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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Kirschen auf und steckte sich selbst eine in den Mund. Susanne überlegte flüchtig, ob sie sich über ihn ärgern sollte, doch sie wartete ab.
    Die Frau sah Till an und lächelte. »Kenn ich dich nicht?« Till grinste breit. »Kann schon sein. Kann auch sein, dass ich dich schon mal gesehen habe. Bringst du nicht den Schiffern Essen und Trinken auf die Kähne?«
    »Bist du nicht der, von dem sie behaupten, er hätte dem Bürgermeister den Kuhschädel aufs Dach gebunden?«
    Susanne stöhnte. »Till, sag nicht, dass du das warst. Wenn Vater das zu hören bekommt …«
    Ihr Bruder lachte stumm. »Ach, was die Leute so behaupten.« Er verbeugte sich vor der Frau. »Till Büttner. Bruder dieser untadelhaften Jungfrau.«
    Sie neigte huldvoll den Kopf und lächelte so, dass man
ihre schiefen Zähne sah. »Katharina, Kathi genannt. Nicht untadelhaft, aber ehrbar genug. Ihr habt eben meinen Mann gehen sehen. Jockel Wittmann heißt er.«
    »Und kannst du Kirschkerne spucken?«, fragte Till.
    Susanne rammte ihm den Ellbogen in die Seite. »Till! Können wir uns unterhalten wie Erwachsene?«
    Till erwiderte ihren Stoß spielerisch. »Du hast nur Angst, dass du verlierst.«
    »Und du Kindskopf willst in Wahrheit nur vorführen, dass du tatsächlich weiter spucken kannst als wir.«
    Kathi lachte. »Da könntet ihr beide recht haben, was?« Sie steckte sich eine Kirsche in den Mund und schloss genießerisch die Augen. Einen Augenblick später hatte sie den Kern an ihnen vorbei bis an die Hauswand auf der gegenüberliegenden Seite der Gasse gespuckt. »Jetzt du«, forderte sie Susanne auf.
    Susanne seufzte, bevor sie nach einer Kirsche griff und sich neben Kathi setzte. »Ich habe es so lange nicht gemacht«, murmelte sie.
    »So was verlernt man nicht«, sagte Till. Dennoch flog Susannes Kirschkern nicht so weit wie der von Kathi. Als die sogleich aufstand, glaubte Susanne, dass die neue Bekanntschaft damit beendet wäre.
    Doch Kathi schritt die Stufen zur Straße hinab. »Vielleicht kann ich euch zu jemandem bringen, der mehr weiß. Wisst ihr, ich war mit meinem Jockel auf den Flüssen, als die Sache passiert ist. Manchmal fahre ich als Köchin mit. Wir kamen zurück, und alle Hafenleute sprachen davon, dass Marianne und Wenzel tot sind und der Albert sie umgebracht haben soll.«
    »Und von den Kindern sprach niemand?«, fragte Susanne.

    Kathi sah sie wieder auf ihre nachdenkliche Art an. »Wenn ihr die Kinder fändet, wie wolltet ihr ihnen helfen? Glaubt ihr, mit einem Korb voll Brot wäre ihr Glück gemacht? Oder wollt ihr sie nur aus Neugier suchen und die Augen zumachen, wenn sie durch euch von einem Elend ins andere geraten?«
    »Das klingt, als wüsstest du eine Menge über sie«, sagte Till.
    Susanne hob schuldbewusst den Korb auf. Besonders weit hatte sie in der Tat nicht gedacht. »Etwas wird man schon für sie tun können. Wenn sich Albert als unschuldig erweist und er frei ist, dann wird er vielleicht für seine Geschwister aufkommen.«
    Kathi verzog spöttisch den Mund. »Dieser Albert scheint ein Freund von euch zu sein, wenn ihr so an seine Unschuld glaubt. Wenn er euch auf die Suche nach den Kindern geschickt hat, dann solltet ihr ihn einmal fragen, seit wann die beiden fort sind. Es wird vielleicht etwas ans Licht kommen, das euch überrascht.«
    Till schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Nun rede doch nicht so geheimnisvoll, sondern sag uns, was du weißt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts. Aber es wird in letzter Zeit allgemein viel über verschwundene Kinder geschwatzt.«
    Susanne fragte sich, ob diese Kathi meinte, was sie sagte, oder ob sie sich über die beiden vermeintlich gutgläubigen Simpel aus dem Marktviertel lustig machte. Wie sollten in einem kleinen Stadtteil, wo jeder um drei Ecken jeden kannte, Kinder verlorengehen, ohne dass Angehörige Zeter und Mordio schrien? »Meinst du, es sind noch mehr Kinder verschwunden? Aber warum regt sich niemand auf?«

    »Hätte ich Kinder, dann könnte ich dir das wohl sagen. Aber ich habe keine. Also, wollt ihr nun weiterforschen? Dann folgt mir.«
    Brüsk wandte sie sich ab und schritt so schnell davon, dass für Susanne und Till keine Zeit zum Überlegen blieb. Till nahm Susanne den Korb wieder ab, und sie folgten ihrer neuen Bekannten die ungepflasterte Gasse entlang. Im Gildehaus war kein Betrieb, doch aus Koltmanns Brauhaus an der Straßenecke drang der Duft von Malz, Hopfen und warmem Getreide.
    Kathi ging ihnen voran bis zur Abtsmühle, wo die

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