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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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zu stehen.
    Gäste wußten sicher nicht, wer hier arbeitete und wer nicht, doch die anderen Bediensteten würden ihn schnell entdecken. Schon trat ein Stallbursche auf ihn zu und nahm ihm die Zügel ab. Von Görenczy gab sie ihm ohne zu zögern, achtete nur darauf, sich dabei von dem Burschen abzuwenden. Wenn der Junge Ärger machte, war Udolf tot.
    Er duckte sich um ein Pferd herum, wandte dem Stallburschen den Rücken zu und widerstand beharrlich dem Bedürfnis, sich umzudrehen und nachzusehen, ob ihn jemand argwöhnisch beobachtete. Er bewegte sich mit dem gemessenen und doch bescheidenen Schritt eines Bediensteten, der seine Pflicht und seinen sozialen Stand kannte und akzeptierte. Langsam näherte er sich dem Tor nach draußen. Wenn er jetzt ging, würde es niemand merken, doch zu Fuß war er zu leicht einzuholen.
    Er schob sich in die Schatten und folgte den Burschen in die Ställe. Petroleumlampen erleuchteten die Boxen. Offenbar legte der Besitzer des Anwesens Wert auf seine Stallungen. Die Reitpferde waren besser untergebracht als die gefangenen Spione.
    Er verbarg sich wieder im Schatten und beobachtete die Burschen bei der Arbeit. Sie waren zu zweit. Wenn er sie überraschte, konnte er sie übermannen. Normalerweise hätte das keine Frage sein sollen. In seinem momentanen Zustand aber tat er gut daran, sie einen nach dem anderen von hinten niederzuschlagen.
    Spionage war ein schmutziges Geschäft. Leute von hinten zu überfallen oder einfach zu ermorden widerstrebte ihm. Die beiden waren erst vierzehn oder fünfzehn.
    Er oder sie. Vielleicht würde es reichen, sie bewußtlos zu schlagen.
    Verdammt! Ruhm und Ehre mochten in einem Kavallerieangriff liegen, in einer Schlacht, auch wenn er noch keine erlebt hatte. Seine Vorstellungen stammten aus Büchern und gemalten Schlachtenszenen und natürlich den aufgebauschten Geschichten alter Offiziere, die mit Worten wie Ehre, Ruhm, Stolz und Mut nicht geizten, wenn es darum ging, jüngere Kollegen zu beeindrucken. Hinter halben Kindern herzuschleichen, um ihnen aufs Haupt zu schlagen und ein Pferd zu stehlen, schien ungleich weniger glorios.
    In Stiefeln auf einem Steinboden zu schleichen war ohnehin unmöglich. Die beiden drehten sich nach ihm um. Er lächelte und hoffte, daß das Durcheinander an Neuankömmlingen sie denken lassen würde, er wäre einer der Gäste oder einer von deren Dienern.
    Ohne Warnung schlug er dem einen aufs Kinn und erwischte den anderen mit der Linken. Ein halber Schrei endete in einem dumpfen Knall, als er den Burschen mit dem Gesicht zuerst gegen einen Holzpfosten schleuderte. Beide lagen bewegungslos da.
    Er zischte vor Schmerz. Der Schwung war direkt in die Muskeln seiner lädierten Seite gefahren. Er unterdrückte ein Jammern, beugte sich hinunter, zog die beiden Burschen in eine Pferdebox und fesselte sie mit Zaumzeug. Ihre Mützen stopfte er ihnen als Knebel in den Mund. Wie lange sie brauchen würden, um sich zu befreien, konnte er nicht ermessen. Vernünftigerweise hätte er sie töten sollen, ihnen die Kehlen durchschneiden, solange sie wehrlos waren, doch er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, auch nicht, sich zu einem Mord zu zwingen, den er nicht begehen wollte. Jemand kam.
    Ein Knabe führte ein weiteres Pferd in den Stall, hatte aber Probleme, das nervöse Tier zu halten. Er hielt die Zügel zu kurz, stand auf der falschen Seite, machte alles falsch. Das Reitpferd schlug aus und riß den Kopf hoch. Der Bengel verlor fast den Boden unter den Füßen. Beinahe wäre Udolf ihm zu Hilfe gekommen. So ging man nicht mit einem Pferd um.

Kapitel 7
    Marie-Jeannette wehrte sich nicht gegen die Hand, die ihren Arm hielt und sie die Treppe hinaufzerrte. Sie ging brav mit, ein artiges, liebes Mädchen. Hysterische Anfälle ihrerseits würde der Mann nicht mögen. Hysterische Anfälle mußte man genau planen. Corrisande hatte ihr das beigebracht, als sie noch auf der Suche nach einem reichen Ehemann gewesen war. Die Zeiten waren nun vorbei, doch vielleicht würde sie einige der von ihrer Arbeitgeberin erworbenen Fähigkeiten nutzen können.
    Sie fragte sich, wohin man ihren zeitweisen „Gatten“ gebracht hatte. Sie hatte gehofft, man würde sie beisammen lassen, doch vermutlich fanden sie es sinnvoller, sie zu trennen. Marie-Jeannette hätte sich in der Nähe des Chevaulegers sicherer gefühlt. Er war tapfer und couragiert. Sie hatte ihn immer gemocht. In der Tat mochte sie ihn ganz erheblich mehr, als in irgendeiner Weise

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