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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Verantwortung auf dich, die nicht deine ist?“
    „Ich werde Eure Entscheidung annehmen, hohe Frauen“, sagte er nur.
    „Was sollte man auch anderes tun?“ gab die Alte zurück.
    „Aber ich bitte dennoch für sie alle, für die Frauen und die Männer.“
    „Was sein wird, wird sein“, sagte die Alte.
    „Wie fatalistisch“, gab er etwas trocken zurück.
    „Wir sind das Schicksal. Wie könnten wir etwas anderes sein als fatalistisch?“ fragte die Alte.
    „Ihr seid das Leben, und Leben ist wertvoll“, sagte Torlyn.
    „Du hast einen weiten Weg zurückgelegt für jemanden, der im Grunde nichts ist als ein bluttrinkender Zerstörer“, lobte die Mutter und lächelte mit Corrisandes Lippen.
    „Aber deine Gedanken sind so unanständig wie eh und je“, tadelte die Jungfrau.
    „Edle Jungfer, um mich in dieser Angelegenheit zu beurteilen, müßtest du etwas werden, was du nicht bist, doch Hand an dich zu legen, würde nicht einmal ich wagen.“
    „Du bist unverschämt“, schalt die Jungfrau, „Torlyn, Fürst unter Menschen, Mücke unter den höheren Mächten, der denkt, er wäre unwiderstehlich, und der unrecht hat.“
    „Tut mir leid“, sagte er und grinste reumütig.
    Ihm verging das Grinsen, als sie in die Höhle gelangten, in der er fast sein Leben verloren hätte. Er spürte die sengenden Flammen von Kalteisen. Viel zuviel davon gab es hier.
    Sie sanken auf den Boden zu, und er wußte, daß die Anwesenheit der furchtbaren Substanz seine Kräfte nachhaltig beeinträchtigen würde. Schwach wie ein Mensch und genauso sterblich mochte er nun sein. Ein erschreckender Gedanke.
    Vielleicht würde sie ja niemand angreifen. Dafür wäre er ausnehmend dankbar.

Kapitel 38
    „Los jetzt. Sofort!“ befahl Delacroix in dem Moment, in dem ihre Füße den Höhlengrund berührten. Die Damen sahen ihn aus göttlichem Antlitz an, und die Nebel, die um sie waberten, wurden zu Kleidern und Mänteln. Einen Augenblick brauchten sie, um sich wieder zu sammeln, und einen weiteren Augenblick, um sich loszulassen, und weitere kostbare Sekunden, um sich umzusehen, zu orientieren und einen Ausgang aus der Höhle zu suchen.
    „Wirklich, Delacroix! Du bist unglücklich, wenn du nicht jemanden herumkommandieren kannst“, nörgelte Cérise und fischte in ihrer Tasche nach etwas. Sie zog ein Amulett an einer Halskette hervor und gab es ihm. „Da, nimm es. Ich glaube ja nicht, daß du es brauchen wirst. Ist ja keiner da. Es ist absolut ruhig.“
    Als ob jemand ihre Aussage Lügen strafen wollte, knallte in diesem Moment ein Schuß. Die Kugel flog so nah an Delacroix’ Kopf vorbei, daß er die Zugluft spüren konnte. Seine Sinne summten ob der plötzlichen Erkenntnis von Gefahr.
    „Rennt!“ brüllte er und dann: „Deckung!“
    Er suchte mit den Augen seine Frau, doch sie rannte bereits, und er tauchte mit einem Hechtsprung hinter die Maschine, just als ein weiterer Schuß fiel.
    Fast erwartete er, daß sie getroffen sein würde, wartete auf ihren Schrei. Doch sie lief weiter, war nicht das Ziel gewesen, und seine Nervenenden vibrierten in schierem Feuer.
    Er rollte sich herum, suchte nach dem Vampir. Der Mann war nicht mit ihm in die Deckung hinter der Maschine verschwunden. Natürlich nicht, das Gerät bestand zum Teil aus Kalteisen. Statt dessen schob er die Damen zu einem der Gänge, ein schwarz gewandeter Mann, dessen Blässe in scharfem Kontrast zu seiner Kleidung stand. Offenbar litt er unter der Nähe des Metalls, dennoch zog, schob und drängte er die Frauen in den Tunnel, schneller, als ein Mensch das gekonnt hätte. Cérise rannte, ihre Augen schreckgeweitet, hinter ihr die andere Dame, die Corrisande an der Hand hinter sich herzog. Seine Kleine und die junge Dame waren langsamer. Beiden standen Schmerz und Ekel ins Gesicht geschrieben, der einen aufgrund des Kalteisens, der anderen wegen des Zaubers, mit dem der Sí sie offenbar zu beschleunigen suchte.
    „Guter Mann“, murmelte Delacroix, als die Frauen im Tunnel verschwanden, während weitere Schüsse gellten, die vom Eingang des Tunnels in pfeifenden Querschlägern abprallten. Steinbrocken explodierten von den Wänden, doch niemand schrie auf, sie mußten es geschafft haben.
    Zumindest hoffte er es. Wissen konnte er es nicht.
    Er zwang sich zur Ruhe, hängte sich das Amulett um und fühlte, wie es auf seiner Haut brannte. Fast war es zu heiß, um erträglich zu sein, doch es würde ihn wenigstens etwas schützen.
    Er war geschützt, seine Frau nicht.

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