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Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Mutterkirche des Abellikanischen Ordens kam es mir so vor, als käme ich auf meiner langen Reise voran, als sei ich im Begriff, einen sehr wichtigen und aufregenden Schritt zu tun.
    Ich fragte mich, ob ich Garibond verriet, meinen geliebten väterlichen Freund, der mich aufgezogen und meine Unzulänglichkeiten klaglos hingenommen und mich bedingungslos und ohne Scham geliebt hatte. Mein Weg dagegen schien mich zu dem Mann zuführen, der mich gezeugt hatte, und auf diesem Weg war ich voller Eifer unterwegs. Was bedeutete dies für Garibond und die Opfer, die er gebracht hatte?
    Und was erwartete ich eigentlich von diesem Mann, Bran Dynard?
    Und warum war er nicht zu mir zurückgekehrt? Mehr als zwei Dekaden waren verstrichen, seit er Pryd-Stadt verlassen hatte und nicht zu seiner Frau SenWi und seinem Kind zurückgekommen war.
    Während ich über all diese Dinge nachgrüble, taumelt mein Geist und schwankt und stellt unerwünschte Fragen. Und auf all dies habe ich keine ausreichenden Antworten, denn ich werde nicht wissen, was ich für Bran Dynard empfinde, ehe ich ihm nicht gegenübertrete. Ich werde seine Antworten auf meine Fragen niemals kennen, ehe er sie mir nicht gegeben hat. Ganz gewiss werde ich nicht wissen, welche Auswirkung es auf mein Andenken an Garibond haben wird, der vor so langer Zeit dahingegangen ist.
    Und in der Tat ist dies die Frage, die sich am wenigsten beantworten lässt, denn die Wahrheit liegt offen zu Tage und wird dennoch durch ein Gefühl der Schuld verdüstert, dieses wirkungsvollste aller Hemmnisse. Ich liebte und liebe Garibond immer noch mit Herz und Seele. Ich würde mich, ohne zu zögern, in das verzehrendste Feuer werfen, um ihn zu retten! Ich würde alles – wirklich alles – dafür tun, ihn zurückzuholen!
    Was meinen Erzeuger betrifft, so bin ich mir da nicht so sicher. An Er an Dynard habe ich nur Erwartungen, die bislang auch meine Vorurteile bestimmen.
    Nun, nur diese und das Buch Jhest, den Folianten, den er schrieb – oder zumindest abgeschrieben hat. Denn dessen Inhalt konnte nur jemand in all seinen Feinheiten wiedergeben, der das Buch auch verstand. Vielleicht bleibt dieses Buch auf ewig die Ursache meines inneren Widerstreits, die Quelle für Freude und Beklommenheit.
    Denn ich habe den innigen Wunsch, jenen Mann zu treffen, der dieses Buch geschrieben hat, dieses wundervolle Werk, das mich aus meiner elenden Hilflosigkeit erlöst hat, selbst wenn er mit mir nicht im Blut verbunden ist und ich die Verbindung zu dem, was er schrieb, nur in meinem Herzen spüre. Allein auf dieser Grundlage kann ich meine Reise beginnen.
    Wie könnte es auch anders sein? Ich möchte den Mann, der dieses wundervolle Buch geschrieben hat, genauso gerne kennenlernen, wie ich den Mystikern von Behren begegnen möchte, die nach den Lehren dieses Buches ihr tägliches Dasein gestalten. Und diese Reise birgt für mich keinerlei Gefahr, denn ganz gleich, wie meine Begegnung mit Bran Dynard auch verläuft, mir bleibt immer noch die Wolkenfeste. Mir bleibt die Hoffnung.
    Wird dies ein guter Schritt für mich sein? Denn trotz all meiner anderen Befürchtungen diesen Fremden betreffend, erwarte ich nur wenige oder überhaupt keine familiären Empfindungen. Daher vermute ich, dass ich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht werden kann, und ganz gleich, welche Denkweise Bran Dynard jetzt vertritt oder was immer er zu meiner weiteren Genesung beitragen oder nicht beitragen kann, so hat er mir bereits so viel gegeben, dass ich für ihn keinerlei Zorn empfinde.
    Vielleicht tue ich es aber doch. Vielleicht erweist sich mein Zorn über seine Weigerung oder Unfähigkeit, zu SenWi und mir zurückzukehren, als eine stärkere Abneigung, als ich erwarte. Vielleicht ist es ein Dorn, der viel tiefer in meinem Herzen steckt, als ich im Augenblick begreife.
    Und mit einem ergebenen Seufzen muss ich eingestehen, dass der einzige Trost dieser Reise vielleicht darin liegt, dass sie mir gestattet, die noch strapazenreichere Wanderung zur Wolkenfeste aufzuschieben.
     
    BRANSEN GARIBOND

9
     
    VON DER MÜHSAL ZUR FREIHEIT
     
     
     
     
    Dawson McKeege stand am Bug seines zweimastigen Küstenseglers Lady Dreamer und genoss den grandiosen Anblick des Ozeans und der Küste, den er nie leid wurde. Denn vor dem Schiff ragte eine dreihundert Fuß hohe Klippe auf, eine Felsbastion in Braun und Grau, und oben darauf, als wüchse sie aus dem Fels heraus, stand die Kapelle Abelle, der Mittelpunkt der wachsenden und

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