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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wer das Geld hat, dachte er, solange genug davon da ist. Die Anwälte werden es schon richten. Sollen sie sich nur weiter die Köpfe deswegen zerbrechen.
             
            Regal wußte mehr über die finanziellen Verhältnisse ihres Mannes als er selbst. Es war nicht schwierig, sie mußte lediglich warten, bis er das Haus verließ, dann setzte sie sich an seinen Schreibtisch und machte eine Bestandsaufnahme der Rechnungen und Mahnungen, die sich dort stapelten. Es verblüffte sie, daß ein Mann so verantwortungslos sein konnte, und sie war sehr dankbar für die Warnung ihres Großvaters. Aber gerade Charles’ Faulheit war es, die das Ende der Verstimmungen zwischen ihnen herbeiführte. Er schien das Interesse an den ewigen Diskussionen verloren zu haben. Solange er sorglos leben, seine Freunde treffen und seiner großen Leidenschaft, der Fuchsjagd, frönen konnte, war er zufrieden. Er erkundigte sich nie, wie die Finanzierung des Haushaltes vonstatten ging, und als sie endlich Handwerker kommen ließ, die das düstere Haus renovieren sollten, weil sie es einfach nicht mehr aushielt, wußte Charles dazu nur zu bemerken: »Du meine Güte, das sieht fabelhaft aus. Gut gemacht, altes Mädchen.«
            Für seine Verhältnisse war das ein überschwengliches Lob, und Regal beschloß, daß es an der Zeit war, ihm von Pine Cottage zu erzählen. »Ich habe das Haus auf der Isle of Wight gekauft, Charles. Wenn ich hier fertig bin, werde ich hinfahren und es herrichten lassen, damit es für den nächsten Sommer fertig ist.«
            »Eine großartige Idee«, sagte er, und sie war enttäuscht, als habe sie gehofft, ein ordentlicher Krach werde ein wenig Farbe in ihr Leben bringen.
            »Warst du heute im Kontor?« fragte sie.
            »Nein, wieso? Ich war letzte Woche erst dort. Zwei Schiffe sind aus Lissabon zurück, aber diese Portugiesen verlangen so horrende Provisionen, wenn sie unsere Waren abnehmen. Ich weiß nicht, wie lange das noch gutgehen wird.«
            »Du solltest dich häufiger darum kümmern«, sagte sie.
            »Ich kann nicht begreifen, wieso du alles Basil Mulgrave überläßt.«
            »Hör auf zu nörgeln, Regal. Du mußt gerade reden, dabei läßt du deine Angelegenheiten doch auch von diesem Juden in Boston erledigen.«
            Es hatte keinen Sinn, ihn zwingen zu wollen, sich für die Aktivitäten seiner Gesellschaft zu interessieren, denn er glaubte, er tue genau das. Er wußte, welche Schiffe im Hafen lagen und welche gerade auf See waren. Und damit endeten seine Kenntnisse. Nie schien er an irgendwelchen Entscheidungen mitzuwirken, hatte überhaupt keine Ahnung von Fixkosten wie Lagermieten, Löhnen und Kreditzinsen. Auch war es immer nur Basil, der mit den Kaufleuten verhandelte. Meistens wußte Charles nicht einmal, welche Handelsgüter sie eigentlich verschifften, und – was ihrer Ansicht nach noch schlimmer war – hielt das auch gar nicht für nötig. Man hätte glauben können, er spiele mit Papierschiffchen auf einem Teich.
            Seine Einstellung war wirklich höchst sonderbar, und auch wenn Howth senior sich noch niemals bei ihnen hatte blicken lassen, war Regal doch geneigt, ihrem Schwiegervater zuzustimmen: sein Sohn war in der Tat ein Verschwender. Und ganz gleich, was sie tat oder sagte, er würde sich niemals ändern.
            Doch er war und blieb ein Gentleman, und seine Freunde waren, abgesehen von ein paar Trunkenbolden, freundlich und äußerst angenehme Gesellschaft. Über einen Mangel an Einladungen hatten sie nie zu klagen. Doch es gab eine Sache, bei der Regal fest entschlossen war, hart zu bleiben. Noch war das Thema nicht zur Sprache gekommen, doch nach den Briefen der Bank zu urteilen, die sie gefunden hatte, stand die Northern Star auf wackeligen Füßen. Aber in dieser Angelegenheit wollte sie unter gar keinen Umständen aushelfen. Es würde ihr ein großes Vergnügen sein, Sir Basils Schifffahrtsgesellschaft untergehen zu sehen. Und da Charles nichts dazu tat, ihren Zusammenbruch zu verhindern, geschah es ihm ebenfalls recht. Er sollte bloß nicht zu ihr gerannt kommen und sie bitten, Northern Star zu retten. Sie überredete ihn, sie auf die Isle of Wight zu begleiten, und er ließ es sich im Hotel de Ville wohl ergehen, während sie sich auf die Suche nach örtlichen Handwerkern machte und sie an die Arbeit schickte. Sie mieteten eine Kutsche und unternahmen

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