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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Kaiserin in zerrissenem Anzug und ungewaschen. Er hatte ihren Ring. Der zumindest sollte ihm Einlaß verschaffen, und wenn sein Anliegen wirklich am Aussehen scheitern sollte, dann mußte er eben die Zeit investieren und sich präsentabel machen.
    Er hielt so nah wie möglich am Tor der Villa, ohne von dort gesehen zu werden. Vorsichtig stieg er vom Bock. Es wurde langsam dunkel. Ihr Abenteuer hatte viel länger gedauert, als er das für möglich gehalten hatte.
    Zwei Tage, viel zuviel Zeit. Viel zu viele Dinge waren geschehen. Er versuchte, nicht daran zu denken, damit die Schatten der Erinnerung nicht noch zu seinem kläglichen Aussehen beitrugen. Normal mußte er wirken. Zuverlässig.
    Wie machte man das? Er schalt sich nun, daß er sich nicht die Zeit genommen hatte, in der Unterkunft der Fairchilds haltzumachen, sich zu säubern und von Delacroix ein sauberes Hemd zu leihen. Doch er hatte sich dort nicht aufhalten wollen, schon gar nicht mit einer Kutsche vorm Haus, die das Wappen des Barons trug.
    Gardesoldaten standen wie Statuen am Eingang zum Garten der Villa. Er trat auf sie zu, richtete sich zu voller Größe auf, legte seine gesamte Offiziersarroganz in seinen Blick.
    „Ich bringe eine dringende Botschaft für Ihre Majestät, die Kaiserin.“ Der Wachposten musterte ihn eingehend, ließ seinen Blick über die dreckige Aufmachung gleiten.
    „Ich weiß, wie ich aussehe“, fuhr von Görenczy ihn ärgerlich an. „Dies ist ein Notfall, und es ist von außerordentlicher Dringlichkeit, daß ich Ihre Majestät oder ihren Adjutanten sofort spreche. Also gehen Sie schon und holen Sie Ihren Vorgesetzten! Ein bißchen plötzlich!“
    Der Mann erkannte offenbar das Offiziersgebaren und die entsprechende Stimme. Er stand nun etwas strammer da, nicht ganz in Hab-Acht-Stellung, aber doch aufmerksamer und vorsichtiger als zuvor. Allerdings rührte er sich weiterhin nicht vom Fleck.
    „Gnädiger Herr, ich kann meinen Posten nicht verlassen.“
    „Natürlich können Sie. Sie können Ihren Posten lange genug verlassen, um Ihren Vorgesetzten über die Situation ins Bild zu setzen. Das ist Teil Ihrer Aufgaben, mein Guter. Der andere Posten wird währenddessen das Tor bewachen, und ich werde mich hier nicht fortbewegen.“
    Der junge Soldat wirkte recht verunsichert, tat aber schließlich, wie ihm aufgetragen war. Der andere Wachtposten nahm eine neue Position ein, bewegte sich von der Seite des Tors in dessen Mitte, und von Görenczy gab gut acht, seine Hände sichtbar zu halten und sich möglichst wenig zu bewegen. Es wäre weiß Gott zu peinlich, ausgerechnet jetzt von einem übereifrigen Soldaten erschossen zu werden.
    Es dauerte nicht lange, da erschien ein Leutnant desselben Garderegiments am Tor. Er sah ungehalten aus, mochte die Störung nicht.
    „Was wollen Sie?“ fragte er in einem Ton, der die Rangordnung zwischen Ihnen unmißverständlich festlegte. Von Görenczy hätte es an seiner Stelle nicht anders gemacht. Doch er war Offizier, und genau das mußte er auch zeigen können, wenn er gerade nicht passend gekleidet war.
    „Udolf von Görenczy.“ Er schlug die Hacken zusammen. „Ich habe eine dringende Nachricht für Ihre Majestät die Kaiserin. Sie wartet darauf. Dies ist das Erkennungszeichen, das sie mir überlassen hat, damit ich mich ausweise.“
    Er hielt dem Mann den Ring zur Prüfung entgegen und schloß seine Finger darum, als der Mann versuchte, danach zu greifen. „Nein, Herr Leutnant. Davon werde ich mich nicht trennen, bis ich den Ring seiner rechtmäßigen Besitzerin zurückgeben kann. Ich bin sicher, daß Sie wissen, wer das ist.“
    Der Mann musterte ihn eingehend. „Bei allem Respekt“, sagte er und klang dabei so herablassend, daß in Udolf Ärger hochstieg, „Sie sehen nicht aus wie ein kaiserlicher Bote. Auch hat man Sie mir nicht avisiert. Sie sind noch nicht einmal Österreicher, wenn ich Ihren Akzent richtig deute.“
    „Das haben Sie gut erkannt, Herr Leutnant. Ich bin Bayer. Ich komme direkt von der Familie Ihrer Majestät mit einer dringenden Botschaft. Sie wird Ihnen gewiß nicht dafür danken, wenn sie sie nicht erhält.“
    „Sie können die Botschaft mir übergeben. Ich werde sie weiterleiten“, gab der Mann zurück. „Für eine Audienz ist es zu spät, und ich bin sicher, daß Sie in Ihrem gegenwärtigen Zustand nicht Ihrer Majestät, der Kaiserin, unter die Augen treten möchten.“
    „Ich würde mir in der Tat wünschen, mein gegenwärtiger Zustand wäre ein

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