Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
gab Charly mehr zum See denn zu Sophie zurück. „Außerordentlich leid.“
    Dann sah sie über den See zur Poststation. Die Reiter hatten den Mann am Ufer erreicht.

Kapitel 51
    Man hatte sie gemeinsam eingekerkert, ihn und Marie-Jeannette. Nach einem großen Durcheinander an Streit, Panik und Chaos hatte man sie eingesperrt. Oben im Hof hatte die ungarische Gräfin sich an ihn geklammert und ihn nicht mehr losgelassen. Leutnant von Görenczy hatte sie unterschätzt. Die junge Ungarin verstand es, den Entführern das Leben schwer zu machen. Im Hof des Jagdschlößchens angekommen, hatten die Männer versucht, die Gefangenen zu trennen.
    Doch sie hatten nicht mit Gräfin Ferenczys eigensinnigem Widerstand gerechnet. Die Vertraute der Kaiserin hatte ihre Fingernägel in seinen Rock gekrallt. Sie verkündete lautstark, sie würde sich keinesfalls allein von irgendwelchen brutalen Kerlen wegschleppen lassen. Sie versprach, daß sie sie alle hängen sehen würde. Sie redete ihnen ins Gewissen, daß sie keinen Hochverrat begehen sollten. Sie wiederholte den Inhalt des Passierscheins wieder und wieder. Sie schwor, sie würde nicht rasten, bevor die Männer nicht alle verurteilt waren.
    Tatsächlich tat sie alles, was ihr eigenes Leben gefährden mochte. Doch sie ließ Udolf nicht los, und da sich auf der anderen Seite auch Marie-Jeannette an ihn gekrallt hatte, so stumm wie die Gräfin lautstark war, gab er vermutlich ein recht lächerliches Bild ab.
    Es wäre vermutlich nicht allzu schwierig gewesen, die Frauen mit Gewalt von ihm fortzuziehen. Doch die Anklagen der Ungarin zeigten Wirkung, und niemand wollte genau derjenige sein, der sich persönlich gegen die hohe Dame wandte. Die Männer des Barons waren sich nicht mehr gar so sicher. Während die energische Frauenstimme lautstark Kritik über den Hof erschallen ließ, standen die Männer, die sie entführt hatten, unsicher und dumm herum. Die persönliche Freundin der Kaiserin war eine Frau mit großem Einfluß. Das Projekt war inoffiziell und am Kaiser vorbei geplant. Und ihr einflußreicher Hauptverschwörer war tot.
    Arnberg, der verräterische Offizier, hatte die Information über den Tod Baron Schwarzenecks weitergegeben. Von Görenczy erwartete, für die Tat den entsprechenden Lohn einzustecken. Doch zunächst hatte die Präsenz der Gräfin ihn in gewisser Weise geschützt.
    Es verwunderte ihn nicht, als schließlich doch jemand die zeternde Dame am Arm griff und fortzog. Er warf ihr einen letzten Blick zu und verneigte sich, als sei sie selbst die Kaiserin.
    „Ich danke Ihnen aufrichtig, Gräfin Ferenczy. Bitte gefährden Sie sich selbst nicht weiter und versichern Sie Ihre Majestät meiner ungebrochenen Treue.“
    Dann hatte man ihn und das Mädchen den gleichen bunten Korridor entlang und die gleiche Treppe wie schon einmal hinuntergeführt, in den kleinen Kellerraum, in dem sie ihn schon einmal geschlagen hatten.
    Von dem Mann, den er ermordet und am Haken aufgehängt hatte, war nichts zu sehen. Der Haken allerdings war noch da, und Udolf zweifelte nicht daran, daß er selbst früher oder später wieder daran baumeln würde. Er hatte getötet. In der Tat war er aus der Sicht der Entführer vermutlich viel zu erfolgreich gewesen. Nicht, daß ihm das jetzt irgend etwas half.
    Er tastete vorsichtig nach der Wunde unter seinem Verband, dort, wo die Kugel durch die Haut gedrungen war, um von einer Rippe aufgehalten zu werden. Bald würden sie herausfinden, welche Stellen ihm am meisten weh taten. Im Moment ging es ihm gut, es war keine schlimme Verletzung. In der Terminologie eines bayerischen Chevaulegers nicht mehr als ein Kratzer.
    „Was werden sie mit uns machen?“ fragte Marie-Jeannette, die die Finger immer noch in seinen Ärmel gekrallt hatte. Die Männer waren brutal, und wenn sie es mit der Angst zu tun bekamen, würden sie ihre Gefühle an allen auslassen, die schwächer waren als sie. Sie hatte bereits eine Attacke erdulden müssen. Die letzte mochte es nicht gewesen sein.
    „Ich weiß nicht. Vielleicht gar nichts. Sie sind aufgeflogen, ihr Anführer ist tot – wahrscheinlich. Wenn sie schlau sind, schauen sie, daß sie ihre Spuren verwischen und unerkannt entkommen. Doch ob sie so einsichtig sind, ist die Frage. Wir haben ihnen alles vermasselt. Vielleicht möchten sie sich rächen – und dabei alle Zeugen beseitigen.“
    Doch würden sie das wirklich tun? Würden sie Gräfin Ferenczy umbringen? Eine Person, die hoch in der kaiserlichen Gnade

Weitere Kostenlose Bücher