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Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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gelegentlichen Flattern des Segels im leichten Wind oder einem leisen Plätschern des Wassers am Rumpf glitt das Boot mit den fünf Männern nahezu lautlos durch den Nebel. Androosis saß vorn und ließ die Beine zu beiden Seiten des Bugs herabhängen. Da sich der Bug hoch genug aufwölbte, bestand keine Gefahr, dass sich Androosis nasse Füße holte. Mit achtzehn war er mehr als zehn Jahre jünger als die anderen Alpinadoraner im Boot – es waren drei wettergegerbte Steuerleute und der älteste der Gruppe, der Schamane Toniquay. Kein Haar war mehr auf Toniquays Kopf zu sehen, und mit seiner vom Alter straff gespannten und mit braunen Punkten gesprenkelten hellen Haut bot er einen eindrucksvollen Anblick: als ob er längst im Grab gelegen hätte und wieder zurückgekehrt wäre. Die wenigen Zähne, die in seinem Mund noch übrig waren, standen völlig schief und glänzten gelb. Der dünne Schnurrbart, den er trug, schien je nach Einfall des Lichts nicht mehr als ein Schatten zu sein.
    Ein weiterer Mann kauerte an der hinteren Reling und bediente das Ruder und das Segel, und die beiden anderen Matrosen saßen vor Toniquay in der Mitte des fünfzehn Fuß langen Bootes. Jeder hielt ein Paddel auf dem Schoß, bereit, es auf Geheiß des Steuermanns zu benutzen.
    Lange Leinen spannten sich hinter dem Boot, jede war mit zahlreichen Haken ausgestattet. Der Fang war bisher mager gewesen, nur zwei ziemlich kleine silbern glänzende Forellen zappelten in den vielen Eimern im flachen Bootsrumpf zwischen Androosis und den Paddlern.
    »Es ist viel zu ruhig«, sagte Canrak, der mürrische Mann am Steuerruder. Obwohl er noch nicht so alt war – tatsächlich war er neben Androosis der Jüngste im Boot –, wirkte sein Gesicht derart faltig, dass es schien, als hätte jemand verschiedene Hautlappen in der Form eines Kopfes aufeinander geschichtet. Fügte man dem noch einen schwarzen Bart hinzu, der an Stellen wucherte, wo er es eigentlich nicht tun sollte, dafür aber an anderen Stellen nicht wuchs, wo er es eigentlich hätte tun sollen, so war Androosis überzeugt, dass der schlanke und schlaksige Canrak wahrscheinlich das hässlichste menschliche Wesen war, das er je gesehen hatte. Das genaue Gegenteil von Androosis, der mit seiner hellen Haut und seinem blonden Haar bereits den Blick fast jeder jungen Frau auf Yossunfier auf sich gelenkt hatte. Hochgewachsen und stark mit breiten Schultern und einer athletischen Gestalt, fiel er als einer der vielversprechendsten Krieger des Stammes auf. Und diese Tatsache, so wusste er, hatte keine geringe Rolle für Toniquays Entscheidung gespielt, ihn auf diese langen Fischfangexkursionen mitzunehmen.
    »Er ist heute still und glatt, aber nicht zu sehr«, erwiderte Toniquay. »Mithranidoon ist ein Segen, ob bei Sturm oder bei Windstille.«
    Er redete zwar mit Canrak, Androosis wusste jedoch, dass der unangenehme alte Schamane diese Worte eigentlich an ihn gerichtet hatte. Toniquay wusste von Androosis' Freundschaft mit Milkeila, und er hatte den Protest vor Wochen angeführt, als sie sich erdreistet hatte, eine Expedition zu den Gestaden jenseits des Mithranidoon vorzuschlagen. Im Anschluss an Milkeilas verwegenen Vorschlag war es kein Geheimnis: Die Stammesälteren hatten die verschiedenen Aufgaben dergestalt aufgeteilt, dass die vermeintlichen Verschwörer getrennt gehalten wurden. Tatsächlich hatten sich einige dieser Älteren – wie Toniquay – ganz offen mit ihrem Wissen gebrüstet. Als die fünf an diesem Morgen das Boot bestiegen, hatte Toniquay im Flüsterton zu Androosis gesagt, dass »dies hier für dich die Gelegenheit ist, die Wahrheit zu erfahren. Nicht durch die verwirrenden Hoffnungen einer jungen Frau, die enttäuscht ist, unter ihresgleichen keinen willigen Geliebten gefunden zu haben.«
    Androosis hatte auf diesen lächerlichen Vorwurf gegen Milkeila nichts erwidert, was immer noch wie eine schwere Last auf seinen stolzen Schultern lag. Aber er wollte sich nicht mit Toniquay streiten – ganz bestimmt nicht! Denn auf Yossunfier durfte es solche Unstimmigkeiten nicht geben. Die Hierarchie von Androosis Stamm, Yan Ossum, ähnelte der aller anderen alpinadorischen Stämme. Den Älteren gebührte große Achtung, ihre Meinung hatte großes Gewicht, wobei die älteren Schamanen an der Spitze der Hierarchie standen. Nur Pennervike, der Große Anführer Yan Ossums, stand noch über ihnen.
    »Glaubst du, dass wir hier draußen unsere Zeit vergeuden, Freund Androosis?«,

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