Salz der Hoffnung
anzunehmen, und Regal war von dem Gefühl beseelt, daß sie eine wichtige Aufgabe erfüllte, daß sie ein Teil seines Lebens und seiner Abenteuer war.
Jorge war immer so von seinen Plänen in Anspruch genommen, daß er keinerlei Einmischung oder Ablenkung duldete. Regal lernte, es ihm gleichzutun. Charles Howth hatte Jorge weder im Leben noch im Tode je interessiert, das Thema Leonard Rosonom war nur kurz gestreift worden. Und was Major Reynolds betraf, so hatte Jorge lediglich bemerkt, daß er ihn weit hinter sich gelassen habe. Regal wußte, es hatte keinen Zweck, Basil Mulgrave und die Frage ihrer Herkunft anzusprechen, denn Jorge hätte sie nicht ernst genommen. Vielleicht hätte er sie sogar dafür ausgelacht, daß es sie überhaupt bekümmerte.
Sein Versprechen, daß er kommen und sie holen werde, ganz gleich was passierte, ging ihr nicht aus dem Sinn. Was hatte er damit gemeint? Vielleicht hatte auch der scheinbar unerschütterlich von sich überzeugte Captain Jorgensen hin und wieder Momente des Zweifels? Fürchtete er das Scheitern seiner Mission? Oder Schiffbruch an den felsigen Küsten des Nordens? Aber sie glaubte an ihn. Er hatte bewiesen, welch ein hervorragender Seemann er war, er würde es wieder schaffen. Nur keine Angst. Es gab keinen Grund, sich zu sorgen.
10. Kapitel
Es dauerte Wochen, bis die Nachricht in England eintraf, und sie erreichte sie schließlich in Form einer scharf formulierten Beschwerde von seiten der dänischen Regierung. In größter Hast wurden in der Admiralität Krisensitzungen hinter verschlossenen Türen einberufen, es kam zu hitzigen Wortgefechten, einer schob dem anderen die Verantwortung zu, und die Schreiber und Sekretäre sahen besorgt zu und fragten sich, wer denn nun an was schuld sein sollte.
In Yarmouth kursierten stets die neuesten Nachrichten rund um die Seefahrt. Matrosen aus allen Häfen der Welt tauschten Klatsch und verrückte Geschichten aus, und im Gefängnis verbreiteten sich Neuigkeiten schneller als Fieberepidemien. Major Reynolds war ins Gefängnis gekommen, um Berichte zu lesen und seine Ermittlungen fortzuführen. Es dauerte nicht lange, bis dort der Name Jorgensen an sein Ohr drang. Jeder schien irgend etwas über Jorgensen zu wissen, was nicht in den widerlichen Zeitungsartikeln über den ›großen Captain‹ und seine ›heldenhafte Fahrt zur Errettung Islands‹ gestanden hatte. Aber niemand konnte – oder wollte – ihm Näheres sagen. Es wurde geredet, daß Jorgensen sich jetzt endgültig einen Namen gemacht habe, doch das war alles. Männer, die Jorgensen gekannt hatten oder mit ihm gesegelt waren, stolzierten mit selbstzufriedenem Lächeln in der Visage einher, doch sie behaupteten nach wie vor, nichts zu wissen. Sie grinsten, sobald der ehemalige Gefängniskommandant in ihre Nähe kam, und das machte Reynolds wütend.
Seine einstigen Untergebenen wußten ebenso wie die Gefangenen, daß er vergeblich versucht hatte zu verhindern, daß die Admiralität Jorgensen dieses Kommando erteilte. Jorgensen hatte ihn endgültig zum Narren gemacht, als er erfolgreich und als Held gefeiert zurückkehrte.
Dann war da diese Sache mit dem Mord. Reynolds war sicher, daß der Däne irgendwie für Howths Ermordung verantwortlich war, aber wieder einmal wollte niemand auf ihn hören. Und als er herausfand, daß Jorgensens einstiger Zellengenosse, Jacob Aasgaard, immer noch bei ihm war, sogar als erster Maat auf seinem Schiff, da war es zu spät. Der Vogel war ausgeflogen. Aasgaard saß sicher in Island, dank Jorgensens schneller Reaktion.
Reynolds war nach wie vor überzeugt, daß Jorgensen ein Halunke war. Es verbitterte hin, daß niemand ihm Glauben schenken wollte, bis er schließlich über die Schifffahrtsgesellschaft Northern Star Sir Basil Mulgrave kennengelernt hatte. Es war offensichtlich, daß Regal Howth Jorgensen mit Informationen versorgt hatte, und Sir Basil hatte die Möglichkeit dieser Verbindung schließlich eingeräumt. Genau wie der Dritte im Bunde, Captain Victor Howth, glaubten sie, daß dieser Idiot Charles Howth zu seiner Frau gegangen war und ihr alle Informationen hatte zukommen lassen in einem jämmerlichen Versuch, sie zurückzugewinnen. Und das hatte ihn das Leben gekostet.
Wenn man Howth zuhörte, konnte man meinen, seine Schwägerin Regal sei nichts weiter als ein gewöhnliches Flittchen. Die
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