Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
schüttelte sie beinah. »Es darf dir nicht gleich sein! Du bist eine intelligente Frau, und ich brauche dich, bitte tu, was ich sage.«
            »Das ist eine merkwürdige, einseitige Abmachung.«
            »Ja oder nein?«
            »Mir scheint nicht viel anderes übrigzubleiben.«
            »Was, wenn ich verspreche, dir alles zu erklären, sobald ich zurück bin?«
            »Mir wäre lieber, du erklärtest es jetzt gleich. Ich bin es nicht gewohnt, in irgendwelche finsteren Gassen bestellt zu werden.«
            »Dann kommst du eben nicht hin.« Seine Stimme klang so hart, sie glaubte schon, er meine es ernst, doch dann wandte er sich ihr mit einem Lächeln zu. »Aber ich werde dich trotzdem holen kommen, und dann machen wir uns zusammen auf die Suche nach unserem Garten Eden.«
            Regal ließ sich von seinem neckenden Ton nicht darüber hinwegtrösten, daß er bald fort sein würde. Es deprimierte sie nur noch mehr, sie kam sich vor wie ein Kind, das mit einem Bonbon abgespeist wird, damit es Ruhe gibt. »Der Garten Eden«, wiederholte sie verdrossen. »Ich dachte immer, der liege hinter dem letzten Berg am Ende der Welt, für immer unerreichbar.«
            »Oh, komm schon, sei nicht traurig.« Er legte einen Arm um sie, als sie den Hügel hinaufgingen, um sie vor dem auffrischenden Wind zu schützen, der das junge Laub an den Bäumen rauschen ließ.
            »Aber ich bin traurig, Jorge, weil ich dich liebe. Und ich werde dich immer lieben. War es nicht das, was du hören wolltest?«
            Er beugte sich über sie und küßte sie zärtlich, berührte ihre Wange leicht mit seiner. »So ist es. Und daran mußt du dich halten. Wir lieben einander, und ich werde dich niemals im Stich lassen.«
             
            War sie Alptraum oder Glückseligkeit, diese Zeit des Wartens? Regal las die wunderschönen Gedichte, bis sie sie auswendig konnte, und sie liebte Jorge um so mehr. Daß ein Mann so zartfühlend und gleichzeitig ein solcher Abenteurer sein konnte, war wunderbar, die perfekte Mischung. Er hatte sie beschämt, als er von all den Büchern sprach, die er gelesen hatte. Also ging sie während dieser endlosen zwei Wochen des Wartens zu Ridgeways Buchladen und kaufte die Neuerscheinungen, Theaterstücke und Gedichtbände, die sie mit wiedererwachtem Interesse las. Einige von Charles’ Freunden sprachen französisch, aber sie kannte niemanden außer Jorge, der mehrere Fremdsprachen beherrschte, und manchmal verzweifelte sie, weil sie das Gefühl hatte, ihm nicht das Wasser reichen zu können. Aber sie hatten ihre Liebe – eine Liebe, die vollkommen war. Niemand würde je Jorges Platz in ihrem Herzen einnehmen können, und sie wußte, er liebte sie ebensosehr. Sie wußte es einfach. Das hier war keine flüchtige Affäre, es war die Liebe ihres Lebens.
            Sie kümmerte sich nicht um das Haus, überließ alles den Dienstboten, die ja schließlich wußten, was zu tun war. Und sie kümmerte sich auch nicht um Charles. Er gab ein Dinner für zehn seiner Freunde, die sich allesamt betranken und mit Schürhaken und Besenstielen bewaffnet durchs Haus marschierten, wobei sie über sämtliche Möbelstücke kletterten, denn Gegenstand ihres Spiels war es, auf einer geraden Linie zu gehen, ohne Rücksicht auf etwaige Hindernisse. Regal ließ sie gewähren, es kümmerte sie nicht. Charles war ihr dankbar dafür, fand es ›mächtig anständig‹ von ihr.
            Wenn sie nicht gerade ihren romantischen Tagträumen nachhing, dachte sie über ihre Zukunft nach. Es war offensichtlich, daß Jorge ein armer Mann war. Das war ihr gleich, der Snobismus und das Klassenbewußtsein, die die Engländer für so unverzichtbar hielten, bedeuteten ihr nichts. Doch sie gestand sich ein, daß sie sich in einer prekären Situation befand. Jorge war durchaus imstande, aus eigener Kraft seinen Weg zu machen; er war ein Mann voller Tatendrang, kein Parasit wie Charles. Und es war möglich, daß er es letztlich doch vorziehen würde, genau wie David Collins seiner Wege zu ziehen, Geld oder kein Geld. Man mußte sich nur Maria Collins ansehen. Sie hatte eine stattliche Summe von den Proctors geerbt, aber das hatte für David überhaupt keine Bedeutung gehabt. Er brauchte ihr Geld nicht, er war nur froh, daß sie sich damit in London ein angenehmes Leben ermöglichen konnte.
            Es war letztlich eine Frage der

Weitere Kostenlose Bücher