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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Zuschauerin zu sein. Till dagegen war schon am Anfang des Wettkampfes verschwunden.
    Da das Papagoyenschießen erst etwas später beginnen würde, strömten die Leute nun überwiegend zu den Garküchen, Bäcker- und Bierbuden, um ihren Mittagshunger zu stillen. Die Musik- und Tanzbegeisterten versammelten sich allerdings bereits in der Nähe der Musikanten beim Tanzboden, der aus einem kleineren Bretterviereck und einem größeren, sauber eingeebneten und eingegrenzten Rasenstück bestand. Vom Gras würde am Ende des Festes nichts mehr übrig sein. Susanne schlenderte mit Regine, Lene und Liebhild zu einem Bäcker und gab sich redlich Mühe, nur ja nicht so zu wirken, als würde sie jemanden suchen. Nur dann und wann warf sie einen Blick auf das schmuck gekleidete Volk, als würde sie das farbenprächtige Bild genießen.
     
    Du wirst sie weder suchen noch ansehen, hatte Jan sich geschworen. Er hatte nicht die Wahl gehabt, ob er zum
Schützenfest gehen wollte oder nicht. Meister Schmitt hatte klargemacht, dass der ganze Haushalt dort auftreten würde, und das mit Stolz. Nur indem sie niemandem auswichen, konnten sie Alberts Ehre und damit den Ruf des Hauses Schmitt völlig wiederherstellen.
    Dass es dabei nicht zuletzt auch um Jan ging, hatte Schmitt nicht ausgesprochen. Ein vielsagender Blick hatte genügt. Mit seinem Erscheinen und seiner Haltung musste Jan jeden Verdacht darauf zerstreuen, dass er sich bei der Aufklärung von Alberts Fall oder in sonst einer Angelegenheit im Geringsten unehrenhaft verhalten hatte. Und das alles, ohne aufzufallen. Je vollendeter es ihm gelang, Susanne nicht zu beachten, desto weniger herrschte die Gefahr, dass er auffiel.
    Als sie am Ende des Zuges den Festplatz erreichten und Stellung neben einer der Bierbuden bezogen, war Susanne das Erste, was Jan sah. Zwischen den unzähligen mit Miedern, Röcken und Hauben so ähnlich ausgestatteten Frauen sprang sie ihm ins Auge. Dabei stand sie sogar mit dem Rücken zu ihm. Auch sie hielt sich mit ihren Schwestern am Rande der Menge auf und blickte nach vorn zu den Schützen.
    Sie zu sehen versetzte Jan einen schmerzhaften Schlag. In diesem Aufzug wirkte sie noch anziehender und frohsinniger als sonst. Nicht für dich . Entschlossen drehte er sich zu Albert um. »Magst du schon ein Bier? Ich geb’s dir aus.«
    Albert, der es nicht fertigbrachte, sich so unbefangen zu benehmen, wie Schmitt es sich gewünscht hatte, lächelte verkniffen. »Das wäre wohl eher an mir.«
    Jan schlug ihm auf die Schulter. »Ach was! Du willst doch für die Kinder sparen.« Er bezweifelte zwar, dass
Alberts kürzlich gefasster Vorsatz lange anhalten würde, wusste aber, dass der Einfall ihm gutgetan hatte. Es war dem Jungen unangenehm, dass seine Geschwister im Sülfmeisterhaushalt untergebracht waren wie Vollwaisen.
    Jan dachte lieber nicht darüber nach, wie er es empfand, dass die Büttners, die Schmiede und das Haus Lossius nun durch diese Gefälligkeit miteinander verbunden waren.
    Er stellte sich nicht in die Schlange des Bierausschankes neben ihnen, weil sie ihm bereits zu lang war. Zu spät bemerkte er, dass er sich stattdessen an den Ausschank des Goldenen Sternes verlaufen hatte, wo ihm ein bekanntes Frauengesicht entgegenlächelte. »Was darf’s denn sein?«, fragte sie, stemmte die Hände in die Seiten und streckte ihren Busen heraus. Es war Kowatz’ angebetete Anke. Die hatte ihm gerade noch gefehlt. Mühsam rang er sich ein höfliches Nicken ab. »Mach mir zwei Bier.«
    »Ich mach dir alles«, sagte sie leise. »Musst es dir nur abholen.« Unter halb gesenkten Lidern hervor sah sie ihn verführerisch an, während sie zwei Krüge für ihn füllte. Er fragte sich, was sie tun würde, wenn er darauf einging. In welchen alten Gänsestall würde sie ihn locken? Ob Kowatz wusste, dass sie so freigiebig mit ihrer Gunst war? Jedenfalls glaubte er nicht, dass sie nur ihn so ermutigte. Einen Augenblick stellte er sich tatsächlich vor, wie es mit ihr wäre. Ein paar derbe Worte, ein kurzes Gerangel, und die Leere danach. Eine Leere, die sich anfühlte wie der Tod.
    Er zählte ihr die Münzen für das Bier auf den Tisch, und sie stellte ihm die Krüge hin. »Nichts für ungut. Aber das Bier reicht mir.«
    Eilig kehrte er zu den anderen zurück, die nun mit weiteren jungen Zunftgenossen zusammenstanden. Die Lehrlinge und frischen Gesellen versuchten, mit Albert und ihm
wieder ins Gespräch zu kommen, ohne geradeheraus die Fragen zu stellen, auf deren

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