Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
sich verkürzt hatte.
„Ich bringe dich besser zurück zu deinem Fürsten“, sagte er. „Du gehörst jetzt ihm.“ Sie jammerte wie ein Delphin. Keine Sprache. Sie hatte die menschliche Sprache verloren, und er versuchte in der Alten Sprache zu ihr zu reden, doch auch darauf gab sie keine Antwort, wehrte sich nur weiter heftig, erstickte in seinem Griff. Er hatte es schon vorher bemerkt, doch jetzt, wo sie sich in seinen Armen wand, wurde es noch offensichtlicher: Sie war sehr schwanger. Ihr runder Bauch stand deutlich hervor, ihre Schwangerschaft war ein ganzes Stück weitergegangen. Für sie war mehr als nur ein Tag vergangen, seit man sie den Fluten überantwortet hatte. Iascyn hatte Spielchen mit der Zeit gespielt. Der Bastard hatte entschieden zuviel Macht.
„Kleines, du mußt versuchen, Luft zu atmen. Wenn du das nicht kannst, wirst du dich und dein Kind umbringen.“
Ihr Gesicht lief dunkel an. Er nahm sie hoch und wandte sich wieder dem Fluß zu. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Sie wehrte sich in seinen Armen, krallte mit langen spitzen Nägeln nach ihm, die aussahen wie seine eigenen.
„Du stirbst hier draußen, Dummchen!“ sagte er zu ihr und hielt sie fest an sich gepreßt.
„Phil…“, stöhnte sie, nur zu einer einzigen Silbe fähig. Dann erschlaffte ihr Körper in seinen Armen. Er hörte ihren wilden Herzschlag. Ihre Körpertemperatur sagte ihm nichts, ihre Haut war kalt und feucht. Wieder legte er sie auf den Boden, öffnete ihren Mund, legte seinen eigenen darüber, blies seinen Atem in sie.
Das tat er für einige Zeit. Etwas später konnte er sehen, wie ihre Brust sich mit ihrer eigenen Atmung hob und senkte. Seine Hand ruhte auf diesen Brüsten. Er spürte, wie ihr Leben sich neu formte. Er hatte es geschafft. Ihre Atmung klang schmerzhaft, und zischende Laute kamen aus ihrer Lunge, doch sie atmete – allein und ohne seine Hilfe.
Auch war sie bewußtlos. Besser so. Er besah sie sich genauer. Ihre Haut zeigte ein Schuppenmuster um ihre Schultern und in einer dünnen Linie den Rücken hinunter. Ein paar weitere angedeutete Silberschuppen waren auf den Beinen zu sehen und über ihren Brüsten. Ihr Gesicht war ganz menschlich. Er zog ihr die Lippen auseinander und sah ihre leicht spitzen Zähne, ganz hervorragend geeignet, um rohen Fisch zu essen. Er ließ seine Hände über ihre Haut gleiten, erfreute sich an der Berührung ihrer Brüste. Diese hatten so gar nichts Fischiges an sich. Er ging weiter auf Entdeckung, hinunter zu ihrem Bauch, legte beide Hände dort ab. Zwei Leben waren in ihr zu spüren. Nur eines davon stammte von Delacroix. Iascyn hatte mehr als nur einen Taschenspielertrick auf Lager. Eine bereits schwangere Frau erneut empfangen zu lassen zeigte einen hohen Grad an Manipulationsfertigkeit. Er spürte, wie sie erwachte, und nahm sie in die Arme.
„Sei mir gegrüßt, mein kleiner Fisch“, sagte er und setzte sich, lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baum. Er hielt sie ganz fest. Ihre tiefblauen Augen blickten ihn verständnislos an, dann brach sie in plötzliche Panik aus. Er konnte ihren Verstand nicht spüren, wußte, daß er die leere Hülle einer Kreatur in den Armen hielt, ein Wesen, dem man alles außer den grundlegendsten Instinkten und Empfindungen genommen hatte. Sie begriff nichts, wußte nicht mehr, warum sie hier war, in den Armen eines Fremden, auf dem Trockenen, in der Kälte. Wie ein junger Seehund klagte sie und begann sich zu wehren.
„Ich hätte dich wirklich besser zurückwerfen sollen, nicht wahr?“ kommentierte er säuerlich und hielt sie sorgsam fest, versuchte, das richtige Maß an Kraft zu finden, sie zu beherrschen, ohne ihrem zarten Körper wehzutun.
Sinnlose Panik. Offenbar war ihr Versuch, das Wasser zu verlassen, von einer plötzlichen Erinnerung ausgelöst worden, die nun verschwunden war. Iascyn hatte ganze Arbeit geleistet. Sein hübsches Fisch-Liebchen erinnerte sich nicht daran, wer sie war, und starb fast vor Angst vor Arpad.
„Nicht wehren, Fischlein! Nicht wehren. Ich bringe dich zurück zum Wasser, sobald ich weiß, daß du darin überleben kannst, ohne zu ertrinken. Und sobald ich weiß, daß es das ist, was du wirklich willst. Vertrau mir.“
Ihre Panik nahm zu. Er setzte sie zwischen seine Beine, mit dem Rücken zu sich, legte seine Arme um sie, seine Hände auf ihr rundes Bäuchlein. Sie würde die Kinder verlieren, wenn es ihm nicht gelang, sie alle zu beruhigen.
„Corrisande. Hör zu! Du mußt dich
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