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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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vorstellen, daß es möglich ist, sich mit einem Sí zu verbinden. Doch dieses Gebirge hat eine so hohe arkane Grundenergie und so viele rätselhafte Dinge geschehen hier, daß man alle Möglichkeiten in Betracht ziehen muß. Ich sollte unbedingt dafür sorgen, daß ich das hier überlebe, damit ich meiner Loge Bericht erstatten kann.“
    Delacroix lachte. McMullen sah in allem immer die wissenschaftliche Seite, selbst in den unglaublichsten Unsäglichkeiten.
    „Wird man Ihnen glauben?“
    „Höchstwahrscheinlich nicht. Aber sie archivieren dennoch alles. Ich werde es aufschreiben, ablegen, und Jahrzehnte später wird ein junger Adept es finden und eine wissenschaftliche Arbeit voller Spekulationen über meinen Whiskykonsum schreiben.“
    Sie saßen noch einen Moment schweigend da.
    „Ich nehme an, wir müssen wieder Treppen steigen“, ächzte McMullen. „Wie viele Stufen mögen es zum Berggipfel sein?“
    „Wir müssen nicht zum Gipfel. Wir müssen nur dorthin, wo wir hergekommen sind.“
    „Entzückend. Dort stehen wir dann wieder im Dunkeln im eiskalten Wasser und warten auf eine Horde Kriminelle und einen ausnehmend mächtigen Magier, die ihre Freude daran haben, uns zu jagen. Sollten wir Ian tatsächlich finden, zieh ich ihm die Ohren lang.“
    „Mit einer Horde Mörder nehme ich es allemal lieber auf als mit dem … Ding. Sie machen sich keine Vorstellung …“
    Er brach jäh ab. Sein Entsetzen war gegen sich selbst gerichtet, gegen den Nukleus von Zerstörung und Gewalt, den die Kreatur in ihn gepflanzt hatte, und er erschauerte bei dem Gedanken an die Verbindung zwischen ihm und dem wölfischen Greuel. Die Veränderung, die der Götze – oder Dämon – an ihm vorgenommen hatte, war nicht in der Vergangenheit verschollen. Sie war Teil seines Seins. Was er war, war er auch aus diesem Grund: Der Kämpfer, der Mann für gefährliche Aufträge, derjenige, auf den man sich verlassen konnte, harte Entscheidungen mit eiserner Rücksichtslosigkeit zu fällen. Vielleicht war er nicht schlechter als andere Menschen, doch er war gewiß gefährlicher. In seinem Innern lauerte ein Raubtier darauf, freigelassen zu werden.
    „Nein.“ McMullen sah ihn durchdringend an. „Wahrscheinlich weiß ich wirklich nicht, wie das ist. Werden Sie mich versuchen lassen, die Spuren Ihrer Erfahrung zu entfernen, wenn wir es hier heraus schaffen?“
    Delacroix zuckte die Achseln.
    „Nehmen Sie es mir nicht übel, mein Freund, doch ich bin mir recht sicher, daß das Ihre Befähigungen übersteigt.“
    „Ich würde es auf keinen Fall allein versuchen.“
    Er half McMullen hoch.
    „Meinen Sie, Sie können ein Stück weiter?“
    „Habe ich denn eine Wahl?“
    Zögernd machten sie sich wieder an den Aufstieg. Nach etwa dreißig weiteren Stufen erreichten sie einen in Stein gehauenen Treppenabsatz. Ein Durchlaß führte in eine große Höhle. Sie traten ein, und die Lücke schloß sich hinter ihnen.
    „Verdammt, unser Rückweg ist abgeschnitten“, murmelte Delacroix.
    „Nun, in die Richtung wollen wir gewiß nicht mehr“, gab McMullen zurück.
    Die Höhle war fast kugelförmig. Sie schien keine Öffnungen zu haben, war aber dennoch hell erleuchtet, genau wie ihr Weg nach oben. Ein Fluß teilte die Höhle. Das Wasser floß langsam und ruhig.
    Am anderen Ufer sah Delacroix eine junge Frau. Sie saß mit dem Rücken zur Wand. Ihr Kleid war zerfetzt, und sie war blaß wie ein Geist. Sie hielt einen Mann in den Armen. Beide bewegten sich nicht, saßen ganz still, blinzelten nicht einmal. Eine Hand des Mädchens stützte den Mann, die andere lag an seiner Wange. Delacroix erkannte den Mann. Arpad. Sie sahen nicht leblos aus, wirkten eher wie eingefrorene Plastiken.
    „Sehen Sie sie?“ fragte er.
    McMullen nickte. „Graf Arpad und das verschollene Mädchen.“
    „Sind sie tot?“
    „Es sieht nicht so aus. Nicht in dieser Position. Wären sie tot, würden sie anders daliegen. Etwas hat sie erstarren lassen.“
    Sie sahen das Paar eine Weile an. Das Mädchen war keine Schönheit. Ein blauer Fleck entstellte ihr Gesicht, ihre großen, dunklen Augen bildeten einen scharfen Kontrast zu ihrer durchscheinend weißen Haut. Sie wirkte resigniert und irgendwie wach.
    Graf Arpad schlief anscheinend. Sie hielt ihn auf eigentümliche Weise, nicht wie einen Liebhaber, eher wie ein krankes Kind. Konnten Vampire krank werden? Delacroix war einer der wenigen, die wußten, was der geheimnisvolle Graf in Wirklichkeit war. Er hatte dieses Geheimnis

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