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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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niemandem verraten, nicht einmal McMullen, hatte einen Eid geschworen, es nicht zu tun.
    Die wächserne Blässe des Mädchens war erklärbar, wenn man bedachte, wie lange sie mit dem Vampir allein gewesen war. Eine ganze Weile sah Delacroix der Frau auf der anderen Seite des Flusses direkt in die Augen. Doch sie ließ nicht erkennen, ob sie ihn oder McMullen bemerkte.
    „Glauben Sie, jemand hat sie gebannt? Der andere Meister zum Beispiel?“ erkundigte sich Delacroix.
    McMullen fixierte sie weiter.
    „Denkbar. Aber unwahrscheinlich. Sie brauchen einen Sí, um ihre Maschine zu testen. Es wäre also sinnlos, sie hier in Skulpturen zu verwandeln. Auch bin ich nicht sicher, ob ein menschlicher Magier soviel Macht über ihn hätte. Er ist viel stärker und viel mächtiger, als er aussieht.“
    „Das … stimmt wahrscheinlich“, antwortete Delacroix kryptisch und dachte dabei, es sei noch untertrieben. „Wir sollten zu ihnen gehen. Vielleicht können wir so mehr herausfinden. Eventuell können wir ihnen helfen. Sie sollte nicht mit ihm allein sein.“
    „Natürlich nicht. Keine junge, anständige Dame sollte länger mit einem Mann – oder Sí – allein sein. Es gehört sich nicht. Doch er erscheint mir im Moment nicht bedrohlich, und was immer ihnen geschehen ist, sie scheinen keine Schmerzen zu leiden.“
    „Warum bewegen sie sich nicht?“
    McMullen zuckte die Achseln.
    „Ich weiß nicht. Ich habe keine Lösung und kann ihnen wahrscheinlich nicht helfen. Es ist kaum möglich, einen Bann zu brechen, von dem man nichts weiß. Wenn es denn einer ist.“
    Sie traten an den Fluß.
    „Wissen Sie was?“ brummte McMullen und kratzte sich den Stoppelbart. „Vielleicht ist es mir tatsächlich gelungen, die Zeit zu verändern. Vielleicht ist es das. Ich habe in jener kleinen Höhle hinter dem Wasservorhang versucht, uns auf eine andere Zeitlinie zu bringen. Vielleicht ist mir das tatsächlich geglückt. Möglicherweise bewegen sich die beiden dort drüben ganz normal, nur wir sind asynchron.“
    „Sie hätten nie mit der Zeit spielen dürfen!“
    „Nein, vermutlich nicht. Ich dachte allerdings, ein Versuch könne nicht schaden. Im Grunde habe ich nicht an einen Erfolg geglaubt. Wenn ich ehrlich sein soll, ich weiß nicht, wie mir das gelungen ist.“
    „Ihre Loge wäre entsetzt, daß Sie so etwas versucht haben.“
    „Eher interessiert.“
    „Wenn wir zur anderen Seite schwimmen, können wir den beiden eventuell eine Nachricht zukommen lassen. Sie wissen nichts über die Maschine.“
    „Ich habe nichts, worauf ich schreiben könnte, und die beiden sehen auch nicht so aus, als hätten sie Schreibutensilien eingepackt.“
    „Können Sie denn nicht auf Stein schreiben?“
    McMullen lächelte und zitierte:
    „‚… sieh! und sieh! an weißer Wand,
    Da kam ’ s hervor wie Menschenhand;
    Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
    Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand …‘
    Delacroix, ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich mit romantischen Balladen befassen.“
    „Corrisande aber. Sie singt sie zur Harfe, obwohl sie, wie sie sagt, unterdessen unmodern sind.“
    „Nun, ich kann es versuchen, wenn wir erst einmal drüben sind. Was soll ich denn schreiben? ,Mene tekel u-pharsin ‘ wird ihnen kaum helfen.“
    „Mene was?“
    „Das schrieb jene Hand an die babylonische Wand. Gewogen und für zu leicht befunden.“
    „Ich habe Sie die Treppe hochgeschleppt. Sie sind auf keinen Fall zu leicht. Glauben Sie mir.“
    Sie beobachteten skeptisch das Wasser.
    „Irgendwie möchte ich da nicht hindurchschwimmen“, sagte McMullen nach einiger Zeit.
    „Ich freue mich auch nicht darüber, wieder naß zu werden“, gab ihm Delacroix recht. „Aber da uns wahrscheinlich niemand mit einem Boot abholt, wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben.“
    Im trüben Licht, das die Höhle erleuchtete, entstand aus dem Nichts ein schwarzes Boot, das wie eine glänzende Version der Plätten aussah, die die Leute in dieser Gegend benutzten. Am Heck des Ruderboots stand ein junger Mann. Seegrünes Haar strömte ihm über den Rücken. Seine Haut war mit Silberschuppen geschmückt. Er sah unverschämt gut aus und war in jeder Hinsicht von bemerkenswertem Körperbau.
    Delacroix fixierte ihn argwöhnisch. McMullen hob eine Braue.
    „Willkommen am Acheron“, sagte der Jüngling mit einem Lächeln, das Herzen brechen mochte und dennoch leicht spöttisch wirkte. „Man verlangt nach einem Boot?“
    Stille senkte sich über die

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