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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ihren Fingern gewichen. »Er kommt nicht nach Hause.«
            Seltsamerweise war es Edwina, nicht Maria, die darüber in Tränen ausbrach. »Das kann nicht wahr sein! Laß sehen.« Sie setzte ihre Brille auf und nahm sie wieder ab, tastete nach ihrem Taschentuch, wobei sich ihr Fuß im Teppich verfing und sie durchs Zimmer stolperte. »Nach all der Zeit kann er doch nicht einfach seine Meinung ändern! Nicht jetzt!«
            Regal ging auf, daß Edwina sich beinah ebensosehr auf seine Heimkehr gefreut hatte wie Maria. Weil sie Freunde waren, seit sie während der Revolution zusammen in Halifax gewesen waren. Auch ihre Mutter Polly war dabeigewesen.
            Sie tat, als bemerke sie nicht, daß die beiden Frauen es mieden, Polly zu erwähnen. Lediglich bei der Begrüßung hatte Maria gesagt: »Ich freue mich so sehr, dich kennenzulernen, Regal. Deine Mutter und ich waren sehr gute Freundinnen.«
            Regal hatte ihre eigenen Gründe, das Thema nicht zu forcieren. Nicht etwa, weil sie sie nicht in Verlegenheit bringen wollte, das kümmerte sie nicht. Sie wartete einfach auf das Auftauchen dieses Namens. Des Namens auf ihrer Geburtsurkunde. Sie mußte wachsam bleiben und den richtigen Moment abwarten, wenn sie nicht auf der Hut waren. Sie bedauerte, daß Colonel Collins nicht heimkommen würde. Sie war richtig enttäuscht deswegen, denn sie hatte gehofft, Collins nach ihrer Mutter fragen zu können. Es war immerhin möglich, daß er diesem Thema nicht so peinlich berührt auswich, wie die Frauen es taten. Und vielleicht wußte er sogar irgend etwas über diesen Mulgrave. Wenn er noch lebte, dann würde sie Mulgrave eines Tages ausfindig machen. Und dann … Nun, es war schwer zu sagen, was genau dann passieren würde. Sie malte sich oft aus, was sie tun würde. Aber was es auch immer sein mochte, er würde leiden. Dafür wollte sie sorgen. Sie würde weder Kosten noch Mühen scheuen. Aber im Moment schien es besser, nichts zu sagen. Sie wollte nicht, daß alle Welt versuchte, sie von ihren Plänen abzubringen. »Warum kommt der Colonel nicht nach Hause?« fragte sie.
            Maria schien plötzlich gealtert. Sie wirkte angespannt und gleichzeitig hoffnungslos. »Er war nicht damit zufrieden, einfach nur als einer von vielen an der Gründung der Stadt Sydney mitzuwirken. Er hat immer davon geträumt, seine eigene Niederlassung zu gründen, alles nach seinen Vorstellungen zu machen. Und als der Gouverneur ihm den Auftrag erteilte, genau das zu tun, war er im siebten Himmel. Er rüstete eine Expedition aus in der Absicht, in der Bucht von Port Phillip eine Kolonie anzusiedeln, weit südlich von Sydney. Sie sind jetzt seit einem Jahr dort, und darum hatte ich erwartet, daß er Urlaub nimmt und heimkommt. Doch jetzt schreibt er, daß die Siedlungsgründung in Port Phillip ein Fehlschlag gewesen sei. Er mußte sie aufgeben und seine Leute an einen neuen Ort bringen, Hobart auf Van Diemens Land. Das heißt, all die Zeit und Mühe war vergebens, und jetzt fängt er wieder von vorn an. Noch einmal ganz von vorn.«
            »Und wer weiß, welchen Gefahren sie auf Van Diemens Land begegnen werden«, schluchzte Edwina. »Dort wimmelt es doch nur so vor feindseligen Wilden im Dschungel!«
            »So weit im Süden gibt es keinen Dschungel«, erklärte Regal. »Außerdem sind sie doch bestimmt gut bewaffnet. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, Maria. Möglicherweise bringt er sie nur hin, siedelt sie an und kommt dann nach Hause, um sich auszuruhen.«
            »Du kennst ihn nicht. Er wird seine Stadt aufbauen und sich persönlich vergewissern wollen, daß alles reibungslos läuft. Er wird niemals fertig werden.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Wenn ich heute zurückblicke, wird mir klar, daß David von Anfang an von der Neuen Welt fasziniert war. Ich dachte, es sei nur eine vorübergehende Phase. Aber er machte da weiter, wo die anderen aufgehört haben.«
            »Welche anderen?« fragte Regal.
            »Amerikanische Loyalisten. Sie hatten als erste die Idee, eine Kolonie in Neusüdwales zu gründen. James Matra aus New York und ein paar seiner Anhänger unterbreiteten der britischen Regierung einen detaillierten Plan mit der Bitte, ihre Expedition zu genehmigen.«
            »Aber ihr Plan wurde abgelehnt?«
            »Nein. Nur verschleppt. Dann beschlossen die Briten, die Gründung dieser Kolonie selbst in die Hand zu

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