Salz der Hoffnung
Donnerwetter auf Baron Hawkesbury nieder.
Der Baron, ein kluger, taktvoller Mann, wollte vermeiden, daß diese beklagenswerte Situation sich zu einer Farce entwickelte. Er zog den Außenminister, Lord Castlereagh, hinzu. »Ich will gar nicht wissen, wer einem Staatsbürger einer feindlichen Nation gestattet hat, in Kriegszeiten mit drei britischen Schiffen auszulaufen. Wir wollen unsere kostbare Zeit jetzt nicht mit Schuldzuweisungen verschwenden. Doch wir müssen dieses Problem umgehend in Angriff nehmen. Ich möchte daher, daß Sie mir jetzt ganz offen sagen, über welche Informationen die Presse verfügt, damit wir ihnen nicht versehentlich noch mehr verraten, als sie ohnehin bereits wissen.«
»Wie Sie wünschen, Mylord«, sagte Castlereagh. »Über Herkunft und Werdegang dieses Jorgensen ist allerhand bekannt, ebenso über den Gegenstand dieser Mission in Island. Es scheint, als er zum zweiten Mal nach Reykjavik kam und drei Schiffe mitbrachte, wurde die isländische Regierung mißtrauisch – man könnte sagen, sie handelte umsichtiger als unsere Leute – und verweigerte ihnen die Erlaubnis, an Land zu kommen. Woraufhin Captain Jorgensen die ihm unterstehenden dreihundert Mann Besatzung versammelte und unter Mißachtung der Befehle der isländischen Regierung mit ihnen an Land ging.«
Der Innenminister war verwirrt. »Aber was war mit den Kapitänen der beiden anderen Schiffe? Haben sie diesen Rechtsbruch in einem neutralen Hafen etwa unterstützt?«
»Wie es scheint, haben sie einfach die Befehle ihres Kommandanten befolgt. Der Gouverneur von Island, Graf Tramp, zog dem illegalen Invasionstrupp entgegen, woraufhin Jorgensen ihn kurzerhand verhaftete.«
Der Baron wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Das ist nicht zu fassen. Und ich sage Ihnen, Castlereagh, die Dänen werden niemals glauben, daß wir damit nichts zu tun hatten. Und was haben die Einwohner von Reykjavik gemacht, als Jorgensen einfach aufmarschierte und Graf Tramp verhaftet hat?«
»Nun … dieser Jorgensen scheint ein ganz gerissener Bursche zu sein. Als man ihm die Landeerlaubnis verweigerte, ging er in der Faxabucht vor Anker. Diese Schiffe hatten Vorräte geladen, die die Menschen so dringend benötigten. Sie können sich ihre Reaktion also vorstellen: Da lagen die Hilfsgüter, so nah und doch so fern, von ihrer eigenen Regierung wurden sie ihnen vorenthalten. Dann machte der Däne alles noch schlimmer. Von seinen Freunden in der Stadt ließ er die Nachricht verbreiten, daß er die Absicht habe, den Befehl der Regierung zu befolgen. Er mache sich bereit, die Anker zu lichten und seine heiß begehrte Ladung nach England zurückzubringen. Mehr war nicht nötig, um eine Revolte unter der Stadtbevölkerung auszulösen.«
Hawkesbury grinste. »Geschickt taktiert. Er hätte in unserer Marine bleiben sollen.«
»Das habe ich schon verschiedene Leute sagen gehört«, erwiderte Castlereagh. »Aber man könnte nie sicher sein, auf wessen Seite dieser Kerl kämpft. Jedenfalls, als er die Zeit für gekommen hielt und der Zorn der Leute den Siedepunkt erreicht hatte, ging Jorgensen an Land, ignorierte einfach den Gouverneur und die Herren der Legislative und begann die Ladung der Schiffe zu löschen. Einige der Herren Parlamentsabgeordneten waren so schlau, sich zu verdrücken, doch die anderen scharten sich um Graf Tramp und protestierten gegen Jorgensens Affront. Sie wurden allesamt verhaftet und eingesperrt.«
»Lieber Gott …« murmelte Hawkesbury. »Und all das ist der Presse bekannt?«
»Ich fürchte, so ist es.«
»Ich habe nach Tee geschickt«, sagte der Innenminister, »aber ich denke, den schenken wir uns. Ich brauche jetzt einen Schluck Whiskey. Schließen Sie sich an?«
»Gern. Ich habe ein paar unangenehme Stunden hinter mir, die Presse hat mich regelrecht in die Mangel genommen. Sie haben Blut geleckt, und jetzt wollen sie mehr. Alles ist ihnen recht, wenn es die Regierung nur lächerlich genug erscheinen läßt.«
»Diese ganze verfluchte Geschichte ist lächerlich, Mylord«, erwiderte Hawkesbury. »Von vorne bis hinten. Es fängt doch schon damit an, daß ein dänischer Kriegsgefangener, der nur unter Vorbehalt auf freiem Fuß ist … Wußten Sie übrigens von der vorbehaltlichen
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