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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und aus Respekt zu nickenden Affen machen. Nichts ändert sich. Die Stadt dreht sich im Kreis. Unfähig, zu lernen und sich wieder unabhängig vom gnädigen Herrn Herzog zu machen. Unfähig, zu sehen, dass sie aus der Bredouille
nie wieder aufsteigen wird, wenn sie sich nicht von den alten Gebräuchen trennt.«
    Martin erhob sich von der Bank und griff seinen Bruder energisch beim Arm. »Kleiner, du hattest drei Maß zu viel über den Durst. Hört man das auf der Straße, sperrt der Rat dich in den Turm, und Vater wird nicht in der Laune sein, dich herauszukaufen.«
    Auch Susanne erhob sich rasch und hielt die Tür auf, damit Martin Till in seine Kammer bringen konnte. Sie erschrak, als ihr Vater den Tisch beim Aufstehen so heftig fortschob, dass ein Zinnkrug umfiel und auf die Steinfliesen knallte.
    »Diesmal nicht! Ich habe seine Unarten lange genug geduldet. Er wird mir geloben, dass er diesen Sommer über keinen Abend mehr allein aus dem Haus geht, sonst ist dies für ihn die letzte Nacht unter meinem Dach. Wenn er gehen will, soll er gehen. Ich sehe nun ein, dass nichts Gutes daraus entstehen kann, einen Knaben mit so missratenem Verstand im Hause zu behalten.«
    Sein Gesicht war rot vor Wut, und Susanne glaubte, seine Schläfen anschwellen zu sehen. Besorgt ließ sie die Tür los und hob beschwichtigend die Hand. »Vater, ich bitte dich. Redet morgen in Ruhe darüber.«
    Prompt meldete Till sich wieder zu Wort. »Als hätten wir das jemals getan!«
    Susanne hätte ihn am liebsten getreten. »Heute Abend halt jedenfalls den Mund und geh schlafen.«
    »Ach, übst du wieder, die Hausherrin zu sein? Aber du bist nicht Mutter, Schwesterchen, auch wenn du es noch so sehr versuchst. Solange du schön brav warst, da haben sie dich machen lassen, nicht wahr? Da durftest du spielen. Aber jetzt, jetzt musst du kneifen und den Gecken zum
Mann nehmen, damit du für sie wieder jemand bist. Ich habe dir doch gesagt, dass es so kommen würde.«
    »Halt’s Maul«, fuhr Martin ihn an und zerrte ihn endlich aus der Tür und über die Diele.
    Susanne wusste, dass er nicht unrecht hatte, und fühlte sich dennoch verletzt. Doch ihr Schmerz rückte in den Hintergrund, als sie ihren Vater ansah. Er stützte sich auf den Tisch und litt so sehr unter Atemnot, dass seine Augen hervortraten. »Ach Vater, warum regst du dich über ihn auf? Du kennst ihn doch. Im Grunde ist er gut und will niemandem einen Schaden antun. Ihr seid einfach wie Feuer und Wasser.«
    Er keuchte, richtete sich behutsam auf und ließ sich von ihr wieder auf seinen Sitzplatz helfen. »Du hast ihn immer verteidigt. Vielleicht ist es deshalb erst so weit mit ihm gekommen, Ursula. Weil er immer unter deinem Schutz stand. Nun siehst du, wie es endet, wenn man mit schwacher Hand erzieht.«
    »Vater, ich bin nicht …«
    Er lehnte sich zurück, mit dem Kopf an die Wand, schloss die Augen und atmete tief durch. Susanne entschied, ihn erst einmal zur Ruhe kommen zu lassen. Müde besprach sie in der Küche mit Lene die Pflichten des nächsten Tages und half ihr dabei, ihr Lager herzurichten.
    Als sie wieder auf die Diele kam, hatte Martin ihren Vater bereits die Treppe hinaufbegleitet und brachte ihn zu Bett. Mit schmerzenden Füßen folgte Susanne ihnen und schlüpfte in ihre Kammer, wo Regine und Liebhild bereits schliefen. Hübsch und friedlich sahen sie beide aus.
    Selbst bei diesem Anblick fühlte Susanne Schmerz. Warum musste sich alles verändern? Sie hatten es doch nicht schlecht gehabt.

     
    Der Montag nach dem Schützenfest war ein schwüler, heißer Tag. Dennoch wünschte Jan sich nichts anderes, als einen Tag mit seiner gewöhnlichen Arbeit verbringen zu dürfen.
    Er hatte Schmitt nicht erzählt, dass der Abgesandte des Kurfürsten ihn anwerben wollte. Er musste erst selbst darüber nachdenken, was er von dem Angebot hielt. Zweifellos würde er zu den Handwerkern eines Heeres besser passen als in die redliche Gemeinschaft einer ordentlichen Stadt. Andererseits würde er tagtäglich mit Soldaten umgehen müssen, die ihm zuwider waren. Außerdem hatte er sich geschworen, dass er sein Bestes geben würde, um seinen Platz in der sicheren Stadt zu finden und zu behaupten. Für das Heer zu arbeiten würde das Gegenteil bedeuten. Auch wenn er diesmal unter angesehener Fahne diente, würde er herumziehen, verludern und ein Werkzeug des Totschlags sein.
    Für einige Stunden am Morgen, während sie endlich wieder zu viert werkten und ihnen die Arbeit leicht von der Hand

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