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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schließt gleich.«

    »’n Abend, Trude. Gibt es denn was Lohnendes?«, fragte Kathi.
    Trude warf einen kurzen Blick auf die spielenden Männer, die den Besuch nur durch ein Zunicken zur Kenntnis genommen hatten. Seufzend stopfte sie ihr Strickzeug in einen Beutel, band das Kind los und nahm es auf den Arm. »Ich geh heim, Gunther.« Einer der Männer antwortete ihr mit einem Grunzen.
    Trude gab Kathi mit einer Geste zu verstehen, dass sie mit ihr gemeinsam gehen wollte, ohne Susanne und Till zu beachten. Außer Hörweite der Wachleute neigte sie sich zu Kathis Ohr. »Stockfleckiger weißer Wollstoff, Kathi. Den könn’ wa fast geschenkt haben. Wenn wa den umfärben … Was meinste?«
    Sie sprach so leise, dass Susanne, die hinter ihnen ging, es ebenso verstehen konnte. Sie musste nicht besonders scharfsinnig sein, um zu schließen, dass Trude ein ungesetzliches Geschäft vorhatte, und das vermutlich nicht zum ersten Mal.
    »Lass uns darüber später reden«, gab Kathi zurück. »Wir kommen wegen einer anderen Sache zu dir. Meine Bekannte hier«, sie zeigte auf Susanne, »macht sich Sorgen um die Kinder, du weißt schon, welche. Da fiel mir wieder ein, dass wir neulich darüber gesprochen haben. Kannst du dich erinnern?«
    Trude blieb stehen, wechselte ihre Tochter, die sich müde an ihre Schulter schmiegte, von einem auf den anderen Arm und starrte mit zusammengekniffenen Augen Susanne an. »Und ob ich das kann. Du machst dir Sorgen um die Kinder? Mehr um die verkauften, oder um die anderen, die der Kerl nicht haben wollte?«
    Susanne fühlte sich wie vom Blitz getroffen und glaubte,
nicht richtig verstanden zu haben. Sie konnte spüren, dass es Till hinter ihr ebenso ging. Gerade wollte sie die Frau bitten, sich zu erklären, da fing sie Kathis warnenden Blick auf. Sie riss sich zusammen. »Um alle. Was glaubst du denn, welchen es schlechter ergeht?«
    Trude spuckte auf den Boden. »Das ist eben die Frage. So wie das Gesindel aus den Buden seine Bälger behandelt, da kann es für einige ja nur besser werden. Aber manches, wat man denkt, ist ja nicht gottgefällig. Wenn man sagt, der Tod wär besser als manches Leben, dann regt der Pastor sich mächtig auf. Wir müssen unser Los auf Erden eben aushalten, und so müssen die Kinder das auch aushalten, was ihnen blüht.«
    Susanne fröstelte, ihr wurde übel, wenn sie sich ausmalte, was Trude andeutete. Zu welchem Zweck hatte jemand den Leuten Kinder abgekauft? Doch nur, um sie auf gemeine Art auszubeuten. »Was glaubst du denn, was der Kerl mit den Kindern vorhat?«
    Trude lachte trocken. »Na, sie ins Himmelreich führen, so wie er’s versprochen hat.«
    »Weißt du, ob er Mariannes Kinder auch gekauft hat?«, erkundigte sich Kathi.
    »Die von der Toten? Wird so sein. Das jüngste von meiner Base hat er genommen, das weiß ich.«
    Susanne räusperte sich. »Wie viele hat er wohl schon?«
    Trude zuckte mit den Schultern. »Ein Dutzend?«
    »Und kennst du Kinder, die er nicht wollte?«
    »Freilich. Die von meiner Schwägerin. Alle vier haben sie verkrümmte Knochen. Solche wollte er nicht.«
    »Hat sie selbst mit ihm gesprochen?«
    »Ach wo. Er hat es ihr ausrichten lassen.«
    Das Kind auf Trudes Arm wurde unruhig und begann zu
greinen. Till, der ungewöhnlich schweigsam war, wühlte im Korb, brachte ein Kuchenstück zum Vorschein und gab es der Kleinen in die Hand.
    »Und der es ihr ausgerichtet hat, der kennt den Herrn?«, fragte Susanne weiter.
    Trude fing ein Kuchenbröckchen auf, das ihrem Kind herabfiel, und steckte es in ihren eigenen Mund. Till packte ein zweites Stück aus und reichte es ihr.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht«, sagte sie.
    Susanne staunte, wie eilig die mollige Frau den Kuchen verschlang. »Wo wohnt deine Schwägerin?«
    »In’ner Bude an der Bardowicker Mauer. Mein Bruder war Drechsler und ist vorletztes Frühjahr gestorben. Seitdem hat sie nach einem neuen Kerl geangelt. Aber der müsst ja dösig sein, der sie nimmt, mit den Krüppelkindern. Kein Wunder, dass sie die los sein wollte. Aber unchristlich ist das.«
    Susanne nickte. »Ja. Ich würde den armen Kindern gern etwas Gutes bringen. Wie heißt deine Schwägerin?«
    Trude kniff die Augen zusammen und zögerte, bis Till das ganze Leintuchpäckchen mit dem Kuchen aus dem Korb nahm. »Nun sieh mal, wie gern deine Kleine den Kuchen mag. Den geben wir am besten dir.«
    Gier leuchtete in Trudes Augen auf, als sie das Päckchen an sich nahm. »Marie Lohmann heißt sie. Aber nicht, dass ihr

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