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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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war mit gefesselten Händen nicht leicht, doch in weniger als einer Minute hatte er die Fesseln durchschnitten und war frei.
    Doch mehr Zeit blieb Udolf auch nicht. In diesem Moment öffneten sich die Augen des Kerls und sahen Udolf an. Er packte die Schultern seines Gegners und rammte dessen Kopf heftig gegen den Steinboden. Das Geräusch klang übel, und er war sicher, das Brechen von Knochen gehört zu haben. Tiefe Genugtuung fuhr ihm in die Seele. Sie befreite ihn nicht vom Schmerz, machte ihn jedoch erträglicher. Schmerz machte rachsüchtig.
    Er holte tief Atem, hielt sich die Seite. Notwehr. Ein Kontrahent weniger machte die Dinge leichter.
    Der Mann war dunkelhaarig und annähernd so groß wie Udolf. Der Bayer drehte seinen einstigen Peiniger um, nahm ihm das Jackett ab, zog ihm das eigene an, band ihm die Hände zusammen und hängte ihn genauso auf, wie er selbst noch vor kurzem da gehangen hatte. Vielleicht würde ihm das ein paar Minuten verschaffen.
    Er ging die Besitztümer des Mannes durch, nahm dessen Messer an sich, seinen Derringer, ein halbwegs sauberes Taschentuch, ein Schlüsselbund und einiges Geld, von dem Udolf sich sicher war, daß es ursprünglich ihm gehört hatte. Dann ging er zur Tür und linste vorsichtig hinaus. Den Keller konnte er nur durch das Haus verlassen. Von dort mußte er zu den Ställen, sich ein Pferd besorgen. Dann würde er wie der Teufel nach Ischl reiten.
    Das Mädchen würden sie töten.
    Er unterdrückte einen Fluch. Er hätte sie nie mitnehmen sollen.
    Jetzt mußte er sich eilen und sehen, daß er davonkam, solange es möglich war. Wenn erst der ganze Haushalt nach ihm suchte, waren die Chancen, nach Ischl zu gelangen, gleich Null. Er konnte sie nicht suchen. Er wußte nicht einmal, wo. Es ging nicht nur um sie. Es ging um viele Leben.
    Ihm fielen ihr Kuß ein und ihre Worte dazu. Vielleicht war sie in ihn verliebt? Er aber hatte sie in den Händen von Mördern zurückgelassen. Es war ihm zuwider. Doch es ließ sich nicht ändern. Vielleicht würde Ihre Majestät eine Rettungsaktion befehlen. Doch wahrscheinlich erst in ein oder zwei Tagen. Zu viele Dinge konnten in zwei Tagen geschehen.
    Er verbannte die Gedanken an sie aus seinem Sinn. Keine Zeit. Seine Pflicht galt seiner Meldung. Verdammt.
    Er schlich die Treppen empor und horchte an der Kellertür. Er hörte Stimmen, doch sie wurden leiser. Anscheinend entfernten sich die Sprecher. Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hinaus. Der Flur lag im Dunkeln. Niemand war zu sehen. Er mußte sich nur nach links wenden, durch den Eingang hinaushuschen, über den Hof schleichen und ein Pferd stehlen. Pferdediebstahl mochte nicht das übliche Betätigungsfeld eines Ehrenmannes sein, aber er hatte keine Zeit, sich wie ein Ehrenmann zu verhalten. Wie ein Schurke schon eher: ein Pferdedieb, der eine hilflose Frau im Stich ließ. Es würde einer Menge guten Weines bedürfen, um den Nachgeschmack daran hinunterzuspülen.
    Inzwischen war es draußen fast vollständig dunkel. Wenn seine Flucht noch eine Weile unentdeckt blieb, hatte er eine Chance.
    Allerdings mußte er schnell sein und ein gutes, kräftiges Tier auswählen. Von Pferden verstand er etwas, schließlich war er Chevauleger. Zu Pferd mannhaft zu sein hatte er gelernt. Das war leicht. Das Mädchen zurückzulassen war schwieriger.
    Er schlich zum Seiteneingang und horchte, den Derringer in der Tasche verborgen in der Hand.
    Im nächsten Augenblick hörte er Hufschlag. Eine Reihe Pferde sprengten in den Hof. Reiter. Stimmen riefen nach Bedienung. Der Baron mit seinen Gästen oder Komplizen oder beiden, Udolf wußte es nicht. Er wußte nur, daß er sich im Dienertrakt des Anwesens befand und es hier von Bediensteten gleich wimmeln würde.
    Schon hörte er sie. Zu spät, sich hinter die Kellertür zurückzuziehen. Stimmen nahten, er sah Lichtschein hinter der nächsten Ecke. Er öffnete die Tür und trat auf den Hof, bevor ihn jemand im Korridor aufhalten und nach seinem Begehr fragen konnte.
    Draußen hatte man Laternen und Fackeln angezündet, die allerdings fast mehr Schatten auf das Gewühl warfen als Licht. Die Reiter kamen von einem Jagdausflug zurück. Menschen scherzten und redeten. Männer saßen ab. Jemand, der ihn offenbar für einen Diener hielt, winkte ihn herbei, und er verneigte sich und hielt einem Reiter die Zügel.
    Er half dem Mann vom Pferd und achtete darauf, sein Gesicht im Schatten zu halten. Er war nur ein Dienstbote. Er hatte jedes Recht, hier

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