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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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stand? Wenn sie sie verschonten, welchen Sinn würde es dann haben, ihn und das Mädchen zu töten? Es würde nur ihre Schuld vergrößern.
    Nichts tun würden sie vermutlich auch nicht wollen. Vielleicht würden sie sich jetzt an den Kaiser wenden, in der Hoffnung, daß er das Vorhaben gutheißen und fördern mochte. Von Görenczy würde dann nur noch ein peinliches Überbleibsel sein, ein Spion, der zuviel wußte.
    Er wandte sich Marie-Jeannette zu und zog sie vorsichtig in seine Arme. Sie war ein so entzückendes Wesen. Er spürte ihr Vertrauen, ihre Loyalität zu ihm. Gewiß war sie in ihn verliebt. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ihn diese Aussicht begeistert. Seine Finger fuhren ihr zart über den Rücken.
    „Es tut mir so leid, Marie-Jeannette. Ich hätte dich nicht in all dies mit hineinziehen dürfen.“ Sie lehnte den Kopf an seine Schulter.
    „Das sagst du immer wieder. Aber ich habe es selbst gewollt. Oft habe ich nicht Gelegenheit, etwas selbst zu entscheiden. Dies habe ich selbst entschieden – wie eine große Dame.“
    Er zog seine Hand durch ihr lockiges, rotes Haar und streichelte ihr zierliches Ohr. Sie duzte ihn wieder. Die Nähe war wieder hergestellt. Zwischen Todgeweihten gab es keine Standesunterschiede.
    „Eine wunderbare große Dame warst du, mein Mädchen. Schön und stilvoll und sehr tapfer.“
    Sie hob ihren Kopf von seiner Schulter und sah hoch in sein Gesicht. Dann stellte sie sich auf Zehenspitzen und küßte ihn. Damit hatte er nicht gerechnet. Es fiel ihm nicht ganz leicht, sich mit dem festen Verband um seine Mitte zu ihr nach unten zu beugen. Doch das wollte er auf keinen Fall versäumen. Ihre Lippen waren weich und zugleich fordernd.
    Es war leidlich dunkel in dem Kellerraum. Draußen war die Sonne untergegangen, und das kleine, vergitterte Kellerfenster ganz oben in der Wand ließ nur sehr wenig Licht aus dem Hof hinein. Dort schien jemand Fackeln oder Laternen angemacht zu haben. Pferde waren zu hören, Rufe, Streiterei und ärgerliche Stimmen. Er täte gut daran zu lauschen, ob er die eine oder andere Information erhaschen mochte.
    Eine Hand fuhr ihm durchs Haar, ihr anderer Arm legte sich um seinen Nacken. Ihre Zunge leckte an seinen Lippen, dann sog sie zärtlich an seinem Mund. Vielleicht war es die Angst, die sie trieb, doch was sie tat, tat sie mit Leidenschaft. Er spürte, daß seine Knochen müde waren, andere Teile seines Körpers aber munter wurden. Sie küßten sich lange, und als sie sich lösten, war klar, daß sich jeder ohne die Berührung des anderen sehr verloren fühlte.
    „Glaubst du, sie kommen bald?“ fragte sie, und ihre Stimme klang anschmiegsam und ein wenig belegt. Der Klang verriet ihre Gefühle und belebte seine eigenen Instinkte.
    „Ich weiß nicht“, sagte er. Seine Hand liebkoste ihre linke Brust, und er genoß die Berührung, spürte, wie der junge Körper unter seinen Fingern erwachte, vom Erwachen seines eigenen ganz zu schweigen. Sie ließ ihn gewähren, stand nahe bei ihm mit offenen Lippen, die Augen halb geschlossen. Ihre Brüste hoben und senkten sich mit ihrem heftiger werdenden Atem. Sie hatte keine Furcht vor ihm, genoß seine Berührung. In diesem fremdartigen Augenblick, gefangen, eingesperrt, hilflos und vielleicht bald tot, besaß sie den Mut, seine Liebkosungen zu mögen, statt sich laut jammernd der Verzweiflung hinzugeben.
    Ein Geräusch war von der Tür her zu hören, und sie sprangen auseinander. Doch niemand trat ein. Bald war wieder alles still.

Kapitel 52
    Marie-Jeannette nahm Udolf bei der Hand und zog ihn in die dunkelste Ecke des Raumes, fort von der Tür. Sollte sich die Tür öffnen, waren sie nun zumindest nicht gleich im Blickfeld.
    „Sie werden uns sicher nicht einfach gehen lassen“, sagte sie sachlich, „und sie werden mich nicht in Ruhe lassen. Hast du gesehen, wie sie mich angestarrt haben?“
    Sie wußte, was sie mit ihr anstellen würden. Sie glaubte nicht, daß er viel dagegen würde machen können.
    „Ich weiß“, sagte er. „Doch du solltest Gräfin Ferenczy nicht unterschätzen. Sie ist eine starke Frau und wird nicht zulassen, daß man dir etwas tut.“
    „Sie werden es kaum machen, wenn sie dabei ist“, gab sie trocken zurück. Angst goß sich in ihr Gemüt. Sie stieß sie fort. Es mußte Besseres geben, als über den nahen Tod nachzudenken. Besseres, um die Zeit mit diesem Mann zu verbringen, der so sehr Zentrum ihrer Wünsche war, daß sie nicht einmal darüber nachdenken wollte.
    Sie

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