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Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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sich und bildeten einen engen Kreis um sie. Laub kräuselte sich und verkohlte, und winzige Rauchwölkchen stiegen am Ende vom Erdboden auf.
    Milkeila war außer Atem, körperlich und geistig nahezu entkräftet. Sie ließ den Blick in die Runde wandern, sah die Spuren der Zerstörung und erkannte, dass dies alles war, was sie zustande bringen konnte. Sie führte die Edelsteinhalskette an die Lippen und küsste sie. Dabei dachte sie an Cormack und an die Verheißungen, die sie geteilt hatten. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie gar nicht so verschieden waren, diese Religionen der Erde und der Edelsteine. Und sie war – ebenso wie Cormack davon überzeugt, dass die wichtigen Antworten in ihrer Verbindung, in ihrer Einheit zu finden waren.
    Wenn dieser Zustand nur irgendwann einmal erreicht werden könnte.
    Milkeila schaute auf den See hinaus und in die Richtung, die Toniquay und Androosis eingeschlagen hatten, und Zweifel und Angst brannten in ihren Eingeweiden.
    Androosis drehte sich zur Seite, um den Mann anzusehen, und wollte schon die Frage beantworten, verkniff es sich jedoch, weil er erkannte, dass es hier keinen Kompromiss gab, dass Toniquay ihn zu Eingeständnissen verleiten wollte, die später dazu benutzt werden könnten, die Gruppe der jungen Verschwörer noch mehr zu zersplittern. Wenn Androosis wahrheitsgemäß antwortete, würde Milkeila die Auswirkungen dieser Antwort zu spüren bekommen. Wenn er es aber nicht tat, würde Toniquay dies als weiteren Beweis dafür betrachten, dass sich die jungen Erwachsenen des Yan Ossum gegen die Traditionen auflehnten, die den Stamm seit ungezählten Generationen hatten ständig weiter aufblühen lassen.
    Daher sagte Androosis nichts.
    »Kümmere dich um die Schnüre«, befahl Toniquay, ohne auch nur zu blinzeln.
    »Es ist nichts dran«, meldete Canrak von hinten, aber Toniquay achtete nicht darauf.
    »Holt sie ein«, sagte der alte Schamane. »Mal sehen, ob wir unsere Zeit gewinnbringender vergeuden können.«
    Androosis studierte Toniquay eine ganze Weile, und der alte und verhutzelte Mann blinzelte noch immer nicht. Blinzelte Toniquay überhaupt jemals? Würde er mit weit offenen Augen sterben und bis in alle Ewigkeit so in der kalten Erde liegen?
    Androosis schob sich schließlich behutsam an den zappelnden Forellen und hinter den Männern auf den Ruderbänken vorbei. Ganz bewusst konzentrierte er seinen Blick auf den hinteren Teil des Bootes, während er an Toniquay vorbeikam, denn er konnte bei jedem Schritt geradezu körperlich spüren, wie sich die Augen des Schamanen in seinen Rücken bohrten.
    Canrak lachte ihn leise aus, schenkte dem Narren aber keine Beachtung – jeder auf Yossunfier hielt ihn für einen vollkommenen Narren – und begann, nach und nach die langen Schnüre einzuholen.
    Ehe sie allesamt an Bord waren, bedeutete Toniquay den beiden Männern auf der Bank, sie sollten ihre Paddel eintauchen. »Bring uns nach rechts, eine halbe Wende«, gab der Schamane Canrak den Befehl.
    Canrak nickte und ergriff das Steuerruder, hielt dann jedoch inne und sah Toniquay seltsam an. »Halb rechts?«
    »Halb rechts.«
    »Yossunfier liegt links und weit zurück?«
    »Hältst du mich für zu dumm, das zu wissen?«
    »Nein, Meister, aber …« Canrak verstummte und befeuchtete seine Lippen. »Halb rechts«, sagte er und drehte entsprechend das Steuerruder, das für Androosis ein Hindernis darstellte, während er rechts von Canrak die lange Schnur an Bord zog. Der junge Mann hielt sich außerhalb der Reichweite des eingeschlagenen Steuerruders und behielt dabei den offensichtlich beunruhigten Canrak im Auge.
    »Halb rechts und geh wieder auf geraden Kurs, stell das Segel voll in den Wind«, befahl Toniquay. »Und dann paddelt, was das Zeug hält.«
    »So tief ist das Wasser hier noch nicht«, wagte Canrak zu erwidern, aber falls Toniquay es gehört hatte, verriet er es durch keine Geste.
    Canrak drehte sich zu Androosis um und schickte ihm einen besorgten Blick, aber der junge Mann, bei Weitem nicht so erfahren mit den Eigenheiten des Mithranidoon, reagierte nicht. Er holte die Schnur weiter ein und warf säuerliche Blicke zu Toniquay zurück, der ihm den Rücken zuwandte und nicht auf ihn achtete. Hier ging es nicht ums Fischen, das verstand Androosis. Toniquay war gar nicht hergekommen, um die Beute des Tages zu holen. Dieser Ausflug betraf Androosis und die Verschwörung der jungen Erwachsenen, die diesen See, der ihre Freiheit so schmerzhaft einengte,

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