Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
ist.“
„Legen Sie sie aufs Bett und nehmen Sie Ihre Hände von ihr. Sie gehört Ihnen nicht.“
„Delacroix, Ihr Stolz und Ihre Besitzgier interessieren mich absolut nicht. Hier geht es nicht um Besitzrechte. Zumindest jetzt noch nicht. Sie hat Sie über die Grenzen ihres gelöschten Gedächtnisses hinweg geliebt, die Erinnerung an Sie drei Monate lang gegenüber einem alles vernichtenden Zauberbann aufrechterhalten, und Sie können sie nicht einmal ohne Abscheu ansehen – einen halben Tag, nachdem Sie sie verloren haben. Sie sind ihr Opfer nicht wert, und schon gar nicht meine kostbare Zeit.“
„Legen Sie sie nieder, sage ich. Jetzt sofort!“
„Oder was? Wollen Sie mich mit Ihrem Kalteisenmesser angreifen? Sie würden sie damit umbringen. Ist es das, was Sie vorhaben? Ist es leichter, sie zu betrauern als sie so zu akzeptieren, wie sie ist?“
Delacroix trat einen Schritt auf den Vampir zu. Er streckte seine Arme zur Seite aus, die Handflächen nach oben.
„Keine Waffen, Vampir. Mein Amulett ist hinter mir auf dem Tisch. Ich … bitte … Sie, legen Sie sie hin.“
Eine Zeitlang starrten sich die beiden Männer schweigend an. Dann legte Graf Arpad seine Last auf das Bett und küßte der Frau die Stirn.
Delacroix trat an das Bett und setzte sich neben sie. Er sammelte seinen Verstand und seine Fassung in einem fast schmerzhaften Akt um sich. Dabei wußte er, daß sein Besucher sowohl seine eiserne Selbstkontrolle deutlich spüren konnte als auch das, was dahinter loderte.
„Graf Arpad, bitte unterlassen Sie es, sich meiner Frau gegenüber Freiheiten herauszunehmen. Ich bin Ihnen überaus dankbar, daß Sie sie hergebracht haben. Jetzt können Sie gehen und uns allein lassen. Fräulein von Sandling hat große Mühe darauf verwendet, Sie mir als perfekten Ehrenmann darzustellen. Sie werden also vergessen, wie Sie sie gesehen haben und daß Sie sie berührt haben. Ich bin jetzt für sie verantwortlich.“
„Was wollen Sie mit ihr tun, Mensch?“
„Ich muß für sie entscheiden. Entscheiden, wo es für sie einfacher ist zu leben.“
Der Vampir sah ihn an.
„Was, wenn leben als Menschenwesen zu schwierig für sie ist? Was dann?“
Großer Gott. Was dann?
„Dann werde ich sie persönlich zurück zum See bringen. Meine Frau. Meine Angelegenheit. Nicht Ihre, Feyon.“ Er fühlte sich, als hätte ihm jemand mit einer Stahlkeule einen Hieb in den Magen verpaßt.
„Seien Sie kein Narr, Delacroix. Sie haben sie schon einmal dem Wasser übergeben. Ein zweites Mal bringen Sie das nicht fertig.“
„Ich tue immer, was getan werden muß – und jetzt gehen Sie.“
Die Hände des Feyons ließen die kleine Gestalt los, und er richtete sich auf. „Nein, Delacroix. Ich traue Ihnen nicht über den Weg. Als ich sie aus dem Wasser gezogen habe, habe ich eine Verantwortung übernommen, wenn schon nicht für sie, dann doch für ihre ungeborenen Kinder. So einfach werden Sie mich nicht los. Ich kenne Menschenmänner. In Ihrem Wahn, alles zu beherrschen und zu besitzen, sind Sie durchaus in der Lage zu entscheiden, daß Tod besser ist als Ehrverlust, und sie umzubringen. Dieses Recht gestehe ich Ihnen nicht zu.“
Ihr Kopf bewegte sich von einer Seite zur anderen. Sie schlug die Augen auf, die tiefblauen Augen, die er so liebte.
„Phi...“
„Ich bin bei dir.“
Einen Moment lang blickte sie ihn scharf an, dann verlor sich der Blick in der Weite, wurde ängstlich, wild, gefangen. Sie sah um sich, ohne etwas zu erkennen, wand sich auf dem Bett, als sei sie im Wasser, hielt ihre Hände schützend über ihren Bauch.
Zum ersten Mal faßte er sie an. Sie war kalt und klamm. Er legte eine der rauhen Wolldecken über sie, und sie gab ein weinerliches Jammern von sich.
„Nichts Härteres als Wasser hat sie die letzten Monate berührt“, mahnte die samtige Stimme des Vampirs.
„Jetzt hat sie das Wasser verlassen. Decken sind ein Teil dieser Welt. Warum zum Teufel verschwinden Sie nicht endlich? Ich brauche Sie nicht.“
„Sie werden mich früh genug brauchen.“
„Wenn es soweit ist, werde ich Sie um Hilfe bitten.“
„Sie mögen meine Hilfe ja nicht wollen, aber sie braucht sie.“
„Nein. Braucht sie nicht. Sie hat mich, um auf sie achtzugeben. Gehen Sie und suchen Sie sich einen Nachtisch.“
Delacroix blickte nicht einmal hoch, als der Sí die Tür öffnete und das Zimmer verließ. Er sah ihn auch nicht zur Tür treten. Es interessierte ihn auch nicht, solange er nur endlich ging.
„Machen
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