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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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hier? Um zu feiern, dass es mir passiert war und nicht ihnen? Sie waren dem Drama entkommen. Sie schon. Aber sie machten sich nicht einmal die Mühe, mir meine Rolle darin zu erklären
.

Wieder und wieder las sich Eve die Montageanleitung durch. Lies saß neben ihr und las mit. »Bist du dir sicher, dass wir die richtigen Schrauben haben?«
    Eve schüttelte den Kopf und blätterte zurück zum Anfang der Anleitung. »Ich weiß es nicht. Wie kann man nur dermaßen dreist lügen und behaupten, dass die Regale blitzschnell aufgestellt werden können?«
    Lies fing an zu lachen und zog Eve die Anleitung aus den Händen. »Lass mich mal gucken. Das muss doch zu schaffen sein!«
    Eve schaute sich die Holzteile an, aus denen ein Kellerregal entstehen sollte. Bisher hatten sie nicht die geringste Ähnlichkeit damit.
    »Vielleicht sollten wir einfach mal Schritt für Schritt machen, was hier steht«, schlug Lies vor.
    »Einverstanden«, sagte Eve. Sie war froh, dass Lies ihr half, sonst hätte sie schon längst aufgegeben. Inzwischen hing ihr dieses gesamte Haus zum Hals heraus. Es verging kein Tag, an dem sie nicht irgendetwas tun musste. Angenehme Arbeiten waren selten dabei.
    Weil das Haus beinahe ihre ganze Freizeit in Anspruch nahm, sah sie Jacob viel zu selten, obwohl sie am liebsten den ganzen Tag mit ihm verbracht hätte. Und wenn sie dann endlich mal zusammen waren, war sie meistens so müde, dass nichts mehr mit ihr anzufangen war. Sie konnte die Wunden und rauen Stellen an ihren Händen schon nicht mehr zählen und hätte sie am liebsten vor ihm versteckt, aber Jacob hatte einmal gesagt, er fände das ziemlich sexy.
    Er hatte auch schon mehrmals seine Hilfe im Haus angeboten, aber bisher hatte Eve immer abgelehnt. Sie wollte ihn noch eine Weile für sich allein haben. Sobald sie ihn ins Haus ließ, würde ihre Familie ihn unwiderruflich in Beschlag nehmen.
    Außerdem war ihr lieber, Jacob sah das Haus erst, wenn es ein wenig vorzeigbarer war. Zwar schien der Umbau anfangs recht schnell zu gehen, aber jetzt wehrte sich das Haus gegen ihre Eingriffe. Mauern, die sich plötzlich als zu schwach erwiesen, morsche Fußböden, gebrochene Leitungen. Was schiefgehen konnte, ging schief. Eve war nicht die Einzige, der das schlechte Laune bereitete.
    Mamas neuester Plan war, möglichst viele Sachen, die sie nicht sofort brauchten, in den Keller zu bringen. Also mussten dort Regale aufgebaut werden. Und weil Eve heute als Einzige zu Hause war, hockte sie nun mit einem Berg von Brettern und Schrauben im Keller.
    »Komm schon, Eve.« Lies’ Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Ich glaube, so könnte es gehen.« Eve nahm den Schraubenzieher und machte mit.
    Eine Viertelstunde später blickten sie zufrieden auf das erste Regal, das sie zusammen aufgebaut hatten.
    »Klasse, was?«
    »Bleiben nur noch fünf«, seufzte Eve.
    »Aber jetzt wissen wir wenigstens, wie’s funktioniert, dann geht es schnell.«
    »Na, hoffentlich.«
    »Was ist bloß mit euch los, dass ihr dauernd so rumjammert?«
    Eve legte den Hammer weg und schaute in Lies’ ernstes Gesicht. »Fällt das denn so auf?«
    Lies nickte. »Mir schon. Vor allem, weil ihr alle plötzlich so miesepetrig seid.«
    Eve drehte den Hammer in den Händen. »Es liegt einfach an diesem Haus. Nichts klappt so, wie es klappen müsste.«
    »Und woran liegt das?«
    Eve zuckte mit den Schultern. Ja, woran lag das? Sie wusste es nicht, keiner wusste es. Aber Mama und Papa lagen sich ständig in den Haaren, weil sie ihren Plan nicht einhalten konnten und das Haus viel mehr Geld verschlang, als sie gedacht hatten.
    Und Frederik und Max führten schon seit einer Woche eine Protestaktion durch, da ihre Eltern beschlossen hatten, dass vorläufig kein Schwimmbad gebaut würde. Weil Eve nicht hatte mitmachen wollen, bekam nun auch sie die volle Ladung von den Zwillingen ab.
    Und sie selbst? Eve dachte nach. Sie vermisste vor allem ein eigenes Zimmer, das Gefühl, einen Raum zu haben, der wirklich ihr gehörte. Ihr neues Zimmer war ihr immer noch fremd. Nichts stimmte darin. Der Geruch, die Geräusche. Die kahle Wand ohne Tapete und eine Decke, die ihr beinahe entgegenzukommen schien. »Ich glaube, dass wir uns alle nach einem Haus sehnen, das wirklich uns gehört«, sagte sie schließlich.
    Während sie das sagte, wurde ihr klar, wie sehr das stimmte.
    Lies nickte verständnisvoll. »Möchtest du mal bei uns übernachten? Das ist zwar nicht dein Haus, aber immerhin unser Haus.«
    Eve dachte nach.

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