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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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die Barriere noch da oder eben nicht? Wo war der Magier? Zielte bereits jemand auf ihn?
    „Reißen Sie sich zusammen, Delacroix!“ befahl der Vampir. „Wir haben keine Zeit für Sperenzchen. Kommen Sie zu mir.“
    Delacroix rappelte sich mühsam auf die Knie, kauerte einen Moment lang auf allen vieren, zog sich dann schmerzhaft hoch und bewegte sich zu dem Mann hin. Hatte er den Feyon nicht umgebracht? Hatte er ihn umbringen wollen? Er konnte sich nicht klar erinnern, schüttelte den Kopf, als müßte er eine Art schwindliger Trunkenheit abschütteln. Seine Knie zitterten, seine Hände auch. Bebten sie noch vor Zorn? Oder war es Schwäche? Oder Ärger? Er wußte es nicht, stolperte, taumelte, fiel beinahe. Gottverdammt!
    Gottverdammt noch mal.
    Schmale Hände zogen ihn heran.
    „Halten Sie Ihren Verstand fest, Mann, oder wir werden das hier verlieren. Der Zerstörer versucht, Ihren Willen zu lenken.“
    War es das? Hatte er seinen schlimmsten Feind getroffen und war ihm unterlegen, ohne es auch nur zu bemerken? Und was war er jetzt, ein Ungeheuer, ein Mann? Ein Krieger? Oder ein Feigling?
    „Ich begreife nicht“, murmelte er, fand es schwierig, die Silben zu formen. Seine Lippen, seine Zunge gehörten nicht ihm, waren wie zusammengeklebt. „Verdammt, ich weiß nicht …“
    „Belasten Sie nicht Ihren Sinn mit dem Versuch, es zu verstehen. Bleiben Sie einfach nur wachsam! Denken Sie an Ihre Frau. Wenn Sie der Zerstörung nachgeben, wird sie Ihnen selbst zum Opfer fallen. Sie werden sie umbringen. Sie werden sie sogar ganz besonders gerne umbringen.“
    Mit einer Bewegung hatte der Sí ihm den Rockärmel von seinem linken Arm gerissen und schlitzte mit spitzen Krallen das Hemd auf.
    „Stillhalten! Ich werde Sie heilen, solange es geht.“
    Delacroix atmete tief durch, als der Mund des anderen Mannes über seine Wunde fuhr. Er haßte das Gefühl, konnte die Zunge des anderen spüren, wie sie in einer wahrlich zu intimen Liebkosung über sein zerfetztes Fleisch leckte und sein Blut schlürfte. Er sollte ihn bekämpfen, ihm den Hals brechen, seine Eingeweide herausreißen.
    Dann würde er als nächstes seine Frau umbringen, im gleichen Zorn gefangen, in der gleichen machthungrigen Zerstörungswut.
    Er rang nach Luft, hielt sich an seinem Schmerz fest. Nicht seine Frau.
    Ganz still stand er, bewegte nur die Augen, um zu sehen, ob ein neuer Feind einen Ausfall wagte, die Deckung verließ, ob er und sein blutliebender Heiler wieder in der Schußlinie waren, ob der Magier wieder seinen Wall aufbaute, ob er wieder würde kämpfen müssen. Ein Messer hielt er noch.
    Es war still. Keine Schüsse gellten. Kein Laut drang von McMullen hinter seiner Maschine, kein Wort von dessen Neffen. Und die Männer, die ihnen aufgelauert und das für einfach erachtet hatten, taten im Moment auch nichts. Im Auge des Sturmes waren sie alle, Chaos und Zerstörung hinter ihnen und vor ihnen. Es konnte sich nur um Sekunden handeln, dann würden die Feinde erneut versuchen, sie umzubringen, und er hatte nur ein Messer und ein Monster, das gleich neben seinem Herzen Stellung bezogen hatte.
    Er spürte, wie der Vampir sein Blut trank, fühlte die Hände des Mannes auf seinem Körper. Weiche Lippen bewegten sich über den Arm, zärtlich, fordernd. Die Kugel war durchs Fleisch gegangen, hatte Muskel und Sehne zerrissen, nicht aber den Knochen. Mit einem Mal fühlte er einen widerwilligen Genuß bei dem, was der dunkle Graf tat, wollte sich in dessen Arme lehnen, ihm mehr und mehr Blut bieten, ihm Zugang zu sich selbst gestatten.
    Der Vampir hatte einst Corrisande geheilt. Sie hatte ihm davon berichtet. Sie hatte allerdings nicht darauf hingewiesen, welche aberwitzigen Gefühle es auslöste. Dazu würde er noch etwas zu sagen haben.
    Oder besser nicht. Manche Dinge ließ man besser unerwähnt. Er unterdrückte ein Seufzen, widerstand heroisch der plötzlichen Anwandlung, seinem ‚Heiler‘ durch das seidige Haar zu fahren. Grotesk.
    „Wenn Sie dann irgendwann mal fertig sind, Graf …“, zischte er.
    Dunkle Augen sanken in seine, Hände ließen ihn los. Delacroix suchte Halt auf seinen eigenen Füßen, atmete tief durch und streckte sein Kinn entschlossen vor.
    „Sie sind ein starker Mann, Delacroix“, lächelte der Sí. „Und das ist gut so. Wir brauchen Ihre Stärke. Ihre Wunde ist geschlossen. Die Muskelstränge werden noch ein wenig brauchen, um vollständig zu heilen.“
    „Was geschieht jetzt?“
    „Dieser Meister ist ganz

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