Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
und Kampfkraft. Und außerdem nach Ausgängen ins Freie, nach Wachposten und nach Spitzeln unter der Bevölkerung. Er hat gesagt, daß eine falsche Entscheidung von Ihnen die Schuld für unseren Tod mit sich bringt, den Tod für neun Menschen, vier davon Frauen, ein verletzter Junge.“
    „Sieben“, antwortete der Ritter, dessen Rüstung an Volumen sekündlich zunahm und ihn immer enger einschnürte. „Vier Damen, ein Junge und zwei Männer. Das macht sieben. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, wo ist nur dein Ruf geblieben? Oder hast du ihn nur eingetauscht, den guten gegen den schlechten?“
    Charlys Sinn schwamm. Es gab noch zwei Männer, doch sie konnte sich nicht genau an sie erinnern.
    „Neun“, wiederholte sie. „Wir sind neun. Vier Damen, ein verletzter Junge. Mr. Fairchild, Mr. McMullen.“
    „Dazu zwei unnatürliche Kreaturen“, ergänzte eine Stimme, die von der Spinne zu kommen schien.
    „Sie müssen uns helfen. Bitte! Helfen Sie!“
    Der Ritter saß vor ihr wie eine Statue, rührte sich nicht und blieb ungerührt. Die Welt pulsierte um ihn herum, sein Mund war zur Fratze gefroren. Seine eisenumhüllten Hände lagen auf den eisenumhüllten Knien.
    „Die Gefahr ist vorbei“, sagte er schließlich, während die Spinne auf seinem Kopf munter hin und her krabbelte. „Das Projekt ist gescheitert. Der Meister hat sich nicht von dem Angriff der Nebelkreaturen erholt. Man hat ihn fortgebracht. Nur der Professor und ich sind noch da. Niemand wird Sie und Ihre Gefährten aufhalten. Ich werde Ihnen helfen.“
    „Danke schön!“ sagte Charly artig. „Sie haben eine Spinne auf dem Kopf. Tut das nicht weh?“
    „Jetzt nicht mehr, der Schmerz ist fast schon fort“, erwiderte der Ritter und lächelte wieder sein steinernes Lächeln. „Dein Kleid löst sich auf. Schämst du dich nicht?“
    Charly sah an sich hinab und bemerkte mit einem Mal, was er gesehen hatte. Die Reste eines vollkommen unanständigen Kleidungsstückes schmolzen, seine Muster troffen wie nasse Farbe auf den Boden. Einen Augenblick später stand sie nackt vor dem Ritter, dessen Aquamarinaugen strafend auf ihre nackten Gliedmaßen blickten. Keinen einzigen Fetzen hatte sie noch an. Sie versuchte, sich mit den Händen zu bedecken, doch die Geste war lächerlich und unzulänglich. Bißspuren überwucherten ihren Körper, Spuren von spitzzahnigem Eindringen in ihren Körper, Spuren, die zu ihren intimsten Stellen führten.
    „Das stimmt nicht!“ rief sie. „Ich bin nur mit ihm zum Ball gegangen und wollte nur tanzen.“
    „Sicher, und zum Souper gab es die Frucht vom Baum der Erkenntnis“, erwiderte die Spinne.

Kapitel 35
    Von Görenczy setzte Marie-Jeannette an ihrer Unterbringung ab. Sie hatten den eleganten Kurort erreicht. Niemand hatte sie angegriffen, obgleich sie einigen Reisenden begegnet waren. Jedes Mal, wenn erneut Reiter zu hören waren, hatten sie sich auf einen Kampf eingestellt. Doch keiner hielt sie auf.
    „Du kommst doch wieder?“ fragte sie ihm hinterher, als er bereits wieder anfuhr.
    „So ich kann“, gab er zurück. Er hätte es ruhig versprechen können. Was machte es schon aus, ob er die Wahrheit sprach? Doch er gab sein Wort nicht, da er nicht wußte, was geschehen würde. Wenn tatsächlich alles gut ging – und im Grunde hatte er längst aufgehört, daran zu glauben –, würde er nur ungern in Begleitung einer eigenen Zofe reisen. Genau das wäre sie dann wieder, wenn sie erst einmal ihre eigene Kleidung trug. Für immer fort wären dann der Traum und die Schönheit, die Schauspielerin, die Abenteurerin, die Jungfrau in Not und die Felsen-Venus, die er eine Nacht lang steinern gehalten hatte.
    Er schlug sich die Gedanken aus dem Kopf und fuhr weiter über die kopfsteingepflasterten Straßen von Ischl. Die elegante Architektur der Gebäude zeigte deutlich den Status des kleinen Städtchens als Erholungsort des österreichischen Hofes, und nur wenige Häuser belegten den Fakt, daß dies nur ein größeres Dorf war, droben in den Bergen.
    Während er die sauberen, engen Straßen entlangfuhr, versuchte er, sich eine glaubwürdige Erklärung für die Wachen auszudenken, die mit Sicherheit die Kaiservilla abschirmten. Er sah dreckig und abgerissen aus. Unrasiert. Vielleicht hätte er sich die Zeit nehmen sollen, sich wenigstens zu rasieren. Doch Zeit war das, was er am wenigsten hatte. Möglicherweise würde sein Aussehen ja die Dringlichkeit seines Anliegens unterstützen.
    Man besuchte keine

Weitere Kostenlose Bücher