Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
Arpad in Damenschal und Damenhandschuhen blind durch die Welt stolpern gesehen zu haben.
    Cérise hielt in ihrer anderen Hand ihre kleine Pistole und war durchaus beleidigt gewesen, als Torlyn sie gebeten hatte, ihn bitte nicht aus Versehen zu erschießen. Dennoch, die Liebe der beiden war deutlich zu spüren, ebenso ihre Sehnsucht aufeinander. Wenn sie erst den Gasthof Ladner erreicht hatten, würden Sängerin und Vampir gemeinsam im Schlafzimmer verschwinden. Es war auch Sophies Schlafzimmer.
    Herumstehen und warten würde sie nicht. Die Liebe verstand auf unterschiedlichste Weise zu schmerzen. Charlottes Herz war besiegt und geschleift, Mr. Fairchilds vor Schmerz versteinert, doch auch Sophie hatte Gefühle, die sie nicht zugeben wollte.
    Sie war froh, daß sie eine Aufgabe hatte. Sie mußte Charlotte nach Hause begleiten und dem Mädchen dabei helfen, die schlimmsten Auswirkungen der letzten Tage zu überwinden. Das hieß, daß sie ihr auch ein glaubhaftes Alibi verschaffen mußte. Charly war nicht mit einer Horde Männer in die Nacht verschwunden, die zuvor den Haushalt überfallen hatten. Nein. Sie war zu ihrer guten mütterlichen Freundin Sophie Treynstern geflüchtet und dort sicher und behütet gewesen. Ihr Ruf war tadellos wie eh und je.
    Es würde gewiß einiger Überzeugungsarbeit bedürfen, um die Leute das glauben zu machen. Und es würde noch mehr Mühe kosten, das Selbstbewußtsein des Mädchens so weit zu stärken, daß es die Schmähungen, Kränkungen und Verletzungen, die es hatte erdulden müssen, überwinden und vergessen konnte. Frau Treynstern hatte eine volle Agenda.
    Bis eben hatte sie all dies noch gar nicht geplant gehabt. Noch vor einem halben Tag hatte sie sich vorgenommen, mit Corrisande nach England zu gehen, um ihr durch ihre schwierige Zeit zu helfen.
    Sophies Augen brannten bei der Erinnerung daran, wie der große Mann seine blutende Frau dem Wasser übergeben hatte. Und der Mann wurde innerlich zerrissen. Er biß auf seinen Schmerz wie auf ein Stück Holz. Nicht ein einziger trauriger Zug war auf seinem Gesicht zu sehen. Er nahm sich eisern zusammen, so hart wie ein Berg, so unberechenbar wie ein Vulkan.
    Der Meister und der Junge liefen nebeneinander, sprachen flüsternd miteinander. Der Junge war nun nur noch ein Mensch, doch die sporadischen Erstaunenskundgebungen des Meisters, wie „Unglaublich!“ oder „Wirklich?“ schienen zumindest anzudeuten, daß etwas rundweg Neues und Besonderes an ihm war.
    Sie erreichten den Bootslandeplatz am Toplitzsee ohne Zwischenfälle und bestiegen zwei der Boote, die dort lagen. Der See glitzerte im Sonnenschein, und die Berge ringsum schossen steil auf und glühten in herbstlicher Pracht. Was für ein wunderschönes Land dies doch war, wild und doch bezaubernd. Die Vielfalt von Fey-Leben darin war nur zu verständlich. Vielleicht war es jedoch auch umgekehrt, und es waren die Fey, die das Land erst so besonders strahlend machten.
    Sie sah Leutnant von Orven an, der ihr Boot steuerte, den Blick stier auf das Ufer gerichtet. Vielleicht suchte er es nach Feinden ab, obgleich Feinde unwahrscheinlich erschienen, da die Berge direkt aus dem dunklen Wasser aufragten und eventuellen Heckenschützen kaum Platz boten. Dennoch blieb er wachsam. Vielleicht mochte er auch einfach seinen Blick nicht auf die beiden Damen vor ihm und auf McMullens Neffen richten, die alle das Boot mit ihm teilten. Mr. McMullen senior, Cérise Denglot und Torlyn waren im anderen Boot, das von Mr. Fairchild gerudert wurde.
    Sie blickte zurück zu ihren eigenen Bootsgefährten und hätte dem jungen Offizier, der so sorgsam neutral und so eisern gefühllos zu sein suchte, gern etwas gesagt. Doch was gab es zu sagen? Sie suchte nach einer Spur von Reue in seinem Antlitz, fand jedoch nur stures Durchhalten. Er versteckte sich genauso hinter seinem verbohrten Willen wie Mr. Fairchild. Seine trockene, steinerne Beharrlichkeit unterschied sich allerdings von der verborgen lodernden Gewaltbereitschaft des Engländers. Sie war der Rückzug in die pflichtbewußte Ungerührtheit. Männer machten es sich einfach. Sie dachten, dieses Gebaren drücke ihren Mut, ihr Durchhaltevermögen oder ihre männliche Haltung aus. Ein Irrtum. Es war nichts als eine Flucht vor den eigenen Gefühlen.
    Charlotte hielt ihre Hände gefaltet und hatte ihren Blick unverrückbar darauf gesenkt. Sie sah nicht ein einziges Mal hoch. Genau gegenüber dem Bootslenker saß sie, und hätte sie ihre Augen aufgehoben,

Weitere Kostenlose Bücher