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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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seinen Laden aufzusuchen. Aber die Monate vergingen, und sie fürchtete schon, Jorge werde niemals nach England zurückkehren. Vielleicht hatte er in Kopenhagen inzwischen ein hübsches Mädchen kennengelernt und sich in seiner Heimat niedergelassen, vielleicht gar geheiratet. Warum nicht? Einem Mann wie ihm, einem jungen Schiffskapitän, liefen die Frauen sicher scharenweise nach. Warum sollte er sich mit einer verheirateten Frau abgeben, die er im Grunde doch lediglich wenige Wochen gekannt hatte? Wenn er ihr doch nur ein kleines Zeichen seiner Zuneigung, nur ein paar Zeilen schicken könnte, um es ihr leichter zu machen.
            Die Kutsche ratterte weiter in Richtung Innenstadt, und sie legte eine Wolldecke um ihre Beine. Letztes Jahr hatte sie endlich ihr Versprechen eingelöst und Edwina und Cameron nach Pine Cottage eingeladen. Charles hatte sich in letzter Minute auf wichtige Geschäfte herausgeredet, doch es hatte ihnen auch ohne ihn prächtig gefallen und sie hatten die Ferien genossen. Nur war Regal die ganze Zeit, die sie London fern war, unruhig, weil sie dachte, es könne inzwischen Nachricht von Jorge eingetroffen sein. Wenn sie jetzt, da schon der nächste Sommer vor ihnen lag, daran zurückdachte, kam ihr ihre Sorge so unsinnig vor. Sie hätte auch das ganze Jahr fortbleiben können, ihm war es offenbar einerlei. Ein Jahr ohne jede Bedeutung lag hinter ihr. Ein Jahr ihres Lebens, das sie verschwendet hatte.
            Sie hoffte, in der Bank warte ein Brief von Leonard auf sie. Er hatte sie in jeder Hinsicht unterstützt und ihr immer gute Ratschläge gegeben, doch vor allem hatte er mit keinem Wort angedeutet, daß er überrascht oder enttäuscht sei. Er kritisierte sie nicht, weil sie sich verliebt hatte und eine Scheidung anstrebte. Er hatte ihr vielmehr in aller Herzlichkeit versichert, er werde ihr auf jede nur denkbare Weise behilflich sein und wünsche ihr Glück. Doch sei besonnen beim Betreiben der Scheidung, hatte er gewarnt. Du hast keinen offenkundigen Scheidungsgrund, und wenn Du die Angelegenheit vor Gericht bringst, wird der vollkommen legale Anspruch Deines Mannes auf dein Vermögen ans Licht kommen. Weigerst Du Dich dann, Deine Vermögensverhältnisse offenzulegen, kannst Du wegen Mißachtung des Gerichts belangt werden. Ich sehe daher nur zwei Möglichkeiten. Entweder Dein Mann beantragt von sich aus die Scheidung, und dazu könnte man ihn mit einer großzügigen Abfindung sicher überreden. Dein Glück sollte Dir das Geld wert sein. Versuche herauszufinden, wieviel es Dich kosten würde, ihn zu kaufen …
            Regal liebte seine Briefe. Ganz im Gegensatz zu englischen Anwälten schlich Leonard niemals wie die Katze um den heißen Brei.
            Die zweite Möglichkeit erscheint mir die vernünftigere, fuhr Leonard fort. Ich schlage vor, Du kommst sofort heim nach Boston. Nach wie vor ist nur eine Deiner Gesellschaften in London angesiedelt, East Coast Mercantile, da wir glücklicherweise die anderen nie transferiert haben. Es war der einfachste Weg, Geld auf Dein persönliches Konto zu überweisen. Mr. Jameson Jones ist unser neuer Agent in London. Wenn Du und Mr. Jorgensen nach Boston kommen würdet, könntest Du die Scheidung von hier aus betreiben, ohne irgendwelche Ansprüche von britischen Gerichten fürchten zu müssen. In dem Falle bräuchtest Du auch Deinem Mann nichts zu zahlen. Die obenerwähnte Abfindung wäre dann ja nicht mehr nötig. Leonard hatte natürlich recht. Wie leicht es doch wäre, einfach fortzugehen. Da Mr. Jorgensen keine Bindung an England habe, hatte Leonard geschrieben, und außerdem ein weitgereister Mann sei, hätte er doch sicher keine Einwände gegen diesen Plan. Und nach der Scheidung stünde es ihnen frei zu leben, wo sie wollten. Auf dem Papier klang alles so vernünftig. Doch Regal hatte Leonard nichts von Jorges derzeitiger Tätigkeit geschrieben und brachte es nicht fertig, ihm einzugestehen, daß sie seit einem Jahr kein Wort von ihm gehört hatte und daher keine Pläne machen konnte.
            Aber wenn Jorge zurückkam, würde er sicher die Vorteile eines solchen Planes erkennen. Ganz bestimmt.
            Mr. Robb und Mr. Macalister, zwei freundliche, ältere schottische Gentlemen, erwarteten sie wie üblich in der Bank und führten sie sogleich in den dämmrigen Konferenzsaal, dessen dunkelgrüner Plüsch und Zigarrenrauch für eine gediegene Atmosphäre sorgten. Gewöhnlich kam sie her, um einen

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