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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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mußte ich den Schmerz blockieren. Durch die Dunkelheit habe ich sie nur führen können, indem ich ihren Geist direkt leitete. Sie war die letzten Tage praktisch blind. Es gibt kein Licht in den Höhlen.“
    Er wiegte sie in seinen Armen.
    „Sie muß ganz schreckliche Angst ausgestanden haben“, schloß Sophie Treynstern und hielt ihm ein kleines Fläschchen Riechsalz entgegen.
    „Ja“, erwiderte er. „Doch sie ist eine mutige Frau. Sie hat ihre Angst niedergerungen.“ Er nahm das Fläschchen von seiner ehemaligen Liebsten und wedelte es unter der Nase des Mädchens hin und her.
    „Charly, los jetzt. Wach auf. Bitte!“
    Im nächsten Moment schüttelte er sie heftig, und sein Gesichtsausdruck änderte sich von Besorgnis zu Panik.
    „Charly! Nicht weglaufen! Tu es nicht! Wach auf!“
    „Was ist geschehen?“ fragte Cérise
    „Sie sinkt ins Dunkel. Mach das nicht, Charly. Du kannst doch jetzt nicht aufgeben! Du bist schon fast zu Hause. Mädchen! Nicht doch jetzt noch!“ Er herrschte sie an.
    Er legte sie wieder auf den Boden, eine Hand auf ihrem Herzen, eine an ihre Wange. Dann schloß er die Augen.
    Sie krampfte sich spasmisch zusammen, würgte. Ihre Atmung wurde rauh, sie kämpfte um Luft, stöhnte schmerzhaft, mit ihren Armen schlug sie um sich. Torlyn fing sie. Sie schlug die Augen auf und begann zu schreien.
    Einen Augenblick später war sie wieder in seinen Armen, und Cérise meinte, eifersüchtig sein zu müssen, doch sie war es nicht. Statt dessen tat ihr die geschundene Kreatur leid.
    „Du bist in Sicherheit. Du bist in Sicherheit. Du bist in Sicherheit hier“, wiederholte er und wiegte sie in seinen Armen. „Niemand wird dir weh tun.“
    Sie wurde von Weinkrämpfen geschüttelt, schluchzte in seine Schulter. Seine Hand streichelte ihr Haar. Ihr Gesicht preßte sich gegen sein Schlüsselbein. Eine Zeitlang sprach niemand.
    Nach einer Weile holte Corrisande den Korb mit der Decke. Gemeinsam wickelten sie das Mädchen in die Decke und legten sie sanft nieder. Torlyn hielt ihr die Hand. Sie begann sich zu beruhigen, lag nur zitternd da.
    „Daß du mir so etwas nicht noch einmal machst, mein Herz. Wage ja nicht, noch einmal so aufzugeben.“
    Sie schniefte, und Frau Treynstern reichte ihr ein Taschentuch. Sie putzte sich die Nase und atmete tief durch. Dann sagte sie etwas völlig Unerwartetes.
    „Er haßt mich.“ Ein Beben ging durch ihren Körper.
    „Nein, er haßt dich nicht, Charly. Er kann nur nicht verstehen.“
    „Er hat gesagt, er würde mich umbringen, wenn ich je darüber sprechen würde, daß …“ Sie hielt inne und versteckte ihr Gesicht in den Händen.
    „… daß was?“ fragte Cérise. „Wer haßt Sie?“
    „Leutnant von Orven“, erklärte Torlyn und sah wieder das Mädchen an. „Und du bist es nicht, die er haßt. Er haßt mich.“
    „Er verachtet mich. Er denkt ich bin eine …“ Sie sprach nicht weiter.
    „Was um Himmels willen …?“ fragte Cérise und fand die Situation plötzlich spannend. Wie konnte sich eine Frau, die gerade mehrere Tage mit Torlyn verbracht hatte, in diesen steifen Regelbuch-Soldaten verlieben? Und was war geschehen?
    „Er hat uns erwischt, als wir … ich von ihr trank, und hat die Situation interpretiert“, erklärte Torlyn, und Cérise fand, daß er ‚falsch interpretiert‘ hätte sagen sollen. Nun, es gab Trinken, und dann gab es … Trinken. Und vielleicht konnte man diese Situation nicht allzuleicht mißverstehen. „Er versuchte einzuschreiten, und ich habe ihn beinahe … gefrühstückt.“ Er wandte sich Charly zu. „Ich hatte gehofft, er würde soviel Geistesgröße besitzen, dich hier hinauszubringen.“
    Die junge Frau schloß ihre Augen und biß sich auf die Lippen. Dann blickte sie wieder in Torlyns Augen.
    „Er hat mich an Leopold ausgeliefert. Und Leopold hat versucht, mich zu töten. Eine Exekution hat er es genannt – und wollte mir die Beichte abnehmen. Er ließ mich vor sich niederknien, nahm das Schwert seines Großvaters und wollte mich köpfen. Sogar an eine Pistole hatte er gedacht, für den Gnadenschuß. Weil er ja nicht wollte, daß ich leiden sollte.“ Sie sagte all dies ganz sachlich, als spräche sie über ihre normalen Tagespläne.
    Die drei Damen starrten das Mädchen voller Entsetzen an. Frau Treynsterns Mund stand ihr offen.
    „Herr im Himmel, beschütze uns!“ murmelte sie.
    „Leutnant von Orven hat Sie diesem Mann übergeben?“ fragte Corrisande ungläubig. „Das kann er doch nicht getan

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