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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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anderer, Herr Leutnant. Doch die Dringlichkeit der Angelegenheit hat einen Zwischenhalt bei einem Herrenausstatter nicht zugelassen. Ich schlage vor, daß Sie mich zur Villa eskortieren und mich dort den Wachen übergeben. Der Adjutant Ihrer Majestät muß von meiner Ankunft in Kenntnis gesetzt werden.“
    Der Mann wußte nicht, was er tun sollte, war hin- und hergerissen zwischen der Pflicht, unerwünschte Elemente fernzuhalten und der Möglichkeit, einen groben Fehler zu begehen. Was immer er entscheiden mochte, konnte falsch sein. Doch die Entscheidung zu delegieren war eine gute Sache. So funktionierten die meisten Dinge beim Militär.
    „Sie werden mir zum Wachraum folgen. Wir werden sehen, was zu tun ist.“ Der Mann winkte einem der Posten, sie zu begleiten. Leutnant von Görenczy wußte, daß die Waffe des Mannes auf seinen Rücken zielte, und bewegte sich vorsichtig, versuchte, den Mann nicht durch plötzliche Gesten zu erschrecken. Einige Schritte hinter dem Tor befand sich eine kleine Wachstation an einem Kiesweg, der hinauf zur Villa hinführte.
    „Hier hinein, bitte!“ Leutnant von Görenczy war selbst Soldat genug, um die Zwickmühle des Offiziers zu verstehen. Es gab eine feste Vorgehensweise, wie Dinge zu handhaben waren, und abgerissene, verdächtige Individuen gehörten nicht zu der Gruppe von erlauchten Gästen, der man Zutritt zur Villa verschaffte. Er mochte ein Anarchist sein, oder schlimmer noch, ein Demokrat, ein anti-monarchisches Element. Das österreichische Kaiserreich war erheblich konservativer und obrigkeitsbetonter in seiner Innenpolitik als das Königreich Bayern, das Napoleon nicht nur für seine Aufwertung vom Herzogtum zum Königreich zu danken hatte, sondern auch für eine von der Aufklärung und dem Code Napoleon geprägte Gesetzgebung. Reformer wie Montgelas hatten Bayern modernisiert, während Österreich beinahe noch so absolutistisch war wie Frankreich unter Ludwig XIV.
    Doch es war immerhin denkbar, daß die Kaiserin eine dringende Botschaft von ihrer bayerischen Familie erhalten mochte, und es war ebenfalls möglich, daß die Dringlichkeit der Botschaft selbst den Boten zur besonderen Eile gezwungen hatte. Der Offizier wollte nicht über eine Protokollfrage stolpern.
    „Sind Sie bewaffnet?“ fragte er seinen irritierenden Gast.
    Leutnant von Görenczy schüttelte den Kopf. Er hatte seine Waffen im Wagen versteckt, da er schon geahnt hatte, daß diese ihn bestenfalls noch verdächtiger machen würden. Ohne sie fühlte er sich einigermaßen nackt, doch das ließ sich nicht ändern. Er zog seinen Rock aus, stülpte die Taschen um, kommentierte, was sich darin befand. Er erwartete eine vollständige Durchsuchung, besonders, da die kleine Wachstation nur schlecht mit Petroleumlampen erleuchtet wurde, doch der Offizier besah sich nur seine Habseligkeiten und gab sie ihm dann zurück.
    „Ich eskortiere Sie zum Haus“, sagte er säuerlich. „Sie gehen vor mir. Machen Sie keine falsche Bewegung, sonst vergesse ich, daß Sie vielleicht eine wichtige Botschaft haben, und merke mir nur, daß sie vielleicht ein mordgieriger Irrer sind. Ein falscher Schritt, und Sie sind tot. Ist das klar?“
    „Ganz klar, Herr Leutnant. Ich werde Ihnen keine Schwierigkeiten machen.“
    Sie verließen die kleine Wache und gingen den Kiesweg entlang. Udolf ließ seine Arme seitlich herunterhängen. Inzwischen war es dunkel geworden, und nur das Licht vom Gartentor und von den erleuchteten Fenstern machte es möglich, den Weg auch zu erkennen.
    An der Tür standen noch mehr Wachsoldaten, und der Offizier hinter ihm rief ein Losungswort. Eine Tür öffnete sich, und Leutnant von Görenczy blieb stehen, während seine Eskorte erklärte, wen sie da gebracht hatte.
    Mehrere mißtrauische Augenpaare musterten ihn eingehend. Man diskutierte, was mit ihm zu tun sei, doch Udolf konnte nur einzelne Worte verstehen. Eines davon war „Geheimpolizei“. Einen Angehörigen dieser Institution zu überzeugen würde nicht einfach werden. Schließlich trat ein Offizier auf ihn zu und betrachtete ihn eingehend.
    „Wie heißen Sie?“
    „Udolf von Görenczy. Ich komme mit einer Nachricht für Ihre Majestät, die Kaiserin. Ich weiß, ich sehe verdächtig aus, doch bitte benachrichtigen Sie sie von meiner Ankunft. Ich bin sicher, daß sie mich dann empfangen wird – oder immerhin ihren Adjutanten schickt. Es tut mir leid, daß ich im Moment so wenig präsentabel bin, aber ich hatte auf dem Weg hierher mit einigen

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