Salz der Hoffnung
diese tat nichts dergleichen. »Das ist wahr. An dem Tisch ist nur Platz für zwölf. Ich habe vorgeschlagen, das Dinner bei uns zu geben, wir haben soviel mehr Platz, aber sie sagte, dann wäre es nicht mehr dasselbe. Sie will, daß David sich den Raum vorstellen kann.«
»Ich werde ihr schreiben und uns entschuldigen«, sagte Regal. Sie hatte ja nichts dagegen, daß Charles so häufig fort war, aber seine Abwesenheit unterbrach auch jedesmal ihr gesellschaftliches Leben. Sie seufzte. Das war ein weiterer Nachteil daran, verheiratet zu sein.
Doch Maria Collins war so gut zu ihr gewesen, und am nächsten Tag folgte Regal einer spontanen Eingebung und kaufte ihr einen wundervollen Tafelaufsatz aus Kristall, der wie ein Kronleuchter geformt war. Sie beschloß, ihn ihr persönlich zu überbringen.
Maria war hingerissen, und zusammen wickelten sie die Hunderte kleiner Kristallperlen aus, brachten sie an und entzündeten die kleinen Kerzen, um zu sehen, wie er wirkte.
»Er ist wundervoll«, sagte Maria. »Du mußt wirklich unbedingt zur Gesellschaft kommen, Liebes. Wenn dein Mann auf Vergnügungsreise geht, kann er doch nicht erwarten, daß du derweil zu Hause sitzt. Ich werde schon jemand netten für den zwölften Platz finden.«
Maria fand nicht nur jemanden, sie wies den fraglichen Herrn auch an, Mrs. Howth abzuholen und zum Portman Place zu begleiten. Sie sandte Regal Nachricht, daß sie diesen Gentleman kannte und er eine Überraschung für sie sein sollte.
Es machte so großen Spaß, mit einem geheimnisvollen Begleiter auszugehen, daß Regal beinah den ganzen Tag mit den Vorbereitungen verbrachte. Ihr Friseur übertraf sich selbst, verwandelte ihre Locken in ein Meer kleiner Korkenzieherlöckchen, die sich um Bänder blauer Seidenvergißmeinnicht ringelten. Und da sie ja wußte, wie der Tisch dekoriert sein würde, wählte sie ihr Lieblingsabendkleid aus blauem Satin, dessen Mieder mit glitzernden Kristallperlen besetzt war.
Während sie sich ankleidete, trank sie ein paar Gläser Champagner und war froh, daß Charles nicht daheim war. Selbst wenn dieser geheimnisvolle Begleiter ein älterer Gentleman sein sollte, war das Regal gleich; sie war fest entschlossen, sich zu amüsieren.
Und schließlich kam der Gentleman. Der Diener führte ihn in den Salon, und Regal ließ ihn ein Weilchen warten, ehe sie erschien. Sobald sie ihn dann sah, rief sie lachend aus: »Major Sorell! Was für eine wunderbare Überraschung.«
Er lachte ebenfalls. »Wie kommt es nur, Mrs. Howth, daß mein Erscheinen bei Ihnen stets solche Heiterkeitsausbrüche auslöst?«
»Sie müssen mir verzeihen, Major. Ich bin vermutlich in der Laune, mich wie eine alberne Gans zu benehmen. Und ich bin ja so erleichtert, daß Sie es sind. Ich hatte schon befürchtet, Maria werde mir einen fetten, alten Colonel schicken.«
»Und mir die Freude verwehren, eine so schöne Dame zu begleiten? Niemals.«
»Vielen Dank, Sir.« Sie verneigte sich übermütig. »Wir haben noch etwas Zeit. Trinken Sie ein Glas Wein mit mir?«
»Sehr gern.« Es schien ihm überhaupt nichts auszumachen, daß er, obwohl selbst verheiratet, die Frau eines anderen Mannes begleiten sollte.
Regal reichte ihm sein Glas. »Nun, Major? Was haben Sie gemacht, seit wir uns zuletzt gesehen haben?«
Er setzte sich auf das Sofa. »Ich war oben im Norden und habe jungen Burschen beigebracht, beim Reiten nicht von ihren Pferden zu fallen und sich dabei aus Versehen in ihre eigenen Schwerter zu stürzen.«
»Dafür sind Sie gewiß genau der Richtige. Und was verschlägt Sie nach London?«
»Ich bin zusammen mit Sir John Moore gekommen. Ich muß an einigen Besprechungen teilnehmen und will bei dieser Gelegenheit versuchen, den Ausbruch einer offenen Fehde zwischen dem General und den Politikern zu verhindern.«
»Und haben Sie Ihre Frau mitgebracht?«
Er grinste. »Oh nein. Harriet ist daheim und hütet die Kinder.«
»Was für ein Jammer. Und mein armer Gatte ist in Broadlands. Vermutlich liegt er um diese Zeit schon im Bett und erholt sich von einem harten Tag im Sattel, den er damit zugebracht hat, arme, kleine Füchse in Angst und Schrecken zu versetzen.«
»Er reitet
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