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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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vorstellen. Wir wissen, wer Sie sind, doch ansonsten war Arpad etwas nachlässig in der Etikette. Ich bin Cérise Denglot. Die Dame, die ihnen die Hand hält, ist Frau Sophie Treynstern, und dies hier ist Mrs. Corrisande Fairchild. Wir sind hier, um Arpad zu retten und auch Mrs. Fairchilds Gatten und seinen Gefährten, die ebenfalls irgendwo in diesen Höhlen verlorengegangen sind und nicht hinauskönnen.“
    „Charlotte von Sandling“, murmelte das Mädchen. „Ich komme aus Altaussee. Die Männer haben uns in unserem Haus angegriffen und Arpad niedergeschossen. Und …“ sie wußte nicht, wie sie weitermachen sollte.
    „Mein Herz, warum schläfst du nicht ein bißchen“, schlug Torlyn vor und wischte ihr eine letzte Träne vom Gesicht.
    Frau Treynstern unterbrach.
    „Sie hat seit Tagen nichts gegessen. Geben wir ihr erst noch ein wenig Brot und Wasser. Schon wegen des Blutverlusts sollte sie etwas trinken. Im Korb ist eine Tasse.“
    Sie sahen ihr beim Essen zu, und Cérise merkte, wie schlecht das Mädchen mit soviel Aufmerksamkeit umgehen konnte. Sie war nicht daran gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen. Doch vermutlich mochte niemand gerne angesehen werden, wenn er in einem solchen Zustand war, zerschlagen, schmutzig, rotäugig und verweint, die Kleider zu Lumpen zerrissen. Um all das ignorieren zu können, würde man schon ein großes Selbstbewußtsein brauchen, besonders innerhalb einer Gruppe, deren Mitglieder alle von Natur aus schon ansehnlicher waren.
    Cérise fühlte sich ein wenig schuldig ob des letzten Gedankens und dachte wieder daran, wie sie ihre innere Stärke gesehen hatte, ihre Zuverlässigkeit, ihren klaren Geist und ihre Loyalität. Sie mochte ein hausbackenes Mädel mit einem seltsamen Männergeschmack sein, doch sie hatte Torlyn drei Mal gerettet.
    Sie erinnerte sich jetzt auch an Asko von Orven, wie er am Boden gelegen und sie mit großen, erstaunten Augen angesehen hatte. Er hatte nicht so ausgesehen, als würde er dem Mädchen beistehen wollen. Verdammt sollte er sein. Er mochte ja vielleicht nicht wissen, daß die junge Frau ihn liebte, doch was galt das schon? Wie hatte er sie einem Mörder überlassen können? Er mochte wohl nicht mehr der Mann sein, der noch vor einem halben Jahr so sehr um Corrisandes Sicherheit besorgt gewesen war, daß er ihnen allen auf die Nerven gegangen war mit seinem überzogenen Beschützerinstinkt. Doch Corrisande war eine süße, kleine und niedliche Jungfrau in Bedrängnis gewesen, während allein schon die Größe dieser jungen Dame anzudeuten schien, daß sie gut auf sich selbst aufpassen konnte. Männer! Wenn die Jungfrau in Bedrängnis nicht der ersten Schönheitsriege angehörte, ritt der Ritter ohne Furcht und Tadel einfach vorbei und wünschte dem Drachen bon appétit .

Kapitel 26
    Inzwischen hatte Delacroix jedes Zeitgefühl verloren. Waren Stunden vergangen oder Tage, seit er von Orven die Nachricht in den Stein gekratzt hatte? Er wußte es nicht. Seine Ahnungslosigkeit machte ihn wütend.
    Hatte er geschlafen? Manchmal nickte er im Boot sitzend ein. Manchmal fand er sich liegend wieder, schreckte hoch aus bodenloser Schwärze. Flüchtige Spuren von ungreifbaren Träumen warfen Schatten über sein Gemüt. Bevor er sie noch analysieren konnte, waren sie schon verschwunden.
    Bisweilen war McMullens sanftes Schnarchen das einzige Geräusch, das es in seiner bootsförmigen Welt gab.
    Normalerweise war auf Delacroix’ Zeitgefühl absolut Verlaß, es war ganz außergewöhnlich genau. Er wachte auf die Minute genau morgens auf, er konnte Zeitabläufe exakt einschätzen.
    Jetzt fühlte er sich verloren und haßte das Gefühl. Die Welt bestand nur aus einem unendlich lang ausgestreckten Jetzt, die Vergangenheit war nichts als eine Traumsequenz und die Zukunft unerreichbar fern. Die Gewißheit, daß eben diese Zukunft einmal die Gegenwart und schließlich die Vergangenheit sein würde, hatte ihn schnöde verlassen, und er trieb ankerlos. Es war zutiefst verunsichernd, und seine strikte Weigerung, sich davon ängstigen zu lassen, verkrampfte ihn zu geradeso hartem Stein wie der Fels, durch den sie glitten.
    Für Menschen war dies nicht gedacht. McMullen hatte sie in eine höllische Variante eines Tír na nÓg katapultiert. Doch hier gab es keinen Tanz, keine lächelnde Fey-Königin. Nur einen arroganten Feyon-Bastard und laut diesem einen Verfolger, der die dunkle Stelle auf der Seele Delacroix’ wittern konnte.
    „Wie weit hinter uns ist er?“ fragte

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