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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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dürfen mich nicht töten. Heißt das, Sie hätten es sonst längst getan?“
    Der Feyon war noch im gleichen Moment vor Delacroix, so nah, daß ihre Körper sich berührten. Seine Hand lag über Delacroix’ Herz.
    „Ich bezweifle nicht die Autorität, die mich dich am Leben lassen heißt. Doch du hast recht. Nur ihretwegen bist du noch nicht tot, vom Blitz getroffen, von Flammen verzehrt, zwischen den Felsen zu Brei zermalmt, nichts als ein stummer Rest zwischen den Knochen der Erde. Oder einfach nur aufgefressen von der fleischgewordenen Zerstörung, deren Hunger und Gier jede Energielinie um dich herum verbiegt und durchdringt. Oder ich könnte dich ertrinken lassen, während ich deine Lungen mit Wasser fülle, bis sie bersten. Du bist eine Gefahr für die Menschenwelt – und obgleich ich ihre Nebensächlichkeit aus meiner Warte erfassen kann, so hat sie doch etwas für sich, diese Menschenwelt. Du – bist nichts als ein ärgerliches Hindernis auf dem Weg zu …“ er hielt inne und beendete seinen Satz nicht.
    Delacroix spürte einen plötzlichen Schmerz in seiner Brust und beherrschte sich eisern, nicht zuzuschlagen und den Angreifer zu zerschmettern. Ein Kampf in dem kleinen Boot war aussichtslos. Er würde sie alle in Gefahr bringen. Plötzlich lag die schwimmhäutige Hand an seiner Wange, sanft, beinahe zärtlich.
    „Ich begreife absolut nicht, was es ist, das sie glauben läßt, du wärst ihrer Liebe würdig“, flüsterte die Kreatur nachdenklich. Dela-croix begann zu husten und zu keuchen, die kühlen Hände ließen ihn los, und er sank gegen McMullen. Der Meister setzte ihm seine Hand auf die Brust, und der Schmerz ließ nach. Ihm war schwindlig, doch sein wütender Haß hielt ihn bei Bewußtsein.
    „Wo haben Sie meine Frau getroffen?“ zischte Delacroix.
    „Im Wasser, wo sie hingehört“, lautete die Antwort.
    „Wo sie hingehört, ist zu mir. Sie ist ein Mensch. Lassen Sie Ihre Finger von ihr!“
    „Sie ist eine Nereide. An Land kann sie nicht glücklich sein.“
    „Doch. Sie kann. Sie hat nach mir um Hilfe gerufen.“ Delacroix verstand plötzlich, woher die Schreie, die er im Wasser gehört hatte, gekommen waren. „Was haben Sie ihr angetan? Haben Sie ihr weh getan? Wenn Sie ihr etwas getan haben, dann …“
    „Warum sollte ich ihr weh tun, Soldat? Wozu?“
    „Wagen Sie es ja nicht!“
    „Sind wir wieder bei Drohungen angekommen? Möchtest du noch eine kleine Demonstration meiner Kampfkünste?“
    „Nein“, unterbrach McMullen. „Wir haben uns um andere Dinge zu kümmern als um Mrs. Fairchild. Und Sie wissen sehr genau, daß sie ihren Mann liebt und nicht Sie. – Das ist das ganze Problem, nicht wahr? Daß ihr süßes, kleines Nereidenherz fest an Delacroix hängt. Mit all Ihrer Pracht und Ihrer Macht – und ich gebe zu, beides ist beeindruckend – haben Sie es nicht geschafft, sie für sich zu gewinnen. Deshalb führen Sie sich auf wie ein verwöhnter Halbwüchsiger, dem man einen Wunsch versagt hat. Sie sollten sich lieber mit uns zusammenschließen gegen den Feind. Oder gegen die Feinde.“
    Ihre Augen brannten ineinander, und McMullen streckte die Hände von sich fort, als müßte er einen Schlag abwehren. Eine Woge erschütterte das Boot wie ein Gebirgsschlag.
    Das Boot schlenkerte und kenterte. Alle drei Insassen wurden durch die Luft geschleudert und fielen ins Nichts.
    McMullen war zu weit gegangen. Der Feyon war zu weit gegangen. Sie waren alle viel zu weit gegangen, und jetzt war es zu spät. Sie würden ihr Leben als Teil der Felsen beenden.
    Sie landeten hart auf dem Boden.
    Die Höhle war dunkel, und Delacroix konnte nicht ausmachen, wo sie gelandet waren, konzentrierte sich lediglich darauf, schnell auf die Füße zu kommen. Er überprüfte seine Waffen im gleichen Augenblick. Alte Reflexe verschwanden nur langsam.
    „Du lieber Himmel“, sagte eine junge, schottisch klingende Stimme, die er bereits kannte. „Ihr streitet. Und ich dachte, ihr kommt, um mir zu helfen.“
    Die Höhle wurde heller, ohne daß man eine Lichtquelle erkennen konnte. Direkt vor ihnen auf einem Felsen saß der junge Mann aus Delacroix’ Vision. Seine Augen waren rund und beinahe weiß, seine Zähne in mehreren Reihen hintereinander angeordnet. Sein Gesicht war jung und unendlich alt zugleich.
    „Onkel Aengus?“ sagte er. „Spät kommt ihr, doch ihr kommt. Warum hat das so lange gedauert? Ich will hier endlich raus.“
    McMullen rappelte sich mühsam vom Boden hoch. Delacroix trat zu

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