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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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schwarze Punkte, sie verlor das Gefühl, wo sie war, konnte ihre Füße nicht mehr spüren und auch nicht die Kälte auf ihrer Haut.
    Sie setzte sich hart auf den Boden, und es dauerte eine Weile, bis sie ihre Umgebung wieder wahrnahm. Die Szenerie erschien nur nach und nach klar vor ihrem Sinn, die Höhle, die Toten, das Blut, der Geruch. Das menschliche Raubtier in seiner nassen Jagdkleidung. Sie rang nach Atem, würgte mühsam bei dem Versuch, Luft in ihre Lungen zu saugen. Jemand hielt sie von hinten im Arm, sonst wäre sie umgekippt, Cérise Denglot. Sie sah Arpad die Handgelenke des Mannes festhalten, spürte die Macht, die von ihm ausging, während er versuchte, das Bewußtsein des Mannes zu erreichen.
    „Ich begreife Ihre Trauer, Delacroix“, hörte sie den Vampir durch das Sausen in ihren Ohren, „doch ich kann Ihnen nicht erlauben, Charly umzubringen. Ich werde Sie nicht daran hindern, von Orven in Stücke zu reißen, wenn Sie meinen, das tun zu müssen – allerdings erst, nachdem er uns sein Verhalten erklärt hat. Ich zumindest möchte hören, was er vorzubringen hat.“
    Irgend etwas in Delacroix gab nach. Er blickte zu Charly, und sein blutverschmiertes Gesicht zuckte. Sie hatte ihm tiefe Furchen über seine Wangen gekratzt, die Striemen bluteten in seinen schwarzen Vollbart. Er sah nun wieder auf den Feyon, der ihn hielt, dann am Feyon vorbei auf von Orven. Der Blonde blickte seinerseits zunächst zu ihm, dann auf den Sí und weiter auf sie. Charly wurde klar, wie unwürdig das Ganze war. Mrs. Fairchilds Stola war ihr von den Beinen gerutscht, ungeschickt, tolpatschig saß sie da, ihre Beine entblößt. Ihr Mund stand sperrangelweit offen bei dem Versuch, zu Atem zu kommen, Luft in ihre Lungen zu pumpen. Das gelang ihr zwar, doch es war ein schmerzhaftes Unterfangen und peinlich dazu, da alle ihr dabei zusahen. Frau Treynstern war nun bei ihr, bedeckte ihre Beine, kniete sich neben sie, hielt sie fest.
    „Was?“ fragte von Orven benommen. „Was ist … was um Himmels willen …“
    Er trat zu Delacroix und Arpad, merkte nicht, in welcher Gefahr er sich befand. Seine Verwirrung war augenscheinlich. Wieder blickte er um sich, betrachtete die Szene, das Blut, die Toten und die Mienen auf den Gesichtern der Umstehenden. Dann fiel sein Blick auf Charly, und etwas in ihm gefror. Einen Moment lang stand er reglos, blickte nur von ihr zu Delacroix, der sich mit einem Taschentuch das Blut vom Gesicht wischte, und wieder zurück zu ihr, sah auf ihren Hals. Eine Veränderung kam über ihn, seine Lippen zuckten, ließen ihn einen Moment lang verwundbar aussehen, besorgt und verletzt. Mit einem fast hörbaren Schnappen rastete daraufhin sein Schutzpanzer wieder ein. Sein Ärger flammte auf wie eine feurige Peitsche.
    „Sie!“ zischte er sie an, und seine Stimme brach vor Zorn. „Was glauben Sie, was Sie da tun? Denken Sie tatsächlich, ich brauche ausgerechnet Ihren Schutz? Glauben Sie, ich würde ihn wollen? Für was für eine Art Mann halten Sie mich, daß Sie meinen, ich würde mich hinter einer Frau verstecken? Ich bin kein maquereau , und ich lasse keine Damen zweifelhafter Moral für mich einstehen – bei was auch immer. Ich mache mir nichts aus Metzen, und ganz sicher brauche ich keine, die sich für mich schlägt. Ich …“
    Es knallte zwei Mal in der Höhle. Cérise Denglot war aufgestanden, zu dem wütenden Mann getreten und hatte ihn kräftig geohrfeigt. Die Abdrücke ihrer Hände zeichneten sich auf seiner blassen Haut deutlich ab. Er sah überrascht aus, überrascht nicht nur über die plötzliche Strafe, sondern auch über seine eigenen Worte. Er sagte nichts zu seiner Züchtigung, protestierte nicht einmal, atmete nur tief ein und wandte sich ab.
    Die Worte hatten Charly wie Schläge getroffen, verbale Prügel, die in einem brutalen Ausbruch auf sie niederregneten. Seine Wut in ihrer brachialen Wucht schlug ihr tiefe Wunden und raubte ihr erneut den Atem. Eines der Worte der Tirade hatte Charly nicht gekannt, doch die Verachtung hatte sie verstanden. Einzelne Vokabeln waren unwichtig. Sie brauchte nicht zu wissen, was ein maquereau tatsächlich war; sie verstand auch so, daß der Mann sie haßte. Mehr zu wissen war unnötig.
    In der eisigen Stille schnitten Delacroix ’ Worte wie Schwerthiebe.
    „Sie haben meine Frau getötet.“
    Er sagte es leise, als ob all sein Kampfgeist ihn verlassen hätte. Seine nassen Sachen klebten an seinen Beinen. Von Orven starrte ihn verständnislos

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