Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
zog seinen Kopf zu sich hinunter, und sie küßten sich wieder. Sein Schnurrbart kratzte über ihre Oberlippe. Mit dem Rücken lehnte sie jetzt gegen die Wand, ihr Antlitz ihm entgegengehoben. Sie genoß die Wärme seines Körpers und fragte sich, ob einen Gefahr stimulieren konnte oder warum sie sich so sehr danach sehnte, ihn zu berühren und seine Nähe zu spüren. Sie mochte an nichts anderes mehr denken als an sein Gesicht, seine Bewegungen, seinen Körper und daran, wie sich der nächste Augenblick anfühlen mochte. Sie täten weit besser daran, einen Fluchtplan zu machen. Gleich würden sie aufhören, sich zu küssen, und etwas Vernünftiges tun. Sie mußte vernünftig sein. Männer waren es eher selten.
Sie nahm seine Hände und zog sie zu ihren Brüsten. Ihr bescheidenes Zofengewand war vorne geknöpft. Er konnte nicht widerstehen und öffnete die Knöpfe, ließ ihr seine Hand ins Kleid gleiten. Seine Haut fühlte sich rauh und schwielig an, die Hand eines Reiters und Fechters. Seine Finger erforschten die Oberseite ihrer Rundungen, jenen Teil ihres Fleisches, den er über ihrem Korsett erreichen konnte. Tief in ihr Chemisett wagte er sich vor, hob die Brüste an, zog sie aus ihrem festen Versteck, so daß sie nun nicht mehr verborgen waren. Er liebkoste sie, und Begierde schoß ihr pfeilscharf durch den Körper.
Weiter hinunterbeugen konnte er sich schlecht aufgrund seines Verbandes. Doch hinter ihr lief ein Mauerabsatz an der Wand entlang, und er hob sie hoch, setzte ihre Sitzfläche darauf, sicherte ihre Position dadurch, daß er sie mit dem eigenen Körper gegen die Wand drückte.
So nah. So sehr bei ihm. Sie hatte ihre Bluse nun ganz aufgeknöpft, und nur einen Augenblick später glitten seine Lippen über ihren Busen, suchten nach dessen süßem Mittelpunkt, fanden ihn, küßten ihn, sogen daran.
Sie seufzte, legte den Kopf zurück, streckte den Oberkörper vor, als wolle sie ihm noch besseren Zugang gewähren. Er biß sie sanft. Eine Brust gab seinem Mund zu tun, die andere seiner Hand. Wenn ihre Feinde nun in den Raum kamen, würde es peinlich werden. Doch das schien er vergessen zu haben. Er mochte sich nicht zurückhalten, und sie verlangte es nicht von ihm. Sie hatte, was sie wollte. Was sie immer gewollt hatte. Vielleicht nicht genau zu diesem Moment. Ganz sicher nicht unbequem in einem kalten Kellergefängnis – aber eine bessere Situation zu inszenieren war ihr nicht mehr möglich.
Sie war nicht Lola Montez, und er war kein König. Ihre Pläne, was ihn betraf, waren eher langfristiger Natur gewesen. Das Schicksal hatte es ihnen anders beschieden. Das Schicksal machte so etwas eben.
Sein Mund glitt hoch zu ihrer Kehle, die er küßte, und anschließend ihren Mund. „Das ist vollkommen verrückt“, flüsterte er, als ihre Lippen sich trennten.
„Ja“, flüsterte sie zurück. „ C ’ est fou . Aber ich habe mir geschworen, den ersten Mann, der mich liebt, ganz allein auszuwählen, und bald habe ich wohl keine Wahl mehr. Also wähle ich jetzt.“
Sie hatte ihn schon bei ihrem ersten Zusammentreffen ein halbes Jahr zuvor erwählt. In ihr Hotelzimmer war er gestürmt – sein Haar flog, seine Augen blitzten –, um sie zu retten. Mutig, kühn, fesch und forsch und voller Leben. Damals hatte sie sich für ihn entschieden.
Doch sie war vorsichtig gewesen, hatte ihn auf Distanz gehalten. Sie wollte mehr als nur eine flüchtige Affäre. Alles, wenn es nach ihr ging, möglichst innerhalb des Rahmens der rauhen Wirklichkeit. Er war ein starker Mann, rebellisch, und stand den Regeln seiner Gesellschaftsschicht eher gleichgültig gegenüber. Das hatte ihn erreichbar scheinen lassen. Sie hatte das Gefühl, das sie an diesen kühnen Mann mit seinem kecken Grinsen band, nie verloren. Vielleicht hätte er das Gefühl irgendwann geteilt.
Er sah sie verwirrt an. Möglicherweise grübelte er darüber nach, ob sie tatsächlich Jungfrau war. Das war sie, zumindest körperlich. Ihre Kindheit in einem Kurtisanenhaushalt, dem ihrer Mutter, hatte ihr allerdings ein umfangreiches Wissen beschert.
„Bist du ... hast du noch nie ...“, begann er, führte den Satz aber nicht zu Ende. Seltsam. Sie hätte nicht geglaubt, daß er Probleme haben könnte, das angeblich Unnennbare auszusprechen. Es gab schließlich ein recht deskriptives Vokabular für diese Fälle, und die erfahrenen Damen, die er wie alle Herren seines Standes wahrscheinlich regelmäßig besuchte, benutzten dieses ohne Hemmungen. Dieser Mann
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