Salz der Hoffnung
unterbreiten, Mr. Robb. Und lassen Sie meinen Namen dabei aus dem Spiel. Auf diese Art und Weise kann mein Mann verkaufen, ohne sein Gesicht zu verlieren. Es wäre sehr schmerzlich für ihn, wenn er einem schlechten Preis zustimmen müßte oder aber seinen Anteil gar nicht los würde, ehe die Gesellschaft bankrott macht.«
»Höchst außergewöhnlich«, murmelte Macalister und putzte seine Brille.
»Ich bestehe darauf«, sagte sie. »Bitte arrangieren Sie alles so bald wie möglich, Mr. Robb. Ich kann den Verlust verschmerzen. Aber unter keinen Umständen darf er erfahren, daß ich irgend etwas mit der East Coast Mercantile zu tun habe.«
»Er weiß es gar nicht?« fragte Robb fassungslos.
»Nein. Und dabei soll es auch bleiben. Ich möchte, daß diese Transaktion möglichst schnell abgewickelt wird, damit er wenigstens diese Sorge los ist. Er wird sehr froh darüber sein, Sie werden schon sehen.«
»Da bin ich sicher«, antwortete Robb. »Ich sorge dafür, daß Mr. Jones sich demnächst mit Mr. Howth in Verbindung setzt.«
»Nicht demnächst, Mr. Robb. Sofort. Und es besteht keine Veranlassung, in dieser Sache zuerst Rücksprache mit Mr. Rosonom zu nehmen.« Sie unterschrieb die Papiere, die man für sie vorbereitet hatte, sah ihre Kontobelege durch, die sie ebenfalls hier aufbewahrte, und wartete ungeduldig, während Robb persönlich in die Schalterhalle hinausging und einen Bargeldbetrag für sie abhob.
»Was will die englische Marine denn unternehmen, um die Dänen aufzuhalten?« fragte sie unterdessen Macalister.
»Ich weiß es nicht, Mrs. Howth. Es ist schwierig, Schiffe auf der Nordsee abzufangen, also ist ein Angriff auf Kopenhagen vermutlich die einzige Möglichkeit. Das wiederum ist äußerst unwahrscheinlich, da unsere Marine an so vielen anderen Orten eingesetzt ist. Es sei denn, diese dänischen Piraten haben höhere Verluste verursacht, als man uns wissen läßt.«
Robb kam zurück, und Regal verabschiedete sich. Sie wußte, sie hielten sie für irrational, günstigstenfalls für eine zutiefst ergebene Ehefrau, weil sie sich bei Northern Star einkaufte.
Sie wies den Kutscher an, sie nach Chelsea zu bringen, und stieg an derselben Ecke ein paar hundert Yards von dem Laden entfernt aus wie immer, obgleich sie in Eile war. Heute hatte sie eine dringende Nachricht für Joseph, nur ein Gerücht, aber möglicherweise war es dennoch wichtig. Und vielleicht, nur vielleicht, hatte er ja eine Botschaft von Jorge für sie. Mehrmals hatte sie Joseph in der Vergangenheit gebeten, einen Brief von ihr an Jorge weiterzuleiten, doch er hatte sich strikt geweigert und sie an Jorges eigene Anweisung erinnert. Ebensowenig hatte er sich überreden lassen, ihr eine Adresse zu geben, an die sie ihm einen Brief schicken konnte. Es machte sie wütend, denn sie war sicher, Jorge hätte keine Einwände gehabt. Vermutlich war ihm selber nicht klar gewesen, wie lange er fortbleiben würde.
All dies ging ihr durch den Kopf, als sie die Straße entlangschritt, und dann blieb sie verwirrt stehen. Sie mußte schon am Laden vorbei sein. Unsicher machte sie kehrt und fand sich schließlich vor der Fassade mit den dicken, zweigeteilten Fensterscheiben wieder. Sie starrte hindurch, sah jedoch nur ihr eigenes Spiegelbild. Das Geschäft lag im Dunkeln. Sie drückte gegen die Tür und rüttelte an dem schweren Knauf, doch es war abgesperrt, und die Lampe, die innen auf einer Fensterbank gleich neben der Tür stand, war erloschen. Sie wischte mit der Hand über die verschmierten Glasscheiben und spähte hinein. Die Lampe war nicht nur erloschen, sie war verschwunden, und alles andere ebenfalls! Schmale Lichtstreifen fielen ungehindert auf die unebenen Steinfliesen am Boden und schienen das Gefühl eisiger Kälte in ihrem Innern zu verstärken.
Sie rannte in das angrenzende Geschäft, einen muffigen, alten Buchladen, und fand dort einen älteren Mann über eine verknitterte Schriftrolle gebeugt vor.
Er sah auf, und plötzlich huschte ein Lächeln über sein Gesicht, als habe sie einen Sonnenstrahl in dieses düstere Loch gebracht. Dann nahm er die Brille ab. »Guten Tag, Mylady. Und was kann ich für Sie tun?«
»Der Laden nebenan«, stammelte sie angstvoll. »Ist er geschlossen?«
»Oh ja. Letzte Woche hat
Weitere Kostenlose Bücher