Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
– Widrigkeiten – zu kämpfen.“
    Wieder zeigte er seinen Ring, und die Augenbrauen des Offiziers zuckten nervös. Er wandte sich an den Wachoffizier vom Tor.
    „Haben Sie ihn durchsucht?“
    Der Mann stand stramm. „Herr Oberleutnant, er ist unbewaffnet. Das habe ich überprüft.“
    Der Mann wirkte erleichtert, als er wieder auf seinen Posten zurück durfte. Er war nun für weitere Entscheidungen nicht mehr verantwortlich.
    „Herr Hardinger will Sie sicher zuerst befragen“, sagte der Offizier. Herr Hardinger, nicht Leutnant oder Oberst oder Major. Kein militärischer Rang. Also vermutlich der Geheimpolizist. Diese Behörde war gut organisiert und sehr aktiv in diesem Land. Fürst Metternich hatte sie seinerzeit installiert, um die gottgewollte Herrschaft der Habsburger vor rebellischem und demokratischem Gedankengut zu schützen, eine Einsatztruppe gegen freies Denken.
    Leutnant von Görenczy hätte lieber keinen dieser Beamten getroffen, doch das ließ sich nicht umgehen. Er hoffte nur, daß irgendwer daran denken würde, Kaiserin Elisabeth von seiner Ankunft zu unterrichten. Die hohe Dame war ein zu ungewöhnlicher Mensch, um darauf nicht zu reagieren.
    „Hier entlang, bitte!“ Niemand warnte ihn davor, keine plötzlichen Bewegungen zu machen. Doch er war sich sicher, daß die Männer, die ihn den edel eingerichteten Korridor entlang führten, recht schnell reagieren würden, wenn er auch nur mit dem kleinen Finger eine verdächtige Geste machte.
    Alsbald wurde er in ein kleines Büro geführt. Ein Stehpult mit Tintenfaß und Feder stand an einer Seite, ein Aktenschrank voller Akten in einer anderen Ecke. Gegenüber gab es einen Schreibtisch mit je einem Stuhl zu beiden Seiten.
    Kurz darauf hörte Udolf, wie sich Schritte näherten. Er erwartete einen Zivilisten, doch statt dessen trat ein Offizier ein, und der Soldat, der ihn bewachte, salutierte scharf. Auf seinen Zügen spiegelte sich Überraschung, so als habe auch er jemand anderen erwartet. Keinen Oberst eines Kavallerieregiments.
    „Wegtreten!“ befahl der Neuankömmling in einer festen, ruhigen Stimme und schloß die Tür hinter den Soldaten. Dann wandte er sich Udolf zu und lächelte.
    Von Görenczys Blick galt allerdings nicht seiner Miene, sondern der großen Pistole, mit der der Mann auf sein Herz zielte.
    Die Wucht des Schusses warf ihn rückwärts gegen die Wand, und er brach daran zusammen, rutschte langsam die weiß getünchte Mauer entlang. Das letzte, das er sah, während er seitwärts umkippte, war eine rote Schmierspur am weißen Kalk hinter ihm, dort wo er entlanggerutscht war. Durch das über ihn hereinbrechende Dunkel kam ihm Marie-Jeannettes Lächeln in den Sinn. Verloren.

Kapitel 36
    Hände hielten sie nieder. Als der Traum langsam aus ihrem Bewußtsein verebbte, merkte Charly, daß sie mit den Armen um sich geschlagen und sich gewehrt hatte.
    „Nein, nein, nein, nein“, wiederholte jemand immer wieder, und es dauerte eine Weile, bis sie merkte, daß sie es selbst war.
    „Charly! Wach auf.“ Arpads samtige Stimme war ganz nah bei ihrem Ohr. Ihre Erinnerung goß sich zähflüssig wie Sirup in ihr Denken. Sie lag auf dem Höhlenboden, und all diese Leute würden um sie herumstehen und sie anstarren. Mit geschlossenen Augen noch konnte sie sie sich vorstellen, Arpad, lächelnd und fürsorglich, Mlle. Denglot, schön und eifersüchtig, Mrs. Fairchild, hübsch und niedlich, Frau Treynstern, liebevoll und intelligent, Mr. Fairchild, riesig und furchteinflößend, Mr. McMullen, voller versteckter Talente. Und dann noch die beiden Wesen, an die sie gar nicht denken wollte: das eine irritierend nackt und das andere schuld an ihrem Kummer.
    Es kostete sie Überwindung, die Augen zu öffnen. Arpad hielt sie noch an den Handgelenken fest, Frau Treynstern hatte sie bei den Schultern ergriffen, und natürlich starrten alle sie an, sogar der Grünhaarige, der genauso neugierig zu sein schien wie die anderen und dem für einen Moment wohl entfallen war, daß er dazu viel zu weit über den Dingen zu stehen suchte.
    Sie sah an sich hinunter, hatte ganz plötzlich Angst, sie wäre genauso defizitär gekleidet wie in ihrem Traum. In gewisser Weise traf das auch zu. Doch wenigstens war sie nicht nackt.
    Sie lief rot an, merkte, daß ihr Tränen übers Gesicht liefen. Im Traum hatte sie geweint, und sie haßte es, vor anderen zu weinen. Das mußte aufhören. Geschwollene Augen machten sie nicht schöner. Außerdem wollte sie nicht, daß man

Weitere Kostenlose Bücher