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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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McMullen.“
    „In der Tat“, erklärte der Feyon. „Mir ist aufgefallen, daß dir deren Grazie und Weitblick völlig fehlen.“
    Das Boot bewegte sich gegen den Strom sanft nach vorn. Nebel hüllte es ein, und das letzte, was Delacroix noch klar sehen konnte, war, wie das Mädchen am anderen Ufer unglaublich langsam blinzelte.

Kapitel 6
    Sie hatten ihn alleingelassen. Udolf konnte sein Glück kaum fassen. Sie hatten ihn an rückwärts verdrehten Armen hängen lassen. Seine Schultergelenke protestierten schmerzhaft. Seine Seite trug ebenfalls zu seiner Mißstimmung bei, genau wie sein Kinn, denn sie hatten ihn mehrfach ins Gesicht geschlagen, um sich von dort nach unten vorzuarbeiten. Er hatte keine ihrer Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, hatte seine Künstlertarnung hervorgekramt, erzählt, wie er in eine Falle gefallen war, die nicht ihm galt. Wer seine Hintermänner waren, hatten sie wissen wollen. Er habe keine Hintermänner, hatte er gesagt.
    Von seinen alten Verletzungen konnten seine Peiniger nichts wissen, bewiesen aber einen eindrucksvollen Instinkt, was das Zufügen von Schmerz anging. Als sie merkten, wie heftig der Gefangene auf Schläge in die Seite reagierte, hatten sie sich darauf konzentriert. Udolfs Rippen brannten wie Feuer. Er hatte es immer schwieriger gefunden, Atem zu holen, und zu seinem Verdruß festgestellt, daß sich seine Augen mit Tränen füllten, sobald seine Schwachstelle einen erneuten Hieb einsteckte. Es war ein Reflex, und er konnte nichts dagegen tun, doch natürlich kommentierten sie seine anscheinende Schwäche ausgiebig. Allein dafür hätte er sie liebend gerne umgebracht. Nicht, daß er einen zusätzlichen Grund dafür benötigt hätte!
    Durch einen Schleier von Schmerz nahm er seine Umgebung wahr, sah in die entschlossenen Gesichter seiner Gegner, die eher pflichtbewußt als grausam wirkten. Tagesgeschäft. Sie taten es wahrscheinlich für Kaiser und Vaterland oder glaubten das zumindest. Sie waren im Recht. Er war ein gefaßter Spion, und sie repräsentierten einen Teil der Obrigkeit.
    Es kam ihm vor, als hätten sie ihn lange befragt, doch er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war. Der Raum hatte nur ein Kellerfensterchen, ansonsten erhellten ihn Lampen. Zeit war so nicht meßbar. Schmerz und die Erwartung von noch mehr Schmerz schienen sie langsamer vergehen zu lassen.
    Dann gingen die Männer widerstrebend. Ein Dritter hatte sie geholt, und sie stritten mit ihm, bis sie außer Hörweite waren.
    Es mochte eine Falle sein. Nur – warum sollte man einem Gefangenen eine Falle stellen, der schon in einer hing?
    Er beschloß, es sei keine Falle, sondern eine Chance. Eventuell seine einzige.
    Er war zerschunden, aber bisher nicht gefährlich verletzt. Das mochte noch kommen . Im Augenblick jedoch waren seine Knochen noch nicht gebrochen, er konnte noch funktionieren, er mußte sich nur darauf konzentrieren. Eventuell hatten sie ja nicht bemerkt, daß er mit den Zehen den Boden erreichte und somit immerhin einen winzigen Anteil seines Gewichts abfangen konnte, das ihm die Arme aus den Schultergelenken zu drehen drohte.
    Er versuchte, auf den Zehen zu wippen, um etwas Schwung zu holen. Jede Abwärtsbewegung riß an seinen Gelenken und ließ ihm den Schmerz erneut unerbittlich in die Seite fahren. Er ignorierte ihn. Dann sprang er, katapultierte sich nach oben, beugte den Kopf nach unten und versuchte, eine Rolle zu machen, während er noch hing. Durch den Ring seiner Arme fädelte er Unterkörper und Beine und unterdrückte einen Schmerzensschrei und eine Anzahl passender Flüche. Auch jede Triumphäußerung verbiß er sich, als er auf den Füßen landete und diesmal richtig herum an der Decke hing.
    So war es einfacher. Seine Füße erreichten den Boden, er stand gerade. Er sprang hoch, und es gelang ihm, seine Fesseln aus dem Haken zu bekommen.
    Keinen Augenblick zu früh.
    Die Tür öffnete sich, und der Kerl, der ihn so gern in die Seite geschlagen hatte, trat ein. Udolf ließ ihm keine Sekunde zum Nachdenken. Er schlug dem Mann mit den noch gefesselten Händen gegen das Kinn. Er fiel ohne ein Wort um.
    Fast erwartete Udolf einen Angriff eines weiteren Feindes, doch niemand kam. Glück. Sie hatten den Bewußtlosen allein zu ihm zurückgeschickt, hatten nicht geglaubt, daß der Gefangene noch eine Bedrohung darstellte. Falsch.
    Udolf zerrte den Mann ganz in den Raum und schloß die Tür. Mit beiden Händen durchsuchte er seine Taschen und fand ein Messer. Es zu ziehen

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