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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ihr fiel. Ja, sie würde Lenhardt Lossius heiraten. Selbst der kurze Kuss, mit dem sie es besiegelten, fühlte sich nicht falsch an.
    Wenn auch nicht mehr als das.

21
    Scheidewege
    S usannes Vater und Martin waren am Abend nach dem Schützenfest in Hochstimmung. Sie lobten Susanne begeistert für ihre kluge Entscheidung, während sie »zum Abkühlen« in der Dornse saßen. Bierselig fabulierten sie von einer doppelten Hochzeit und malten sich das Wachstum der Fassmacherei Büttner und Lossius in den schönsten Farben aus.
    »Mit Marquarts Werkhof und den beiden, die Lossius und ich letzten Monat gekauft haben, gehört uns die halbe Böttcherstraße. Du wirst mit den vornehmsten Frauen der Stadt in einem Atemzug genannt werden, Susannchen.«
    »Ich wusste nicht, dass du so viel Geld hast«, sagte Susanne.
    »Ja, wofür haben wir denn all die Jahre sparsam gelebt?« Ihr Vater lachte zufrieden.
    Es war Susanne tatsächlich nicht bewusst gewesen, wie lange und begehrlich er von einer solchen Möglichkeit für sein Geschäft geträumt hatte. Im Nachhinein bezweifelte sie, dass er je vorgehabt hatte, ihr die freie Wahl zu lassen, ob sie Lenhardts Antrag annahm.
    Die Schwärmerei dauerte an, bis Till nach Hause kam. Seinen Bewegungen und dem Geruch nach hatte auch er reichlich Starkbier getrunken. Zu seinem zweiten Schuss auf den Papagoy war er gar nicht erst erschienen. Seinem
Gesang nach war er noch immer fröhlich, zumindest bis er die offene Dornsentür erreichte und zu ihnen hereinblickte.
    Schlagartig verflog der Frohsinn auf beiden Seiten.
    »Beehrt uns der Herr auch einmal mit seiner Anwesenheit? Was ist, haben deine neuen Bekannten kein Bett für dich? Man sollte meinen, sie würden für dich ein bisschen zur Seite rücken.«
    Till nahm den Hut ab und fuhr sich mit unsteter Hand durch die Haare. »In der Tat hat man mir für die Zukunft Kost und Logis angeboten. Der Kurfürst von Brandenburg sucht gute Handwerker für sein Heer. Jemand, der Pulverfässer und Büchsenkolben machen und gleichzeitig schießen kann, der wäre dort hochwillkommen.«
    »Das wirst du nicht wagen.«
    »Warum nicht? Ich käme aus dem verstaubten Starrsinn dieser Stadt heraus, und du wärest endlich von meinem Anblick befreit.«
    »Ich sage, du wagst es nicht! Du erhältst von mir keinen Gesellenbrief und keine Empfehlung. Du bist ein Nichts, wenn du dich diesem welschen Gesindel anschließt. Bist du taub? Hast du nicht gehört, wie die Leute über Spornmaker reden? Mit dem Teufel im Bund sei er! Ein Freikugelgießer! Man hält dich für einen Narren, dass du ihm so auf den Leim gehst. Wie kannst du deinen guten Namen so in Verruf bringen?«
    Till lachte. »Soll man reden. Ich weiß, wie man trifft, auch ohne verhexte Kugeln und Rohre. Und ich weiß, dass mich hier nichts mehr hält. Ich will etwas von der Welt sehen, und dies ist ein guter Anfang.«
    »Wenn du das tust, brauchst du nicht mehr wiederzukommen. Wie kannst du mir ins Gesicht sagen, dass dich
hier nichts hält? Mein Leben lang habe ich für zwei Söhne gearbeitet und darauf gebaut, dass zwei Söhne eines Tages mein Werk weiterführen. Wenn du nicht hierbleibst und deinen Mann stehst, dann hast du später kein Erbteil verdient. Und es wird dir leidtun, gerade jetzt, wo auch noch Susannes Heirat uns vorwärtsbringen wird wie nie zuvor. Du bleibst!«
    »Also habt ihr Suse so weit? Na, dann habe ich ja noch einen Grund zu gehen. Nimm den Lossius als zweiten Sohn. Musst ihm nur das Böttchern beibringen. So schwer ist es ja nicht.«
    »Hast du vor gar nichts Respekt? Nicht einmal vor deinem eigenen Handwerk? Habe ich meine Pflicht so schlecht an dir getan? Herrgott, wie du dich heute aufgeführt hast! Machst den ersten Schuss und hörst dann auf, als wären deine Gegner nicht der Mühe wert. Das ist es, was du den Leuten mit deiner ewigen Missachtung der alten Sitten zeigst: deine Überheblichkeit. Kein Respekt für die alten Werte, für das Gerüst der Gemeinschaft, das unsere Vorfahren aus dem Besten ihrer Erfahrungen und ihrer Weisheit errichtet haben. Das heißt auch, du hast keinen Respekt für die Gemeinschaft und ihre Angehörigen an sich.«
    Till schwankte ein wenig und lehnte sich gegen den Ofen. »Spar dir deine Rede. Das habe ich alles schon gehört. Ich denke, der Respekt für die alten Gebräuche macht dich blind. Und nicht nur dich. Seit hundert Jahren murren die Bürger, dass sie kein Mitreden im Rat haben. Dann haben sie endlich ein Mitreden und lassen sich aus Angst

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