werde Pater Malskinner bitten, auch noch andere Brüder zu beteiligen. Unsere vereinten Kräfte werden den Zustand der Heilung gewiss verlängern.«
»Natürlich«, sagte Cadayle.
»Vor der Parvesper morgen«, sagte Fatuus und meinte damit die Abendzeremonie. »Wir werden morgen den ganzen Tag unterwegs sein und den tapferen Männern in den Docks unsere Dienste anbieten.«
»Den Sklaven des Krieges?«, fragte Cadayle. »Wir haben sie in ihrer Drangsal gesehen, als sie wie Hunde geprügelt wurden.«
»Der Abschaum Ethelberts?«, fragte Fatuus, das nackte Entsetzen in den Augen. »Nein, die ganz sicher nicht. Nein, nein, gute Frau. Ich spreche von den Freibeutern.« Er deutete auf zwei Schiffe, die auf dem Fluss nördlich der Anlegekais ankerten und unter keiner Flagge segelten. Zumindest konnte Cadayle nichts dergleichen erkennen.
»Freibeuter?«
»Freie Männer«, erklärte Fatuus. »Weder Ethelbert noch dem guten Fürsten Delaval verpflichtet. Sie kamen auf Geheiß Fürst Panlamaris des Kühnen hierher, des Führers von Palmaris-Stadt, der sie in den vereinten Kampf gegen Ethelbert und seine dunkelhäutigen Lakaien einbinden will.«
»Er will sie kaufen, meint Ihr sicher«, hielt ihm Cadayle entgegen.
»Sie werden in harter Münze entlohnt, ja«, sagte Fatuus. »Und mit dem Wirken der Brüder der Kapelle des Kostbaren Andenkens. Um mit von Gott gegebenen Magie ihre mit Blasen übersäten Füße und die zahlreichen Wunden nach den Wochen auf See zu heilen. Es ist das Mindeste, das wir zum Kampf des guten, tapferen Fürsten Delaval gegen den südlichen Abschaum namens Fürst Ethelbert beisteuern können.«
Cadayle wandte sich zu Bransen um, der trotz seiner Storch-Pose ein schelmisches Grinsen zeigte. Sie wussten beide, dass die abellikanischen Kapellen im Südosten Ethelbert in gleicher Weise zu Diensten waren, wie diese im Westen und Norden Delaval unterstützten – alles nur aus praktischen Erwägungen.
Callen hatte kaum die Tür des Zimmers geschlossen, das die drei in einem Gasthaus in Palmaris-Stadt gemietet hatten, als Bransen seinen Seelenstein hervorholte und sich unter seiner schwarzen Seidenmaske auf die Stirn band.
»Freibeuter«, sagte er in seiner kräftigen und deutlichen Stimme – ohne eine Spur von Storch. »Söldner.«
»Was denkst du?«, fragte Callen.
»Ich vermute, mein Mann ist der Meinung, dass es zu gefährlich ist, unsere Beute in den Satteltaschen auf Doullys Rücken zu lassen«, erwiderte Cadayle, und Bransen nickte bestätigend.
»Ich hatte vorgehabt, den Reichtum unter den einfachen Leuten in der Umgebung zu verteilen, befürchtete jedoch, dass man die Juwelen erkennen würde«, erklärte Bransen. »Ich möchte die Leute nicht in Schwierigkeiten bringen – die gleichen Schwierigkeiten, die wir beiden durch Fürst Prydae bekamen, als ich Cadayle die gestohlene Halskette schenkte.«
»Erinnere mich bloß nicht daran«, sagte Callen. »Hatte ich dich nicht gebeten, die gestohlenen Münzen und den Schmuck in den Fluss zu werfen und das Ganze zu vergessen?«
»Nichts anderes will ich jetzt tun.«
»Indem du den Freibeutern die Schätze zukommen lässt und von ihnen verlangst, mit Fürst Delaval ein falsches Spiel zu treiben«, sagte Callen vorwurfsvoll. »Schlägst du dich jetzt auf die Seite Ethelberts?«
»Mir ist es gleich, wenn sie sich gegenseitig abmurksen«, sagte Bransen. »Aber ich finde es köstlich, Yeslniks Schätze zu benutzen, um Fürst Delaval die Verbündeten abspenstig zu machen.«
»Genauso köstlich wie die Tatsache, dass sich der Storch zum Helden macht, indem er die Kreise der Fürsten stört?«, fragte Cadayle. Bransen, der soeben im Begriff war, sich sein schwarzes Hemd überzustreifen, hielt inne und sah sie entgeistert an.
Cadayle zuckte jedoch nur die Achseln und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Ihre Bemerkung war sehr direkt gewesen, aber sie – und wahrscheinlich nur sie allein – hatte das Recht erworben, sich ihm gegenüber in dieser Weise zu äußern. Bransen machte es nichts aus, wenn Cadayle auf seine Rolle als Storch anspielte, da nur sie bereits vor der Erschaffung des Wegelagerers zu ihm gestanden hatte, damals, als er die Edelsteinmagie entdeckte, die ihm gestattete, sich zeitweise von den Fesseln seiner Behinderungen zu befreien.
Bransen beendete seine Verkleidung durch die schwarze Kombination, die seine Mutter aus Behren mitgebracht hatte, indem er den abgetrennten Stoffstreifen über das auffällige Muttermal auf seinem
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