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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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tun hat. Er scheint mir kein verschlagener Typ zu sein. Sehr geradlinig. Ich hätte nichts dagegen, mich einmal in Ruhe mit ihm zu unterhalten, wenn all das vorbei ist. Er ist der einzige Mann, den ich kenne, der in Sydney gewesen ist. Er ist einfach unglaublich.«
            »Und Sie sind naiv«, fuhr Reynolds ihn an. »Wie viele Männer kennen Sie, die in unserer und in einer feindlichen Marine gedient haben? Ich sage Ihnen, der Mann ist der geborene Überläufer. Mir ist gleich, was für Geschichten er erzählt, ich werde den wahren Jorgensen schon ans Licht bringen. Und so lange bleibt er hier. Lassen Sie ihn in der Zelle mit Aasgaard und schicken Sie jemanden runter, der sich den Kerl mal ansieht. Jorgensen behauptet, er sei krank. Es hat keinen Sinn, daß wir diesen sogenannten Captain mehr verstimmen als unbedingt nötig.«
            »Ich würde meinen, ihn auspeitschen zu lassen wird ihn verstimmt haben«, sagte Somerville gedehnt.
            »Das hat er sich nur selbst zuzuschreiben. Und jetzt kümmern wir uns um seinen dänischen Freund, das wird ihm gefallen. Aasgaard ist jünger, nicht wahr?«
            »Ja. Er war einfacher Matrose auf der Admiral Juul. Für ihn ist es das größte Glück auf Erden, die Zelle mit seinem Captain teilen zu dürfen.«
            Reynolds seufzte. Keiner seiner Untergebenen verstand wirklich etwas von Spionageabwehr, sie waren allesamt Holzköpfe. Er fragte sich, ob man Aasgaard mit dem Versprechen einer vorzeitigen Entlassung ködern und ihn dazu bringen könnte, Jorgensen auszuhorchen. Yarmouth war ein schrecklicher Ort für einen jungen Mann. Um hier zu überleben, brauchten sie Feuer und Eis. Feuer, um gegen die Haftbedingungen anzukämpfen, Eis, um sich gegen die drohende Verzweiflung unempfindlich zu machen, die daher rührte, daß niemand sagen konnte, wann dieser Krieg vorüber sein würde. Aber Jorgensen würde mehr brauchen als nur das, denn ihm standen besonders schwere Zeiten bevor. Er würde Jorgensen durch die Mangel drehen, Schritt um Schritt, bis er ihn schließlich brechen würde. Und das würde er zu guter Letzt, daran gab es für Reynolds keinen Zweifel.
             
            »Sag mir, Jorgensen, wie kam es, daß deine Versetzung auf die Lady Nelson von Colonel Collins beantragt wurde? Dem Sekretär des Gouverneurs von Neusüdwales?«
            »Keine Ahnung.«
            »Ist es derselbe Collins, der ein Buch über die Besiedlung von Neusüdwales geschrieben hat?«
            »Ja.«
            »Der jetzige Vizegouverneur von Van Diemens Land?«
            »Ja.«
            »Und du kennst ihn?«
            »Da unten kennt jeder jeden. Die Siedlungen sind klein.«
            »Und Captain Matthew Flinders persönlich empfahl deine Beförderung auf der Lady Nelson. Es scheint, du hast dir große Mühe gegeben, dir das Wohlwollen und Vertrauen hochrangiger britischer Offiziere zu erschleichen. Es ist ungewöhnlich, daß ein einfacher Matrose diesen Gentlemen so gut bekannt ist. Was hast du dir davon versprochen? Was wolltest du herausfinden?«
            »Wie man sich ordentlich benimmt«, erwiderte Jorgensen, lehnte sich gegen die Wand und stieß sich mit einem unterdrückten Laut sofort wieder ab. Die Striemen auf seinem Rücken waren noch offen.
            Der Major gab vor, es nicht zu bemerken. »Werd bloß nicht vorlaut. Vielleicht hast du ja damals schon für die Franzosen gearbeitet und wolltest die Operationen der Briten in der Südsee ausspionieren? Damals schnüffelten doch französische Schiffe in den Gewässern dort unten herum.«
            »Es gibt immer noch französische Schiffe dort, und Ihre Vermutungen sind einfach lächerlich. Haben Sie nichts Besseres zu tun?«
            Reynolds ignorierte seine Bemerkung. »Selbst in so entlegenen Regionen wären Informationen für die Franzosen ziemlich wertvoll gewesen. Dein Freund Captain Flinders wurde auf der Rückreise nach England von ihnen gefangengenommen und befindet sich immer noch auf Mauritius. Aber das weißt du ja, nicht wahr?«
            Jorgensen fuhr herum, der Tisch machte einen Satz und das Tintenfaß fiel zu Boden. »Flinders ist ein großer Mann, ein großartiger Navigator! Wenn ihr Engländer nur ein bißchen mehr Mut hättet, würdet ihr ein Schiff ausschicken, um ihn zu befreien. Wenn ich ein paar Schiffe unter mir hätte, ich würde ihn nach Hause holen. Er

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