Salz der Hoffnung
solche Angst, daß sie alles sagen, was Sie hören wollen.« Sie erhob sich und legte die Hand an die Türklinke. Sie mußte ihn auf der Stelle loswerden. »Und nachdem Sie mir das nun alles erzählt haben …«
Er sprang auf. »Augenblick noch. Ich habe eine Abschrift von Crouchs Aussage mitgebracht. Sie beweist, daß Jorgensen von Anfang an mit den Franzosen gemeinsame Sache gemacht hat.«
»Welch ein Unsinn!«
Er reichte ihr ein Blatt Papier. »Ich bestehe darauf, daß Sie sie lesen.«
Regal nahm es, warf einen Blick auf die säuberlich geschriebenen Zeilen und schleuderte es in Reynolds’ Richtung zurück. »Das ist keine Aussage, sondern ein Geständnis, und mein Name steht darauf. Wie können Sie es wagen, mir dieses Lügenwerk vorzusetzen!«
Er legte es auf den kleinen Tisch neben sich. »Nun haben wir aber genug Zeit verschwendet, Mrs. Howth. Sie werden es als Zeugin unterschreiben, oder ich bringe Sie wegen Verrats vor Gericht. Und mache Sheriff Cranston mit Ihrem Freund Jacob Aasgaard bekannt.«
Nie zuvor hatte Regal jemanden so sehr gehaßt wie diesen Mann. Es war, als müsse ihr Kopf vor Zorn zerspringen, doch um Zeit zu gewinnen, nahm sie das Blatt wieder auf und las es gründlich durch. Sein gesamter Inhalt war ausschließlich gegen Jorge gerichtet und bezichtigte ihn der Spionage. Offenbar erwartete Reynolds, daß sie unterschreiben und somit Crouchs Aussage stützen würde. Dann wäre Jorge rettungslos verloren. Dieses Dokument allein würde ausreichen, um ihn an den Galgen zu bringen.
»Sehen Sie, Mrs. Howth, ich glaube, diese Männer haben Sie benutzt«, erklärte Reynolds. »Wenn Sie unterschreiben, werden wir Sie nicht mehr behelligen, es wird kein Grund bestehen, Sie weiter in diese Sache hineinzuziehen. Mir ist völlig klar, daß diese Verräter Ihr Vertrauen auf das Schändlichste mißbraucht haben.«
Es klopfte an der Tür, und Regal beeilte sich, sie zu öffnen, dankbar für die Unterbrechung. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken.
»Miss Caroline Smythe, Madam«, verkündete der Diener.
Regal sah zu Reynolds hinüber. »Ich muß diese Frau unbedingt sprechen. Ich bin gleich zurück.« Es beschämte sie, daß es so aussah, als frage sie ihn um Erlaubnis, aber im Moment zählte nur eins – sie mußte hinaus aus diesem Zimmer, sich der zuschnappenden Falle entziehen.
Sie lief durch den Korridor und sah Caroline in der Halle stehen, aber sie hielt nicht an, konnte nicht, sie rannte weiter bis ins Wohnzimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Sie atmete schwer, als sei sie stundenlang gerannt, lehnte sich mit dem Rücken an die Tür, schluckte und rang nach Luft. Dieser entsetzliche Mann wartete auf sie, wie ein gnadenloser Richter, der sein Urteil zu verkünden hat. Wie konnte sie ihn nur loswerden? Sie mußte ihn aufhalten. Irgendwie.
Sie ging zur Anrichte hinüber, wo Feder und Tinte auf einem verzierten Tablett bereitstanden, zusammen mit dem Löschroller aus Elfenbein, dem Brieföffner und dem Federmesser. Sie betrachtete den Brieföffner. Wäre er nur scharf genug, sie hätte keinerlei Skrupel, damit auf ihn einzustechen. Sie überlegte, ob sie Caroline um Hilfe bitten sollte, aber was könnte sie tun? Ihr raten? Was half ihr ein Rat?
Regal starrte auf die Feder hinunter. Sie würde nicht unterschreiben. Niemals. Reynolds’ Boshaftigkeit war unerhört. Nichts würde ihn jetzt noch aufhalten. Er war entschlossen, alles zu tun, das nötig war, um Jorges Verurteilung wegen Spionage zu erwirken. Und ebensosehr würde er es genießen, wenn sie wegen desselben Verdachts verhaftet würde, und mochte er hundertmal versprechen, sie werde nicht weiter in die Sache hineingezogen. Er glaubte, sie sei dumm genug, dieses Geständnis zu unterschreiben in der Hoffnung, dann wenigstens ihre eigene Haut zu retten. Schließlich hatte keinerlei Notwendigkeit für Reynolds bestanden herzukommen, es war alles Teil seiner persönlichen Rache an ihnen beiden. Jeder Narr konnte sehen, daß Crouchs Aussage vernichtend war, aber Reynolds hatte absolut sichergehen wollen, daß Jorge verurteilt würde, indem er sich dazu noch ihre Unterschrift erschlich.
Sie mußte sich beeilen, er würde nicht ewig warten. Tränen schossen ihr in die Augen bei dem Gedanken, was Jorge auf dieser entsetzlichen Hulk
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