Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
unberechenbar sein, doch in seinen ruhigeren Momenten würde der Mann sie wohl eher verlassen, als ihren Verstand auszulöschen, nur um sie an sich zu binden.
Vielleicht verdiente er es ja, eine Wahl zu haben, was das Schicksal seiner Frau anging. Zudem hatte er ausnehmend gut geschmeckt.
Kapitel 54
„Die Treppe runter!“ hatte der Magier gerufen, und von Orven war die Stufen zum Keller hinabgerannt. Eine Tür nach der anderen stieß er auf, hielt dabei seine Pistole schußbereit. Doch niemand hielt ihn auf.
Dann fand er die versperrte Tür, aber der Schlüssel steckte draußen, und er konnte sie öffnen und trat ein.
Mrs. Fairchilds Zofe stand gegenüber der Tür. Udolf lag am Boden. Ein kleiner Blutfleck färbte sein Hemd, direkt über seinem Herzen. Sein Freund war tot.
In diesem Moment bewegte sich Udolf und blickte ihn mit einer Mischung aus Ärger und Erleichterung an, die Asko nicht verstand. „Du bist verwundet!“ rief Asko.
„Nur ein Kratzer“, erwiderte der Chevauleger, dessen Atmung überhastig und angestrengt ging. Asko betete, daß es nicht die Lungen waren, die verletzt waren. Er blickte zu dem Mädchen hinüber, das unversehrt zu sein schien.
„Sie hätten sich besser um ihn kümmern sollen!“ schalt er.
„Aber ich versichere Ihnen, Monsieur, ich habe mich wirklich sehr um ihn gekümmert“, antwortete das Mädchen, und der Chevauleger-Offizier begann zu husten und zu keuchen.
„Du lieber Gott, Udolf! Bleib liegen! Versuche, ganz ruhig zu atmen. Ich hole Hilfe.“
Sein Freund winkte etwas panisch ab und versuchte, auf die Knie zu kommen.
„Mir geht ’ s gut, Asko. Mach dir keine Sorgen“, sagte er und rappelte sich etwas unsicher hoch. „Eine Rippe hat die Kugel abgefangen, und ein Arzt hat mich zusammengeflickt. Ich bin ganz in Ordnung.“
„Du klingst furchtbar. Vielleicht hat die Kugel ja deine Lungen verletzt?“
„Sei versichert, Asko, mir geht es gut. Alles tipptopp und noch dran!“
Asko blickte seinen Freund an und versuchte zu ergründen, ob das Herunterspielen von Blessuren nur die typische Chevauleger-Reaktion war. Dieses Regiment war geradezu verschrien für seine tollkühnen Einsätze. Zudem standen die Angehörigen in dem Ruf, schlichtweg zu stur zu sein, um zu sterben.
„Es ist wirklich noch alles dran und sehr tipptopp“, murmelte das Mädchen. Udolf begann erneut zu husten. Er brauchte einige Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen. Asko fühlte sich etwas irritiert.
„Sag mir lieber, was los ist, Asko. Was machst du hier? Werden sie nicht herausfinden, daß du dich mit dem Feind unterhältst?“
„Es ist kaum noch einer da, Udolf. McMullen und ich sind hergekommen, um euch zu suchen – und den zweiten Satz Pläne von der Erfindung. McMullen ist derzeit bei Gräfin Ferenczy. Sie war in ein Zimmer eingeschlossen und schrie unfreundliche Dinge auf Ungarisch – vermute ich. Vom Klang ihrer Tirade her zu urteilen, muß ich sagen, daß ich froh bin, dieser Sprache nicht mächtig zu sein. McMullen hat die Dame befreit. Wieso ist sie hier – gefangen?“
„Wieso rennst du einfach ungehindert hier herum? Wo sind die Männer des Barons?“
„Den Aussagen der wenigen Dienstboten zufolge, die noch nicht zusammen mit den Gästen das Weite gesucht haben, ist eine Reitereieinheit in Richtung der Seen unterwegs. Wir müssen uns beeilen und ihnen nach. Sie werden herausfinden, daß die Höhle nicht mehr existiert, und dann suchen sie vielleicht nach Verdächtigen. Was hast du ihnen erzählt?“
„Nichts.“
„Das ist gut. Wir müssen uns rasch entscheiden, was zu tun ist. Wo sind die Pläne?“
„Habe ich verbrannt. Was meinst du damit, die Höhle existiert nicht mehr?“
„Du hast die Pläne verbrannt? Hättest du sie nicht besser der Kaiserin übergeben?“
„Habe ich, Asko. Man hat uns auf dem Weg zu ihr geschnappt, aber wir sind entkommen. Ich habe es nach Ischl geschafft.“
„Und Ihre Majestät hat dich angewiesen, die Pläne zu verbrennen?“
„Nein. Sie hat es bewußt ignoriert. Darin ist sie gut. Ich denke nicht, daß wir auf Hilfe von ihrer Seite zählen können. Sie möchte am liebsten nichts mehr mit der Sache zu tun haben. Kurz zusammengefaßt: Ich bin angeschossen worden, habe meinen Bericht abgeliefert, und dann hat man mich ohne explizite Order gerade wieder losgeschickt, zusammen mit Gräfin Ferenczy, die uns als eine Art kaiserliche Ersatzautorität eskortierte. Nur waren die Männer, die uns gefangengenommen haben, nicht an
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