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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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zielte – und traf auf eine unsichtbare Mauer. Er schrie vor Zorn, zog sich an seinem eigenen Schmerz empor, der von seinem Arm durch ihn hindurch pulsierte und von seiner Brust, in die sich das Amulett einbrannte. Er roch den Duft versengten eigenen Fleisches.
    Vor Frustration schrie er. Ein unscheinbarer magischer Wall stand zwischen ihm und einem von Brandspuren gezeichneten Menschen an der Öffnung des Ganges, der ihn mit leeren Augen anstarrte. Energielinien gingen von seinen Händen aus, wurden gewoben und verarbeitet, und Delacroix begriff mit irgendeiner Ecke seines Verstandes, daß er die Linien sehen konnte, etwas, das er noch nie vermocht hatte. In den hohlen Augen des Feindes war keine Angst zu erkennen, vielleicht konnte das zerstörte Gesicht sie nicht ausdrücken. Er würde ihm beibringen, sie zu fühlen und sie schließlich auch zu zeigen.
    Er zielte mit seiner erbeuteten Waffe direkt auf das Herz des Mannes, dann schwenkte er den Lauf geringfügig, lächelte, wußte, daß eine Kugel in die Lungen genauso effektiv sein würde und doch viel langsamer tötete. Das gefiel ihm. Er begriff nebenbei, daß die Energiewand nur den Magier gegen ihn schützte, nicht umgekehrt ihn vor dem Magier, doch das war unerheblich, denn sein eigener Tod würde ihn nicht aufhalten können. Sein Ableben bedeutete nichts innerhalb seiner unermeßlichen Zerstörungsfreude.
    Der Schuß gellte, und die Energielinien verwirbelten wie chaotische Regenbögen und reorganisierten sich in fedrigen Fasern. Der Hall des Knalls ging durch den ganzen Berg, doch der Magier war nicht getroffen. Er lächelte herablassend, hielt eine Kugel zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger der linken Hand und warf sie lässig einer Gestalt zu, die halb hinter ihm im Gang saß. Der junge Mann fing sie mit einer ökonomischen Bewegung, lehnte sich zurück und lächelte zufrieden. Asko von Orven schien ausnehmend guter Laune zu sein.
    Delacroix bewegte sich seitwärts mit der unausweichlichen Eleganz einer Lawine, tänzelte und wich einigen feurigen Geschossen aus, die aus den Händen des Magiers flogen. Er sprang auf die Felswand zu, war sich auf einmal sicher, daß er durch sie hindurchsetzen konnte, daß er diese Fähigkeit schon immer gehabt hatte. Er würde durch das nebensächliche Gestein brechen, damit die Magieblockade umgehen, den Feind von hinten angreifen und ihm die Gliedmaßen einzeln vom Leib reißen.
    Er sprang – und schrie, als ihn starke Arme von hinten umfaßten, ihn im Sprung zurückzogen, weg vom Fels, fort aus der Schußlinie, um einen Felsvorsprung, immer weiter zurück, bis er fiel. Er schlug hart auf dem Steingrund auf. Von dieser Seite hatte er keine Opposition erwartet. Er hieb mit aller Kraft um sich, krallte nach den entschlossenen Gesichtszügen seines Gegners. Cérise würde das Gesicht ihres gottverdammten Beischläfers nicht mehr erkennen, wenn er damit fertig war.
    Eine Hand zog an der Kette seines Amuletts, und sie riß. Ein Gedanke wie ein Schwert schnitt sich in seinen Geist, und Delacroix brüllte. Irgend etwas in seinem Selbst gab auf und ließ los, konnte der schieren Macht, die auf seine zerschlagene Menschenseele einwirkte, nichts entgegensetzen. Doch es gab mehr als nur ihn selbst und seine Seele – ein Wille, ein Sinn, ein Herrscher hielt sie fest in den Krallen, saß unverrückbar in dieser Seele verborgenem schwarzfauligem Kern. Sein gelber Haß brodelte, kochte hoch, versengte sie, und schon flog der schlanke, dunkle Mann rückwärts und schlug hart gegen die Felswand hinter sich.
    Der Aufschlag zwang den Atem des Vampirs aus ihm heraus, und Delacroix freute sich über das Geräusch. Elende, kleine Mücke mit einer lukullischen Vorliebe für Menschenwesen. Verräter an dem, was er war. Dann tanzte Delacroix’ Sinn, implodierte zurück in den Nukleus puren Seins, und mit einem Mal erreichte ihn der Schmerz von allen seinen Gliedmaßen, von jeder Faser seines Körpers. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, und er schleppte sich seitwärts, rollte sich zusammen, stöhnte vor Agonie und würgte trocken. Unsichtbare Flammen verbrannten seine Haut und fraßen sich in seine Seele. Sein Sehvermögen zog sich in sich zusammen, ließ nur einen Tunnel von Sehen zurück, eine zensierte Teilansicht der Realität, nicht genug, als daß er hätte begreifen können, was vorging.
    Wo waren die Feinde? Wo der Feind? Waren sie fort? Oder nur unsichtbar? Die plötzliche Abwesenheit von Kraftlinien irritierte ihn. War

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