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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Leben lang aufbewahren, so wie ihre Mutter den großen Salzstein, den sie als Mädchen von ihrem zukünftigen Gatten geschenkt bekommen hatte. Was hatte sie damals für ihn gefühlt? Quälende Sehnsucht oder freundliche Zuneigung? Es war eine sinnvolle Heirat gewesen, zwischen der allein erbenden Böttchertochter und dem aufstrebenden jungen Böttchermeister. Susanne konnte sich nicht vorstellen, dass etwas so Unvernünftiges wie hitzige Liebe im Spiel gewesen war. Dennoch waren sie glücklich miteinander geworden.
    Liebhild zerrte an ihrer Hand, wollte hierhin und dorthin, während Regine den Eindruck machte, als würde ihr bald alles zu viel. Immer wieder hielt sie sich die Ohren zu.
    Endlich dröhnte der erste Schuss und rief alle zu der Stange mit dem Papagoy, wo sich die Schützen versammelt hatten. Ein Drittel von ihnen trug keine Feuerwaffen, sondern Armbrüste, so auch Martin. Bei den Musketenträgern standen Lenhardt und ihr Vater beieinander. Till war nirgends zu entdecken.

    Als die ersten drei Schützen ihre Schüsse abgegeben und einhellig verfehlt hatten, schob sich eine Gruppe junger Männer in den Reihen der Schaulustigen nach vorn. Jan und Albert waren unter ihnen. Sie standen auf der anderen Seite des Halbrundes, Susanne gegenüber. Jan hätte sie sehen können, wenn er ein einziges Mal in ihre Richtung geblickt hätte, doch er beobachtete nur die Schützen.
    Susannes Vater verfehlte den Vogel, Martin riss ihm mit seinem Armbrustbolzen zumindest ein paar Federn aus und kam damit in die nächste Runde. Nun erschien auch Till, noch immer in Begleitung von Spornmaker und seinen fremden Bekannten.
    Er hatte es offensichtlich mit seinem Schuss nicht eilig, das Gespräch mit den Fremden schien ihn mehr zu fesseln. Als er schließlich mit einer Pistole an den Holzpflock trat, unterstützte ihn der Waffenhändler mit Ratschlägen, die dem Anschein nach den steilen Winkel betrafen, in dem geschossen werden musste. Till lachte und probierte zur Belustigung der Umstehenden etliche lächerliche Posen aus. Das Gelächter schwang in Jubel um, als er schließlich stillstand und als Erster ein Loch in den Vogel schoss. Unter begeistertem Schulterklopfen ließen die Männer um Spornmaker ihn hochleben, bevor sein Vater und sein Bruder auch nur die Gelegenheit bekamen, zu ihm vorzudringen.
    Susanne sah ihrem Vater an, dass der Zorn den Stolz auf seinen Sohn übertraf. Er machte keine Anstalten, Till aufzusuchen, und dieser blickte sich nicht einmal nach seinem Vater um.
    Liebhild drängte darauf, Till zu gratulieren, und auch Susanne hätte es gern getan, doch die vielen fremden Männer um ihn her schreckten sie ab. Außerdem schlug sie der
Anblick des nächsten Schützen in Bann. Ihr Puls fing an zu rasen, als sie in ihm Kowatz erkannte. Auch er trug eine Pistole und nahm sich Zeit, bevor er anlegte. Sein Narbengesicht war grimmig, während er den Blick über die Zuschauer wandern ließ. Er hielt inne, als er Jan in der Menschenmenge fand, neben dem inzwischen eine junge Magd stand. Die Frau redete auf Jan ein, obwohl er sie kaum beachtete.
    Mit kaltem Grausen beobachtete Susanne, wie Jan Kowatz in die Augen sah und dieser, wie spielerisch, mit der Pistole auf ihn zeigte. Sie hörte sich »Nein« rufen, doch ihr Schrei ging im beunruhigten Raunen der anderen Zuschauer unter. Kowatz lachte höhnisch, hob den Arm höher und feuerte auf den Papagoy. Er schoss ihm den Kopf ab, doch dieser Erfolg schien ihm gleichgültig zu sein. Ohne Lob oder Tadel abzuwarten, hinkte er durch die ihm ausweichende Menge davon.
    Die Frau neben Jan hatte sich die Hand vor den Mund geschlagen und lief fort. Jan stand starr da und sah Kowatz nach. Dann traf sein Blick den von Susanne. Seine Miene verriet keine Überraschung darüber, sie dort vorzufinden, und auch kein anderes Gefühl. Er sah sie an, sah wieder fort, sagte ein paar Worte zu Albert und verließ dann in dessen Begleitung den Platz bei den Schießbahnen.
    Kurz darauf schossen nacheinander die Patriziersöhne. Ihr Ehrgeiz bestand überwiegend darin, sich gegenseitig vom Zielen abzulenken, was in fast allen Fällen Erfolg hatte, auch bei Lenhardt. Er ließ sich die Laune nicht trüben, sondern winkte Susanne und ihren Schwestern fröhlich.
    Ein halbes Dutzend Tänze, ein warmes Essen und einen Krug Bier später fragte Susanne Lenhardt, ob es ihm mit seiner Frage an sie noch ernst sei. Er beteuerte, sehnlichst
auf ihre Antwort zu warten. Sie gab sie ihm und staunte, wie leicht es

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