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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Menschenmasse und machten einen Heidenradau. Hinter den Schützen, die ihren König ehrenvoll auf einem Pferdewagen durch die Straßen kutschierten, marschierten zwischen Fahnenschwingern die Repräsentanten des Rates und der Sülfmeister, dann kamen die Abgeordneten der zahllosen städtischen Gilden und Brüderschaften in ihren festlichen Trachten. Das Volk schloss sich am Schwanz des Zuges an. So bewegte man sich durch das Altenbrücker Tor vor die Stadt. Dort im Schießgraben würden die besten Schützen, die man bereits in den Vorwochen ermittelt hatte, die letzte Entscheidung austragen.

    Anschließend fand das Preisschießen auf den Papagoy statt, an dem jeder teilnehmen durfte, der eine Waffe zur Hand hatte. Alle, die das Ziel trafen, kamen in die nächste Runde, bis der letzte Rest des aus Lumpen und Federn nachgebildeten Vogels von der Stange fiel. Für gewöhnlich gab es nur wenige Treffer, denn der Papagoy war klein und auf einem hohen Pfahl befestigt.
    Mit dem Ausschießen der Besten hatten die Büttners in diesem Jahr nichts zu tun. Weder Martin noch Susannes Vater hatten in den Vorwochen den entsprechenden Ehrgeiz entwickelt. Doch auf den Papagoy wollten sie alle ihren Schuss abgeben.
    Lenhardt stieß mit seinen Freunden am Sande zum Umzug und winkte Susanne aus der Ferne zu.
    Till verdrehte daraufhin die Augen. Er war zur Abwechslung einmal wieder so übermütig wie früher und hatte auf dem Hof bereits mit einer Flagge aus Besen und Hemd eine Vorführung im Fahnenschwingen dargeboten. Lenhardts Anblick jedoch schien seine Stimmung zu trüben. »Geck«, sagte er und verzog das Gesicht.
    Susanne neigte sich zu seinem Ohr, damit er sie im Trubel verstand. »Er ist nicht mehr Geck als alle seines Standes. Und du bist heute auch nicht schlecht herausgeputzt.«
    »Dank meines fleißigen Schwesterchens. Wirst du also tatsächlich bald Lossius seine tausend Röcke ausbürsten? Ach nein, das tun ja die zwanzig Mägde. Die Mägde ausbürsten, das machst dann du.«
    »Kannst du nicht aufhören zu sticheln?«
    »Nein. Ich finde es zu gemein, dass du ihn als Tänzer nimmst. Was mache dann ich?«
    »Tu nicht so, als ob du kein Mädchen finden könntest, das mit dir tanzen möchte.«

    »Kann ich, will ich aber nicht. Die lustigen und schönen sind mir zu gefährlich, und die anderen machen mir keinen Spaß.«
    »Ach, du Possenreißer. So wählerisch darfst du eben nicht sein. Und lustig fühle ich mich auch nicht.«
    »Selbst als Trauerkloß bist du noch lustiger als Dorothea Marquart und ihresgleichen. Und würdest du mit mir tanzen statt mit dem Gecken, dann würde dir schon lustig werden.«
    »Nun hör auf. Ich werde gewiss einmal mit dir tanzen. Und Lene ist doch auch noch da.«
    Till sah sie entsetzt an und sprach dann in ihr Ohr. »Lene? Du lieber Gott, die ist kein Mädchen. Die ist meine Base. Und sie tritt mir auf die Zehen.«
    Susanne musste lachen und gab ihm einen zärtlichen Stoß. »Du hast recht, das wird nichts. Mit so einem Flegel wird sie nicht tanzen wollen.«
    Er grinste, lüftete seinen Hut und kämmte mit gespreizten Fingern seine blonden Locken. »Meinen Läusen wird jetzt schon heiß. Hoffentlich gibt es Schatten auf dem Festplatz.«
    Kopfschüttelnd wandte Susanne sich von ihm ab, lächelte jedoch. Seit der Nacht im Seilerschuppen war ihr Verhältnis zu ihrem frechen Bruder beinah wie früher. Mochte er mit ihr auch noch so uneins sein, er stand zu ihr so wie sie zu ihm.
    Die Verkaufsstände und Tische auf der Schützenwiese ließen die Schießbahnen mit den verzierten hölzernen Zielscheiben frei. Auch die Stange mit dem Papagoy war so aufgestellt, dass vom Festplatz weg geschossen wurde.
    Eine Stunde Büchsenknall, Schwefelgestank, Jubel und Gestöhn dauerte es, bis der neue Schützenkönig und sein
Hofstaat gefunden waren. Vor allem die Bäcker- und Riemenschneidergilden, zu denen die Sieger gehörten, waren im Anschluss in bester Feierlaune. Es spielte keine Rolle, dass die Sieger sich bloß dadurch ausgezeichnet hatten, dass sie im Gegensatz zu den Verlierern überhaupt die Scheiben getroffen hatten. Alle waren fern davon gewesen, die aufgemalten Wildschweine ernstlich zu gefährden.
    Es folgten die Ansprachen des Ratsobersten und des Oberbürgermeisters, die beide betonten, wie wertvoll die Wehrhaftigkeit der Bürger in all den Jahrhunderten für die Stadt gewesen sei. Danach eröffnete der Schützenälteste das allgemeine Vergnügungsfest.
    Susanne fand es kurzweilig genug,

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