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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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den Fluten zu übergeben. Vielleicht würde ein Wesen genau wie sie wiedergeboren, in tausend Jahren. Dieser Zukunft neidete er ihre Präsenz.
    Es klopfte an der Tür, und jemand trat ein, ohne seine Einladung abzuwarten. In dem spärlichen Kerzenlicht konnte er nur eine schwarze Gestalt sehen, die er nicht erkannte. Er nahm seine Pistole auf und zielte auf den Eindringling.
    „Wer da? Was wollen Sie?“
    Die dunkle, unförmige Gestalt beugte sich nieder und legte scheinbar einen Teil von sich ab auf den Boden, ein großes Paket oder etwas Ähnliches. Wie ein Lumpenbündel sah es aus. Als der Gast sich aufrichtete, erkannte Delacroix die schmale Gestalt des Feyons.
    „Sie haben getrunken“, tadelte die samtige Stimme ungehalten.
    „Was geht Sie das an, Vampir?“ gab Delacroix harsch zurück. „Sie auch, nehme ich an, und meine Erfrischung kommt aus einer Flasche, nicht aus einer Ader.“
    Der Mann trat näher an den Tisch heran und verlor etwas von seiner schattenhaften Unschärfe. Schwarze Augen sanken in gelbe.
    „Himmel. Delacroix! Müssen Sie ausgerechnet jetzt beschwipst sein? Ich brauche Sie wach und bei klarem Verstand.“
    „Mein Verstand ist klar genug für einen Kampf, sollte es zu einem kommen. Und ich bin wach genug, um Gefahren zu erkennen, und ich werde ganz gewiß nicht Teil Ihres Abendessens werden. Versuchen Sie es nicht einmal!“
    „Sie sind auf alle Fälle gut gerüstet für etwaige Kämpfe. Waffen, Kalteisen und Schutzamulett. Was erwarten Sie denn? Oder wen?“
    „Es gab eine Zeit in meinem Leben, da war ich stets und zu jeder Zeit auf das Schlimmste vorbereitet, Feyon. Im letzten halben Jahr hat sich meine Weltsicht dann geändert. Doch das war falsch. Gottverdammt, war das falsch!“ Er hob das Glas nun doch an seine Lippen, doch eine Hand wie Stahl umfaßte sein Gelenk und drehte es. Die Flüssigkeit ergoß sich über den Holztisch. Der schwarzäugige Graf schnüffelte angewidert, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch, ohne seinen Blick loszulassen.
    Delacroix machte sich von den starken Augen mühsam los und griff in seine Rocktasche, um den Brief von Fräulein von Sandling hervorzuholen. Er legte ihn auf den Tisch vor seinen Gast, der ihn kurz ansah und ihn dann mit hochgezogener Braue einsteckte, wobei er achtgab, dem ebenfalls auf dem Tisch liegenden Kalteisenmesser nicht zu nahe zu kommen.
    „Ich wäre Ihnen ausnehmend dankbar, wenn Sie das Kalteisenmesser weiter fortlegen könnten. Ich will Ihnen nichts tun, und ich habe wahrlich genug von dieser Substanz. Mehr als genug.“
    Delacroix nahm das Messer, und sein Gegenüber belauerte ihn mißtrauisch, verlagerte sein Gewicht, bereit zum Sprung, zum Kampf. Delacroix lächelte bitter.
    „Trauen Sie mir nicht?“ fragte er süßlich.
    „So sehr, wie Sie mir trauen, Delacroix“, sagte der Feyon und beäugte ihn argwöhnisch, während der Brite die Waffe hinter sich aufs Fensterbrett legte. „Doch Sie sollten mir trauen. In der Höhle haben Sie mir vertraut.“
    „Als Corrisande starb.“
    „Als wir gemeinsam einen Feind bekämpften. Sie haben mir getraut und ich Ihnen. Ich habe Sie geheilt …“
    „… und mein Blut getrunken …“
    „… und es ist ausnehmend schmackhaft. Nur gerade jetzt nicht. Sie stinken nach Schnaps. Wahrscheinlich würden Sie schmecken wie eine Brennerei. Hätten Sie sich nicht mit Wein begnügen können? Der verdirbt das Aroma nicht so.“
    Delacroix schnaubte verächtlich. Wenigstens wußte er jetzt, warum die Leute hier Enzian tranken. Es machte sie weniger wohlschmeckend für Vampire.
    Aus dem schwarzen Bündel drang ein leises Jammern, gedämpft, hoch und unverständlich.
    „Ihre Unverfrorenheit ist unglaublich, Feyon. Bringen Ihr gottverdammtes Abendessen mit zu einem Höflichkeitsbesuch.“
    Der Sí schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln und legte seine Hände auf den Tisch vor sich.
    „Das ist nicht mein Abendessen, mein Freund. Ich habe bereits diniert. Was mir noch fehlt ist ein Dessert. Doch das da – ist es nicht. Wenn Sie nicht so angesoffen wären, würde ich vielleicht auf Sie zurückkommen. Doch Nachtisch und Enzian passen nicht gut zusammen. Sie würden sich auch keinen Senf auf den Kuchen schmieren.“
    Wieder schnaubte Delacroix nur. Der Vampir fuhr fort.
    „Dort in meinem Bündel ist eine Möglichkeit. Nicht meine – Ihre. Sie werden entscheiden müssen, was Sie damit machen, und Sie werden Ihren ganzen Verstand dazu brauchen, also reißen

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